ner andern Treppe in die Tieffe hinunter, und brachte nach und nach das schönste Brat-Werck von allerley Fleisch und Fischen, anbey Citronen, Capern, Limonien und andere eingemachte Sachen an Statt des Zugemüses und Salats herauf, hier- nächst 4. solche vortreffliche Cocos-Nüsse, derglei- chen ich von Grösse Zeit meines Lebens nie gesehen habe, und woran wir beyde uns ungemein labten. Urbanus bezeigte sein Vergnügen auf vielerley Art, da er sahe, daß wir uns seine Tractamenten so wohlschmecken liessen, langete derowegen 3. Fla- schen von dem allerangenehmsten Palmen-Sect herbey, und nöthigte uns jederzeit auf das aller- hefftigste, ihm Bescheid im Trincken zu thun. Wir führeten uns aber hierbey sehr behutsam auf, weiln uns dieser Wein etwas stärcker, als andere gerin- gere Weine zu seyn, vorkommen wolte. Wie wir uns aber mit Speisen und Geträncken genungsam gesättiget hatten, räumete Urbanus selbsten alles vom Tische ab, brachte hergegen das Bild des ge- creutzigten Heylandes nebst noch mehr als 12. biß 16. andern Bildern, die alle wie kleine Statuen von lau- tern Golde gegossen waren, setzte diese Statuen alle nach ihrer Ordnung auf den Tisch, fiel nieder auf die Knie, und verrichtete sein christliches Tisch- und Abend-Gebet in Persianischer Sprache. Da wir nun höreten und verstunden, daß er lauter heilige, andächtige und christliche worte vorbrachte, liessen wir uns gleichfalls neben ihn auf die Knie nieder, und beteten zu GOtt, eine jede nach ihres Hertzens- Andacht und Anliegen. Nach Verlauff etwa einer guten Stunde richtete sich Urbanus und auch wir
beyden
ner andern Treppe in die Tieffe hinunter, und brachte nach und nach das ſchoͤnſte Brat-Werck von allerley Fleiſch und Fiſchen, anbey Citronen, Capern, Limonien und andere eingemachte Sachen an Statt des Zugemuͤſes und Salats herauf, hier- naͤchſt 4. ſolche vortreffliche Cocos-Nuͤſſe, derglei- chen ich von Groͤſſe Zeit meines Lebens nie geſehen habe, und woran wir beyde uns ungemein labten. Urbanus bezeigte ſein Vergnuͤgen auf vielerley Art, da er ſahe, daß wir uns ſeine Tractamenten ſo wohlſchmecken lieſſen, langete derowegen 3. Fla- ſchen von dem allerangenehmſten Palmen-Sect herbey, und noͤthigte uns jederzeit auf das aller- hefftigſte, ihm Beſcheid im Trincken zu thun. Wir fuͤhreten uns aber hierbey ſehr behutſam auf, weiln uns dieſer Wein etwas ſtaͤrcker, als andere gerin- gere Weine zu ſeyn, vorkommen wolte. Wie wir uns aber mit Speiſen und Getraͤncken genungſam geſaͤttiget hatten, raͤumete Urbanus ſelbſten alles vom Tiſche ab, brachte hergegen das Bild des ge- creutzigten Heylandes nebſt noch mehr als 12. biß 16. andern Bildern, die alle wie kleine Statuen von lau- tern Golde gegoſſen waren, ſetzte dieſe Statuen alle nach ihrer Ordnung auf den Tiſch, fiel nieder auf die Knie, und verrichtete ſein chriſtliches Tiſch- und Abend-Gebet in Perſianiſcher Sprache. Da wir nun hoͤreten und verſtunden, daß er lauter heilige, andaͤchtige und chriſtliche worte vorbrachte, lieſſen wir uns gleichfalls neben ihn auf die Knie nieder, und beteten zu GOtt, eine jede nach ihres Hertzens- Andacht und Anliegen. Nach Verlauff etwa einer guten Stunde richtete ſich Urbanus und auch wir
beyden
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0506"n="496"/>
ner andern Treppe in die Tieffe hinunter, und<lb/>
brachte nach und nach das ſchoͤnſte Brat-Werck<lb/>
von allerley Fleiſch und Fiſchen, anbey Citronen,<lb/>
Capern, Limonien und andere eingemachte Sachen<lb/>
an Statt des Zugemuͤſes und Salats herauf, hier-<lb/>
naͤchſt 4. ſolche vortreffliche Cocos-Nuͤſſe, derglei-<lb/>
chen ich von Groͤſſe Zeit meines Lebens nie geſehen<lb/>
habe, und woran wir beyde uns ungemein labten.<lb/><hirendition="#aq">Urbanus</hi> bezeigte ſein Vergnuͤgen auf vielerley<lb/>
Art, da er ſahe, daß wir uns ſeine <hirendition="#aq">Tractament</hi>en<lb/>ſo wohlſchmecken lieſſen, langete derowegen 3. Fla-<lb/>ſchen von dem allerangenehmſten Palmen-Sect<lb/>
herbey, und noͤthigte uns jederzeit auf das aller-<lb/>
hefftigſte, ihm Beſcheid im Trincken zu thun. Wir<lb/>
fuͤhreten uns aber hierbey ſehr behutſam auf, weiln<lb/>
uns dieſer Wein etwas ſtaͤrcker, als andere gerin-<lb/>
gere Weine zu ſeyn, vorkommen wolte. Wie wir<lb/>
uns aber mit Speiſen und Getraͤncken genungſam<lb/>
geſaͤttiget hatten, raͤumete <hirendition="#aq">Urbanus</hi>ſelbſten alles<lb/>
vom Tiſche ab, brachte hergegen das Bild des ge-<lb/>
creutzigten Heylandes nebſt noch mehr als 12. biß 16.<lb/>
andern Bildern, die alle wie kleine <hirendition="#aq">Statu</hi>en von lau-<lb/>
tern Golde gegoſſen waren, ſetzte dieſe <hirendition="#aq">Statu</hi>en alle<lb/>
nach ihrer Ordnung auf den Tiſch, fiel nieder auf<lb/>
die Knie, und verrichtete ſein chriſtliches Tiſch- und<lb/>
Abend-Gebet in Perſianiſcher Sprache. Da wir<lb/>
nun hoͤreten und verſtunden, daß er lauter heilige,<lb/>
andaͤchtige und chriſtliche worte vorbrachte, lieſſen<lb/>
wir uns gleichfalls neben ihn auf die Knie nieder,<lb/>
und beteten zu GOtt, eine jede nach ihres Hertzens-<lb/>
Andacht und Anliegen. Nach Verlauff etwa einer<lb/>
guten Stunde richtete ſich <hirendition="#aq">Urbanus</hi> und auch wir<lb/><fwplace="bottom"type="catch">beyden</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[496/0506]
ner andern Treppe in die Tieffe hinunter, und
brachte nach und nach das ſchoͤnſte Brat-Werck
von allerley Fleiſch und Fiſchen, anbey Citronen,
Capern, Limonien und andere eingemachte Sachen
an Statt des Zugemuͤſes und Salats herauf, hier-
naͤchſt 4. ſolche vortreffliche Cocos-Nuͤſſe, derglei-
chen ich von Groͤſſe Zeit meines Lebens nie geſehen
habe, und woran wir beyde uns ungemein labten.
Urbanus bezeigte ſein Vergnuͤgen auf vielerley
Art, da er ſahe, daß wir uns ſeine Tractamenten
ſo wohlſchmecken lieſſen, langete derowegen 3. Fla-
ſchen von dem allerangenehmſten Palmen-Sect
herbey, und noͤthigte uns jederzeit auf das aller-
hefftigſte, ihm Beſcheid im Trincken zu thun. Wir
fuͤhreten uns aber hierbey ſehr behutſam auf, weiln
uns dieſer Wein etwas ſtaͤrcker, als andere gerin-
gere Weine zu ſeyn, vorkommen wolte. Wie wir
uns aber mit Speiſen und Getraͤncken genungſam
geſaͤttiget hatten, raͤumete Urbanus ſelbſten alles
vom Tiſche ab, brachte hergegen das Bild des ge-
creutzigten Heylandes nebſt noch mehr als 12. biß 16.
andern Bildern, die alle wie kleine Statuen von lau-
tern Golde gegoſſen waren, ſetzte dieſe Statuen alle
nach ihrer Ordnung auf den Tiſch, fiel nieder auf
die Knie, und verrichtete ſein chriſtliches Tiſch- und
Abend-Gebet in Perſianiſcher Sprache. Da wir
nun hoͤreten und verſtunden, daß er lauter heilige,
andaͤchtige und chriſtliche worte vorbrachte, lieſſen
wir uns gleichfalls neben ihn auf die Knie nieder,
und beteten zu GOtt, eine jede nach ihres Hertzens-
Andacht und Anliegen. Nach Verlauff etwa einer
guten Stunde richtete ſich Urbanus und auch wir
beyden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/506>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.