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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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trifft, weßwegen, wenn ich ihr dann und wann
dieserwegen das Gewissen rührete, sie mir zur Ant-
wort gab: Jhr sehet ja, liebe Anna! daß dieses
nur ein Narren-Werck und Gauckel-Spielerey
ist, womit ich zwar einen und den andern zuwei-
len am Leibe, jedoch niemahls gefährlich, geschwei-
ge denn an der Seele beleidige, mithin, da das
allermeiste von meinen Künsten und Wissenschaff-
ten natürlich zugehet, ich aber mit den bösen Gei-
stern gantz und gar keine Gemeinschafft habe, so
kan dieses eben nicht allzu sehr wider das Chri-
stenthum streiten. Jedoch (sagte sie denn öffters
im rechten Ernste) ich kan ja alle diese Narrens-
Possen ohne besondern Hertzens-Zwang bleiben
lassen.

Damit ich aber in meiner Geschichts-Erzeh-
lung den Krebs-Gang vermeide, und nicht wieder
auf das schon vorhin gemeldete gerathe, so will nur
dieses weiter berichten: daß der Fürst über die
tapffermüthigen und hertzhafften Worte, die seine
Tochter in gröstem Eifer vorbrachte, dergestalt in
Zorn gebracht wurde, daß er plötzlich von seinem
Sofa aufstund, und sich von dannen nach seinem
Zimmer begab, ohne, wie er sonsten zu thun pflegte,
der Printzeßin einen Kuß auf eine geruhige Nacht
zu geben. Mir fieng schon, ehe ich mich noch zu
Bette legte, etwas Ubles zu träumen an, doch, da
ich mich hingelegt hatte, kam die Printzeßin, schar-
rete sich bey mir ein, und klagte mit weinenden Au-
gen die nie erhörten Versuchungen ihres leiblichen
Vaters, welchen sie zwar entgegen gesetzt, daß
dieses, was er von ihr verlangte, eine so wohl bey

Christen,

trifft, weßwegen, wenn ich ihr dann und wann
dieſerwegen das Gewiſſen ruͤhrete, ſie mir zur Ant-
wort gab: Jhr ſehet ja, liebe Anna! daß dieſes
nur ein Narren-Werck und Gauckel-Spielerey
iſt, womit ich zwar einen und den andern zuwei-
len am Leibe, jedoch niemahls gefaͤhrlich, geſchwei-
ge denn an der Seele beleidige, mithin, da das
allermeiſte von meinen Kuͤnſten und Wiſſenſchaff-
ten natuͤrlich zugehet, ich aber mit den boͤſen Gei-
ſtern gantz und gar keine Gemeinſchafft habe, ſo
kan dieſes eben nicht allzu ſehr wider das Chri-
ſtenthum ſtreiten. Jedoch (ſagte ſie denn oͤffters
im rechten Ernſte) ich kan ja alle dieſe Narrens-
Poſſen ohne beſondern Hertzens-Zwang bleiben
laſſen.

Damit ich aber in meiner Geſchichts-Erzeh-
lung den Krebs-Gang vermeide, und nicht wieder
auf das ſchon vorhin gemeldete gerathe, ſo will nur
dieſes weiter berichten: daß der Fuͤrſt uͤber die
tapffermuͤthigen und hertzhafften Worte, die ſeine
Tochter in groͤſtem Eifer vorbrachte, dergeſtalt in
Zorn gebracht wurde, daß er ploͤtzlich von ſeinem
Sofa aufſtund, und ſich von dannen nach ſeinem
Zimmer begab, ohne, wie er ſonſten zu thun pflegte,
der Printzeßin einen Kuß auf eine geruhige Nacht
zu geben. Mir fieng ſchon, ehe ich mich noch zu
Bette legte, etwas Ubles zu traͤumen an, doch, da
ich mich hingelegt hatte, kam die Printzeßin, ſchar-
rete ſich bey mir ein, und klagte mit weinenden Au-
gen die nie erhoͤrten Verſuchungen ihres leiblichen
Vaters, welchen ſie zwar entgegen geſetzt, daß
dieſes, was er von ihr verlangte, eine ſo wohl bey

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[463/0473] trifft, weßwegen, wenn ich ihr dann und wann dieſerwegen das Gewiſſen ruͤhrete, ſie mir zur Ant- wort gab: Jhr ſehet ja, liebe Anna! daß dieſes nur ein Narren-Werck und Gauckel-Spielerey iſt, womit ich zwar einen und den andern zuwei- len am Leibe, jedoch niemahls gefaͤhrlich, geſchwei- ge denn an der Seele beleidige, mithin, da das allermeiſte von meinen Kuͤnſten und Wiſſenſchaff- ten natuͤrlich zugehet, ich aber mit den boͤſen Gei- ſtern gantz und gar keine Gemeinſchafft habe, ſo kan dieſes eben nicht allzu ſehr wider das Chri- ſtenthum ſtreiten. Jedoch (ſagte ſie denn oͤffters im rechten Ernſte) ich kan ja alle dieſe Narrens- Poſſen ohne beſondern Hertzens-Zwang bleiben laſſen. Damit ich aber in meiner Geſchichts-Erzeh- lung den Krebs-Gang vermeide, und nicht wieder auf das ſchon vorhin gemeldete gerathe, ſo will nur dieſes weiter berichten: daß der Fuͤrſt uͤber die tapffermuͤthigen und hertzhafften Worte, die ſeine Tochter in groͤſtem Eifer vorbrachte, dergeſtalt in Zorn gebracht wurde, daß er ploͤtzlich von ſeinem Sofa aufſtund, und ſich von dannen nach ſeinem Zimmer begab, ohne, wie er ſonſten zu thun pflegte, der Printzeßin einen Kuß auf eine geruhige Nacht zu geben. Mir fieng ſchon, ehe ich mich noch zu Bette legte, etwas Ubles zu traͤumen an, doch, da ich mich hingelegt hatte, kam die Printzeßin, ſchar- rete ſich bey mir ein, und klagte mit weinenden Au- gen die nie erhoͤrten Verſuchungen ihres leiblichen Vaters, welchen ſie zwar entgegen geſetzt, daß dieſes, was er von ihr verlangte, eine ſo wohl bey Chriſten,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/473>, abgerufen am 26.11.2024.