&q;setzt eure Reise in möglichster Geschwindigkeit fort, &q;denn gleich mit Anbruch des Tages wird der Schei- &q;ter-Hauffen angezündet werden, der dem Mord- &q;brennerinnen, keines Weges aber vor euch zur &q;Bestraffung, auf meinen Befehl, aufgeführet wor- &q;den.
Nachdem die Fürstin unser Zimmer verlassen, fielen Mirzamanda und ich auf unsere Knie nieder, und wiederhohleten das Gebet zu dem allmächtigen GOtt, welches denn auch erhöret wurde: Denn die Fürstin kam in der Mitternachts-Stunde, nahm von Mirzamanden unter sehr vielen Küssen den al- lerzärtlichsten Abschied, und führete uns beyde in eigener Person in Begleitung zweyer Mägde durch den grossen Garten zur Hinter-Thür hinaus, all- wo wir andere 2. Mägde, die Körbe aufgehuckt hat- ten, antraffen, und mit denselben, nach nochmahls genommenem zärtlichen Abschiede von der Fürstin, unsere Reise antraten, und zwar dem Scheine einiger Fackeln, so hie und da am Wege aufgestellet waren, entgegen eileten, so lange biß der Tag anzubrechen begunte, da wir denn bald ein grosses Feuer-Zeichen am Himmel gewahr wurden, und daraus nicht an- ders urtheilen konten, als daß selbiges von dem an- gezündeten Scheiter-Hauffen herrührete, weiln sich solches eben über selbiger Gegend zeigte. Wir wünschten also denen Mordbrennerinnen eine glückli- che Himmelfahrt, und setzten unsern Weg durch ei- nen grossen dicken Wald auf das allereiligste fort, welchen wir nach gethanen zweyen starcken Tage- Reisen endlich nur von ferne noch hinter unserm Rü- cken liegen sahen. Die beyden Mägde, welche die
Körbe
&q;ſetzt eure Reiſe in moͤglichſter Geſchwindigkeit fort, &q;denn gleich mit Anbruch des Tages wird der Schei- &q;ter-Hauffen angezuͤndet werden, der dem Mord- &q;brennerinnen, keines Weges aber vor euch zur &q;Beſtraffung, auf meinen Befehl, aufgefuͤhret wor- &q;den.
Nachdem die Fuͤrſtin unſer Zimmer verlaſſen, fielen Mirzamanda und ich auf unſere Knie nieder, und wiederhohleten das Gebet zu dem allmaͤchtigen GOtt, welches denn auch erhoͤret wurde: Denn die Fuͤrſtin kam in der Mitternachts-Stunde, nahm von Mirzamanden unter ſehr vielen Kuͤſſen den al- lerzaͤrtlichſten Abſchied, und fuͤhrete uns beyde in eigener Perſon in Begleitung zweyer Maͤgde durch den groſſen Garten zur Hinter-Thuͤr hinaus, all- wo wir andere 2. Maͤgde, die Koͤrbe aufgehuckt hat- ten, antraffen, und mit denſelben, nach nochmahls genommenem zaͤrtlichen Abſchiede von der Fuͤrſtin, unſere Reiſe antraten, und zwar dem Scheine einiger Fackeln, ſo hie und da am Wege aufgeſtellet waren, entgegen eileten, ſo lange biß der Tag anzubrechen begunte, da wir denn bald ein groſſes Feuer-Zeichen am Himmel gewahr wurden, und daraus nicht an- ders urtheilen konten, als daß ſelbiges von dem an- gezuͤndeten Scheiter-Hauffen herruͤhrete, weiln ſich ſolches eben uͤber ſelbiger Gegend zeigte. Wir wuͤnſchten alſo denen Mordbreñerinnen eine gluͤckli- che Himmelfahrt, und ſetzten unſern Weg durch ei- nen groſſen dicken Wald auf das allereiligſte fort, welchen wir nach gethanen zweyen ſtarcken Tage- Reiſen endlich nur von ferne noch hinter unſerm Ruͤ- cken liegen ſahen. Die beyden Maͤgde, welche die
Koͤrbe
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0496"n="486"/>&q;ſetzt eure Reiſe in moͤglichſter Geſchwindigkeit fort,<lb/>&q;denn gleich mit Anbruch des Tages wird der Schei-<lb/>&q;ter-Hauffen angezuͤndet werden, der dem Mord-<lb/>&q;brennerinnen, keines Weges aber vor euch zur<lb/>&q;Beſtraffung, auf meinen Befehl, aufgefuͤhret wor-<lb/>&q;den.</p><lb/><p>Nachdem die Fuͤrſtin unſer Zimmer verlaſſen,<lb/>
fielen <hirendition="#aq">Mirzamanda</hi> und ich auf unſere Knie nieder,<lb/>
und wiederhohleten das Gebet zu dem allmaͤchtigen<lb/>
GOtt, welches denn auch erhoͤret wurde: Denn die<lb/>
Fuͤrſtin kam in der Mitternachts-Stunde, nahm<lb/>
von <hirendition="#aq">Mirzamand</hi>en unter ſehr vielen Kuͤſſen den al-<lb/>
lerzaͤrtlichſten Abſchied, und fuͤhrete uns beyde in<lb/>
eigener Perſon in Begleitung zweyer Maͤgde durch<lb/>
den groſſen Garten zur Hinter-Thuͤr hinaus, all-<lb/>
wo wir andere 2. Maͤgde, die Koͤrbe aufgehuckt hat-<lb/>
ten, antraffen, und mit denſelben, nach nochmahls<lb/>
genommenem zaͤrtlichen Abſchiede von der Fuͤrſtin,<lb/>
unſere Reiſe antraten, und zwar dem Scheine einiger<lb/>
Fackeln, ſo hie und da am Wege aufgeſtellet waren,<lb/>
entgegen eileten, ſo lange biß der Tag anzubrechen<lb/>
begunte, da wir denn bald ein groſſes Feuer-Zeichen<lb/>
am Himmel gewahr wurden, und daraus nicht an-<lb/>
ders urtheilen konten, als daß ſelbiges von dem an-<lb/>
gezuͤndeten Scheiter-Hauffen herruͤhrete, weiln ſich<lb/>ſolches eben uͤber ſelbiger Gegend zeigte. Wir<lb/>
wuͤnſchten alſo denen Mordbreñerinnen eine gluͤckli-<lb/>
che Himmelfahrt, und ſetzten unſern Weg durch ei-<lb/>
nen groſſen dicken Wald auf das allereiligſte fort,<lb/>
welchen wir nach gethanen zweyen ſtarcken Tage-<lb/>
Reiſen endlich nur von ferne noch hinter unſerm Ruͤ-<lb/>
cken liegen ſahen. Die beyden Maͤgde, welche die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Koͤrbe</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[486/0496]
&q;ſetzt eure Reiſe in moͤglichſter Geſchwindigkeit fort,
&q;denn gleich mit Anbruch des Tages wird der Schei-
&q;ter-Hauffen angezuͤndet werden, der dem Mord-
&q;brennerinnen, keines Weges aber vor euch zur
&q;Beſtraffung, auf meinen Befehl, aufgefuͤhret wor-
&q;den.
Nachdem die Fuͤrſtin unſer Zimmer verlaſſen,
fielen Mirzamanda und ich auf unſere Knie nieder,
und wiederhohleten das Gebet zu dem allmaͤchtigen
GOtt, welches denn auch erhoͤret wurde: Denn die
Fuͤrſtin kam in der Mitternachts-Stunde, nahm
von Mirzamanden unter ſehr vielen Kuͤſſen den al-
lerzaͤrtlichſten Abſchied, und fuͤhrete uns beyde in
eigener Perſon in Begleitung zweyer Maͤgde durch
den groſſen Garten zur Hinter-Thuͤr hinaus, all-
wo wir andere 2. Maͤgde, die Koͤrbe aufgehuckt hat-
ten, antraffen, und mit denſelben, nach nochmahls
genommenem zaͤrtlichen Abſchiede von der Fuͤrſtin,
unſere Reiſe antraten, und zwar dem Scheine einiger
Fackeln, ſo hie und da am Wege aufgeſtellet waren,
entgegen eileten, ſo lange biß der Tag anzubrechen
begunte, da wir denn bald ein groſſes Feuer-Zeichen
am Himmel gewahr wurden, und daraus nicht an-
ders urtheilen konten, als daß ſelbiges von dem an-
gezuͤndeten Scheiter-Hauffen herruͤhrete, weiln ſich
ſolches eben uͤber ſelbiger Gegend zeigte. Wir
wuͤnſchten alſo denen Mordbreñerinnen eine gluͤckli-
che Himmelfahrt, und ſetzten unſern Weg durch ei-
nen groſſen dicken Wald auf das allereiligſte fort,
welchen wir nach gethanen zweyen ſtarcken Tage-
Reiſen endlich nur von ferne noch hinter unſerm Ruͤ-
cken liegen ſahen. Die beyden Maͤgde, welche die
Koͤrbe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/496>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.