Jacob nebst seiner Frauen mit, da er denn zu seiner Tochter sagte: "Siehe! diese habe ich noch deinet- &q;wegen begnadigt, du solt mir aber durchaus keine &q;Christin bleiben, weilen ich etwas gantz anderes &q;zu meinem und deinem Nutzen mit dir vorhabe, &q;und wenn du mir nicht folgen wilst, so kostet es &q;dir dein Leben."
Als er dieses gesagt, muste sogleich ein Schee- rer herein in das Zimmer treten, welcher der Prin- tzeßin alle ihre schönen schwartzen Haare von dem Haupte abschneiden und abscheeren muste. Sie hielt gedultig stille, wie ein Lamm, da aber dieses geschehen, trat eine verfluchte alte Persianische Schwartzkünstlerin, die ich sehr wohl kannte, in das Zimmer herein, welche in jeder Hand ein Bügel-Eisen hatte, welche alle beyde fast halb glü- end zu seyn schienen.
Demnach sagte der Fürst zu seiner Tochter: Siehe! weil du wider mein Wissen und Willen mit Wasser getaufft bist, so will ich dich nunmehro zu meinem Vergnügen mit Feuer tauffen lassen. Hierauf gab er der alten verfluchten Bestie einen Winck, und sagte öffent- lich, daß sie ihr Amt redlich verrichten, sich an nichts kehren, und seine Tochter gar im geringsten nicht verschonen solte. Demnach fieng das ver- fluchte Weib der Printzeßin Kopff dergestalt mit dem halb glüenden Eisen zu bügeln an, daß ich fast darüber in Ohnmacht gesuncken wäre, zumah- len, da die Printzeßin unter währenden Bügeln 3. laute Schreye that. Jedoch, weil sie einen recht heldenmüthigen Geist hatte, so erhohlete sie sich
bald
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Jacob nebſt ſeiner Frauen mit, da er denn zu ſeiner Tochter ſagte: „Siehe! dieſe habe ich noch deinet- &q;wegen begnadigt, du ſolt mir aber durchaus keine &q;Chriſtin bleiben, weilen ich etwas gantz anderes &q;zu meinem und deinem Nutzen mit dir vorhabe, &q;und wenn du mir nicht folgen wilſt, ſo koſtet es &q;dir dein Leben.‟
Als er dieſes geſagt, muſte ſogleich ein Schee- rer herein in das Zimmer treten, welcher der Prin- tzeßin alle ihre ſchoͤnen ſchwartzen Haare von dem Haupte abſchneiden und abſcheeren muſte. Sie hielt gedultig ſtille, wie ein Lamm, da aber dieſes geſchehen, trat eine verfluchte alte Perſianiſche Schwartzkuͤnſtlerin, die ich ſehr wohl kannte, in das Zimmer herein, welche in jeder Hand ein Buͤgel-Eiſen hatte, welche alle beyde faſt halb gluͤ- end zu ſeyn ſchienen.
Demnach ſagte der Fuͤrſt zu ſeiner Tochter: Siehe! weil du wider mein Wiſſen und Willen mit Waſſer getaufft biſt, ſo will ich dich nunmehro zu meinem Vergnuͤgen mit Feuer tauffen laſſen. Hierauf gab er der alten verfluchten Beſtie einen Winck, und ſagte oͤffent- lich, daß ſie ihr Amt redlich verrichten, ſich an nichts kehren, und ſeine Tochter gar im geringſten nicht verſchonen ſolte. Demnach fieng das ver- fluchte Weib der Printzeßin Kopff dergeſtalt mit dem halb gluͤenden Eiſen zu buͤgeln an, daß ich faſt daruͤber in Ohnmacht geſuncken waͤre, zumah- len, da die Printzeßin unter waͤhrenden Buͤgeln 3. laute Schreye that. Jedoch, weil ſie einen recht heldenmuͤthigen Geiſt hatte, ſo erhohlete ſie ſich
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Jacob nebſt ſeiner Frauen mit, da er denn zu ſeiner
Tochter ſagte: „Siehe! dieſe habe ich noch deinet-
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&q;Chriſtin bleiben, weilen ich etwas gantz anderes
&q;zu meinem und deinem Nutzen mit dir vorhabe,
&q;und wenn du mir nicht folgen wilſt, ſo koſtet es
&q;dir dein Leben.‟
Als er dieſes geſagt, muſte ſogleich ein Schee-
rer herein in das Zimmer treten, welcher der Prin-
tzeßin alle ihre ſchoͤnen ſchwartzen Haare von dem
Haupte abſchneiden und abſcheeren muſte. Sie
hielt gedultig ſtille, wie ein Lamm, da aber dieſes
geſchehen, trat eine verfluchte alte Perſianiſche
Schwartzkuͤnſtlerin, die ich ſehr wohl kannte, in
das Zimmer herein, welche in jeder Hand ein
Buͤgel-Eiſen hatte, welche alle beyde faſt halb gluͤ-
end zu ſeyn ſchienen.
Demnach ſagte der Fuͤrſt zu ſeiner Tochter:
Siehe! weil du wider mein Wiſſen und
Willen mit Waſſer getaufft biſt, ſo will ich
dich nunmehro zu meinem Vergnuͤgen mit
Feuer tauffen laſſen. Hierauf gab er der alten
verfluchten Beſtie einen Winck, und ſagte oͤffent-
lich, daß ſie ihr Amt redlich verrichten, ſich an
nichts kehren, und ſeine Tochter gar im geringſten
nicht verſchonen ſolte. Demnach fieng das ver-
fluchte Weib der Printzeßin Kopff dergeſtalt mit
dem halb gluͤenden Eiſen zu buͤgeln an, daß ich
faſt daruͤber in Ohnmacht geſuncken waͤre, zumah-
len, da die Printzeßin unter waͤhrenden Buͤgeln
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/479>, abgerufen am 25.11.2024.
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