&q;ne Brüder sogleich eine Clause auf diese Stätte, &q;unter welcher aber 4. in Stein gearbeitete Keller &q;befindlich sind, und lebten in den ersten Jahren &q;sehr schlecht und elend, nemlich von blossen Kräu- &q;tern, Wurtzeln und wilden unschmackhafften &q;Früchten, worbey uns die vortreffliche Wasser- &q;Quelle sehr wohl zu statten kam; nach der Zeit aber &q;haben sich aus einigen, in dem jenseitigen Groß- &q;Mogulschen Gebiethe gelegenen kleinen Städten &q;und Dörffern immerzu Leute bey uns eingefunden, &q;weiln wir alle beyde die Gaben hatten, zu weissa- &q;gen, Krancke gesund zu machen, auch dann und &q;wann einige besondere Wunder zu thun. Also &q;sind wir nachhero von diesen Leuten nicht allein mit &q;guten Speisen und Geträncken versorgt, sondern &q;auch mit allerhand Arten von Geschencken fast ü- &q;berhäufft worden, biß endlich, wie ich schon gemel- &q;det, mein Mit-Bruder ohngefähr vor einem hal- &q;ben Jahre gestorben, und von mir begraben ist. &q;Nunmehro habe ich einen stumm und taub gebohr- &q;nen Mann zu meiner Bedienung, welcher mich &q;wöchentlich 2. oder 3. mahl besucht, und zusiehet, &q;ob ich auch noch lebe. Dieser bringet mir alles zu, &q;was ich zur höchsten Nothdurfft brauche, und ohn- &q;geachtet er taub und stumm ist, so verstehet er doch &q;an den Zeichen, so ich ihm gebe, alles auf das al- &q;lergenaueste, was ich von ihm haben will, als &q;wovon ihr die Proben sehen sollet, denn er wird &q;Heute, oder längstens Morgen gewiß kommen, und &q;mir frischen Proviant bringen."
Nachdem der alte Greiß diese seine Rede vol- lendet, nöthigte er uns beyde mit ihm in seine Clau-
se
&q;ne Bruͤder ſogleich eine Clauſe auf dieſe Staͤtte, &q;unter welcher aber 4. in Stein gearbeitete Keller &q;befindlich ſind, und lebten in den erſten Jahren &q;ſehr ſchlecht und elend, nemlich von bloſſen Kraͤu- &q;tern, Wurtzeln und wilden unſchmackhafften &q;Fruͤchten, worbey uns die vortreffliche Waſſer- &q;Quelle ſehr wohl zu ſtatten kam; nach der Zeit aber &q;haben ſich aus einigen, in dem jenſeitigen Groß- &q;Mogulſchen Gebiethe gelegenen kleinen Staͤdten &q;und Doͤrffern immerzu Leute bey uns eingefunden, &q;weiln wir alle beyde die Gaben hatten, zu weiſſa- &q;gen, Krancke geſund zu machen, auch dann und &q;wann einige beſondere Wunder zu thun. Alſo &q;ſind wir nachhero von dieſen Leuten nicht allein mit &q;guten Speiſen und Getraͤncken verſorgt, ſondern &q;auch mit allerhand Arten von Geſchencken faſt uͤ- &q;berhaͤufft worden, biß endlich, wie ich ſchon gemel- &q;det, mein Mit-Bruder ohngefaͤhr vor einem hal- &q;ben Jahre geſtorben, und von mir begraben iſt. &q;Nunmehro habe ich einen ſtumm und taub gebohr- &q;nen Mann zu meiner Bedienung, welcher mich &q;woͤchentlich 2. oder 3. mahl beſucht, und zuſiehet, &q;ob ich auch noch lebe. Dieſer bringet mir alles zu, &q;was ich zur hoͤchſten Nothdurfft brauche, und ohn- &q;geachtet er taub und ſtumm iſt, ſo verſtehet er doch &q;an den Zeichen, ſo ich ihm gebe, alles auf das al- &q;lergenaueſte, was ich von ihm haben will, als &q;wovon ihr die Proben ſehen ſollet, denn er wird &q;Heute, oder laͤngſtens Morgen gewiß kommen, und &q;mir friſchen Proviant bringen.‟
Nachdem der alte Greiß dieſe ſeine Rede vol- lendet, noͤthigte er uns beyde mit ihm in ſeine Clau-
ſe
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0503"n="493"/>&q;ne Bruͤder ſogleich eine Clauſe auf dieſe Staͤtte,<lb/>&q;unter welcher aber 4. in Stein gearbeitete Keller<lb/>&q;befindlich ſind, und lebten in den erſten Jahren<lb/>&q;ſehr ſchlecht und elend, nemlich von bloſſen Kraͤu-<lb/>&q;tern, Wurtzeln und wilden unſchmackhafften<lb/>&q;Fruͤchten, worbey uns die vortreffliche Waſſer-<lb/>&q;Quelle ſehr wohl zu ſtatten kam; nach der Zeit aber<lb/>&q;haben ſich aus einigen, in dem jenſeitigen Groß-<lb/>&q;Mogulſchen Gebiethe gelegenen kleinen Staͤdten<lb/>&q;und Doͤrffern immerzu Leute bey uns eingefunden,<lb/>&q;weiln wir alle beyde die Gaben hatten, zu weiſſa-<lb/>&q;gen, Krancke geſund zu machen, auch dann und<lb/>&q;wann einige beſondere Wunder zu thun. Alſo<lb/>&q;ſind wir nachhero von dieſen Leuten nicht allein mit<lb/>&q;guten Speiſen und Getraͤncken verſorgt, ſondern<lb/>&q;auch mit allerhand Arten von Geſchencken faſt uͤ-<lb/>&q;berhaͤufft worden, biß endlich, wie ich ſchon gemel-<lb/>&q;det, mein Mit-Bruder ohngefaͤhr vor einem hal-<lb/>&q;ben Jahre geſtorben, und von mir begraben iſt.<lb/>&q;Nunmehro habe ich einen ſtumm und taub gebohr-<lb/>&q;nen Mann zu meiner Bedienung, welcher mich<lb/>&q;woͤchentlich 2. oder 3. mahl beſucht, und zuſiehet,<lb/>&q;ob ich auch noch lebe. Dieſer bringet mir alles zu,<lb/>&q;was ich zur hoͤchſten Nothdurfft brauche, und ohn-<lb/>&q;geachtet er taub und ſtumm iſt, ſo verſtehet er doch<lb/>&q;an den Zeichen, ſo ich ihm gebe, alles auf das al-<lb/>&q;lergenaueſte, was ich von ihm haben will, als<lb/>&q;wovon ihr die Proben ſehen ſollet, denn er wird<lb/>&q;Heute, oder laͤngſtens Morgen gewiß kommen, und<lb/>&q;mir friſchen Proviant bringen.‟</p><lb/><p>Nachdem der alte Greiß dieſe ſeine Rede vol-<lb/>
lendet, noͤthigte er uns beyde mit ihm in ſeine Clau-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſe</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[493/0503]
&q;ne Bruͤder ſogleich eine Clauſe auf dieſe Staͤtte,
&q;unter welcher aber 4. in Stein gearbeitete Keller
&q;befindlich ſind, und lebten in den erſten Jahren
&q;ſehr ſchlecht und elend, nemlich von bloſſen Kraͤu-
&q;tern, Wurtzeln und wilden unſchmackhafften
&q;Fruͤchten, worbey uns die vortreffliche Waſſer-
&q;Quelle ſehr wohl zu ſtatten kam; nach der Zeit aber
&q;haben ſich aus einigen, in dem jenſeitigen Groß-
&q;Mogulſchen Gebiethe gelegenen kleinen Staͤdten
&q;und Doͤrffern immerzu Leute bey uns eingefunden,
&q;weiln wir alle beyde die Gaben hatten, zu weiſſa-
&q;gen, Krancke geſund zu machen, auch dann und
&q;wann einige beſondere Wunder zu thun. Alſo
&q;ſind wir nachhero von dieſen Leuten nicht allein mit
&q;guten Speiſen und Getraͤncken verſorgt, ſondern
&q;auch mit allerhand Arten von Geſchencken faſt uͤ-
&q;berhaͤufft worden, biß endlich, wie ich ſchon gemel-
&q;det, mein Mit-Bruder ohngefaͤhr vor einem hal-
&q;ben Jahre geſtorben, und von mir begraben iſt.
&q;Nunmehro habe ich einen ſtumm und taub gebohr-
&q;nen Mann zu meiner Bedienung, welcher mich
&q;woͤchentlich 2. oder 3. mahl beſucht, und zuſiehet,
&q;ob ich auch noch lebe. Dieſer bringet mir alles zu,
&q;was ich zur hoͤchſten Nothdurfft brauche, und ohn-
&q;geachtet er taub und ſtumm iſt, ſo verſtehet er doch
&q;an den Zeichen, ſo ich ihm gebe, alles auf das al-
&q;lergenaueſte, was ich von ihm haben will, als
&q;wovon ihr die Proben ſehen ſollet, denn er wird
&q;Heute, oder laͤngſtens Morgen gewiß kommen, und
&q;mir friſchen Proviant bringen.‟
Nachdem der alte Greiß dieſe ſeine Rede vol-
lendet, noͤthigte er uns beyde mit ihm in ſeine Clau-
ſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/503>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.