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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Dolch glücklich aus den Händen heraus, und
versetzte ihm in gröster Geschwindigkeit 8. biß
10. Stiche in die Brust und in dem Unterleib, so,
daß er gar bald darnieder sanck, und seinen Geist
aufgab.

Jch hätte sogleich in Ohnmacht sincken mö-
gen, da ich durch mein Gucke-Loch diese jämmer-
liche Mord-Geschichte mit ansahe, allein der Prin-
tzeßin erstaunliches Zeter-und Mord-Geschrey trieb
nicht allein diese zurück, sondern lockte auch etliche
Mann von der Wache herbey, welche sogleich die
Thür eintraten, um zu sehen, was vorgienge. Wie
nun diese Mannschafft sahe, welcher Gestalt sich
ihr Herr auf dem Boden in seinem Blute herum
weltzete, lieffen sogleich einige derselben zurück, um
diese Begebenheit der Schwester des Arab-Ogli
zu berichten: denn es hatte dieser geile Herr we-
der Frau, noch Kinder, sondern sich schon eine lan-
ge Zeit daher mit Huren beholffen. Gemeldte
Schwester des Arab-Ogli blieb erstlich eine lan-
ge Weile stehen, als ob sie versteinert wäre, nach-
dem sie dieses Spectacul erblickte; endlich aber
that sie ihren Mund auf, und sagte: "Printzeßin
&q;Mirzamanda! welcher böse Geist hat euch
&q;verleitet, diesen meinen Bruder, als einen regie-
&q;renden Fürsten, auf so grausame Art zu er-
&q;morden? Mirzamanda gab hierauf zur Ant-
wort: "Jch habe einen vermaledeyeten Nachstel-
&q;ler und Räuber meiner Ehre, welche aber der
&q;Himmel mir biß hieher dennoch erhalten hat,
&q;mit seinem eigenen Dolche ermordet, und zwar
&q;ohne andere Beyhülffe, mit meiner eigenen Faust;

&q;ob
IV. Theil. (h h)

Dolch gluͤcklich aus den Haͤnden heraus, und
verſetzte ihm in groͤſter Geſchwindigkeit 8. biß
10. Stiche in die Bruſt und in dem Unterleib, ſo,
daß er gar bald darnieder ſanck, und ſeinen Geiſt
aufgab.

Jch haͤtte ſogleich in Ohnmacht ſincken moͤ-
gen, da ich durch mein Gucke-Loch dieſe jaͤmmer-
liche Mord-Geſchichte mit anſahe, allein der Prin-
tzeßin erſtaunliches Zeter-und Mord-Geſchrey trieb
nicht allein dieſe zuruͤck, ſondern lockte auch etliche
Mann von der Wache herbey, welche ſogleich die
Thuͤr eintraten, um zu ſehen, was vorgienge. Wie
nun dieſe Mannſchafft ſahe, welcher Geſtalt ſich
ihr Herr auf dem Boden in ſeinem Blute herum
weltzete, lieffen ſogleich einige derſelben zuruͤck, um
dieſe Begebenheit der Schweſter des Arab-Ogli
zu berichten: denn es hatte dieſer geile Herr we-
der Frau, noch Kinder, ſondern ſich ſchon eine lan-
ge Zeit daher mit Huren beholffen. Gemeldte
Schweſter des Arab-Ogli blieb erſtlich eine lan-
ge Weile ſtehen, als ob ſie verſteinert waͤre, nach-
dem ſie dieſes Spectacul erblickte; endlich aber
that ſie ihren Mund auf, und ſagte: „Printzeßin
&q;Mirzamanda! welcher boͤſe Geiſt hat euch
&q;verleitet, dieſen meinen Bruder, als einen regie-
&q;renden Fuͤrſten, auf ſo grauſame Art zu er-
&q;morden? Mirzamanda gab hierauf zur Ant-
wort: „Jch habe einen vermaledeyeten Nachſtel-
&q;ler und Raͤuber meiner Ehre, welche aber der
&q;Himmel mir biß hieher dennoch erhalten hat,
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[481/0491] Dolch gluͤcklich aus den Haͤnden heraus, und verſetzte ihm in groͤſter Geſchwindigkeit 8. biß 10. Stiche in die Bruſt und in dem Unterleib, ſo, daß er gar bald darnieder ſanck, und ſeinen Geiſt aufgab. Jch haͤtte ſogleich in Ohnmacht ſincken moͤ- gen, da ich durch mein Gucke-Loch dieſe jaͤmmer- liche Mord-Geſchichte mit anſahe, allein der Prin- tzeßin erſtaunliches Zeter-und Mord-Geſchrey trieb nicht allein dieſe zuruͤck, ſondern lockte auch etliche Mann von der Wache herbey, welche ſogleich die Thuͤr eintraten, um zu ſehen, was vorgienge. Wie nun dieſe Mannſchafft ſahe, welcher Geſtalt ſich ihr Herr auf dem Boden in ſeinem Blute herum weltzete, lieffen ſogleich einige derſelben zuruͤck, um dieſe Begebenheit der Schweſter des Arab-Ogli zu berichten: denn es hatte dieſer geile Herr we- der Frau, noch Kinder, ſondern ſich ſchon eine lan- ge Zeit daher mit Huren beholffen. Gemeldte Schweſter des Arab-Ogli blieb erſtlich eine lan- ge Weile ſtehen, als ob ſie verſteinert waͤre, nach- dem ſie dieſes Spectacul erblickte; endlich aber that ſie ihren Mund auf, und ſagte: „Printzeßin &q;Mirzamanda! welcher boͤſe Geiſt hat euch &q;verleitet, dieſen meinen Bruder, als einen regie- &q;renden Fuͤrſten, auf ſo grauſame Art zu er- &q;morden? Mirzamanda gab hierauf zur Ant- wort: „Jch habe einen vermaledeyeten Nachſtel- &q;ler und Raͤuber meiner Ehre, welche aber der &q;Himmel mir biß hieher dennoch erhalten hat, &q;mit ſeinem eigenen Dolche ermordet, und zwar &q;ohne andere Beyhuͤlffe, mit meiner eigenen Fauſt; &q;ob IV. Theil. (h h)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/491>, abgerufen am 27.11.2024.