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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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ihr mit dem Kinde auf dem Fusse nachzufolgen,
auch eine Flasche Wein nebst der eingepackten
kalten Küche und etwas Confect hinter ihr herzu-
tragen, indem sie recht sehr durstig und hungrig
wäre. Jch machte mich sogleich fertig, ihr zu fol-
gen, und traff die gute Fürstin auf einem grossen
Steine unter einem grünen Strauche sitzend an,
gab ihr ihre liebe Tochter in die Arme, welche sie
sogleich an ihre Brust legte, ich aber ließ mich unter
dem Steine zu ihren Füssen nieder, und legte mein
Haupt in ihren Schooß. Kaum war dieses ge-
schehen, da ein schneller Pfeil aus dem gegen über
stehenden Gebüsche heraus geflogen kam, und
accurat über meinem Haupte in der Fürstin schöne
Brust fuhr, so daß ich fast vom Haupte biß zu den
Füssen mit ihrem Fürsten-Blute gefärbt, ja recht
eingetränckt wurde, dennsie war ein sehr vollblüti-
ges Frauenzimmer.

Das aller jämmerlichste Spectacul, derglei-
chen ich Zeit meines Lebens niemahls mit Augen
gesehen, und worbey mir selbsten das Hertz im Leibe
recht blutete, wurde mir dergestalt empfindlich,
daß ich von einer würcklichen Ohnmacht befallen
wurde, zumahlen, da ich, indem ich meine Augen
noch in etwas empor hub, gewahr wurde, daß die
kleine ebenfalls mit Blut befärbte Mirzamanda
mit beyden Händen, und zwar aus äusersten
Kräfften, beschäfftiget war, den Pfeil aus ihrer
Mutter Brust heraus zu reissen, weßwegen ich
denn vollends in eine so starcke Ohnmacht verfiel,
daß ich von meinen Sinnen nicht wuste, und we-
der sehen noch hören konte.

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ihr mit dem Kinde auf dem Fuſſe nachzufolgen,
auch eine Flaſche Wein nebſt der eingepackten
kalten Kuͤche und etwas Confect hinter ihr herzu-
tragen, indem ſie recht ſehr durſtig und hungrig
waͤre. Jch machte mich ſogleich fertig, ihr zu fol-
gen, und traff die gute Fuͤrſtin auf einem groſſen
Steine unter einem gruͤnen Strauche ſitzend an,
gab ihr ihre liebe Tochter in die Arme, welche ſie
ſogleich an ihre Bruſt legte, ich aber ließ mich unter
dem Steine zu ihren Fuͤſſen nieder, und legte mein
Haupt in ihren Schooß. Kaum war dieſes ge-
ſchehen, da ein ſchneller Pfeil aus dem gegen uͤber
ſtehenden Gebuͤſche heraus geflogen kam, und
accurat uͤber meinem Haupte in der Fuͤrſtin ſchoͤne
Bruſt fuhr, ſo daß ich faſt vom Haupte biß zu den
Fuͤſſen mit ihrem Fuͤrſten-Blute gefaͤrbt, ja recht
eingetraͤnckt wurde, dennſie war ein ſehr vollbluͤti-
ges Frauenzimmer.

Das aller jaͤmmerlichſte Spectacul, derglei-
chen ich Zeit meines Lebens niemahls mit Augen
geſehen, und worbey mir ſelbſten das Hertz im Leibe
recht blutete, wurde mir dergeſtalt empfindlich,
daß ich von einer wuͤrcklichen Ohnmacht befallen
wurde, zumahlen, da ich, indem ich meine Augen
noch in etwas empor hub, gewahr wurde, daß die
kleine ebenfalls mit Blut befaͤrbte Mirzamanda
mit beyden Haͤnden, und zwar aus aͤuſerſten
Kraͤfften, beſchaͤfftiget war, den Pfeil aus ihrer
Mutter Bruſt heraus zu reiſſen, weßwegen ich
denn vollends in eine ſo ſtarcke Ohnmacht verfiel,
daß ich von meinen Sinnen nicht wuſte, und we-
der ſehen noch hoͤren konte.

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[455/0465] ihr mit dem Kinde auf dem Fuſſe nachzufolgen, auch eine Flaſche Wein nebſt der eingepackten kalten Kuͤche und etwas Confect hinter ihr herzu- tragen, indem ſie recht ſehr durſtig und hungrig waͤre. Jch machte mich ſogleich fertig, ihr zu fol- gen, und traff die gute Fuͤrſtin auf einem groſſen Steine unter einem gruͤnen Strauche ſitzend an, gab ihr ihre liebe Tochter in die Arme, welche ſie ſogleich an ihre Bruſt legte, ich aber ließ mich unter dem Steine zu ihren Fuͤſſen nieder, und legte mein Haupt in ihren Schooß. Kaum war dieſes ge- ſchehen, da ein ſchneller Pfeil aus dem gegen uͤber ſtehenden Gebuͤſche heraus geflogen kam, und accurat uͤber meinem Haupte in der Fuͤrſtin ſchoͤne Bruſt fuhr, ſo daß ich faſt vom Haupte biß zu den Fuͤſſen mit ihrem Fuͤrſten-Blute gefaͤrbt, ja recht eingetraͤnckt wurde, dennſie war ein ſehr vollbluͤti- ges Frauenzimmer. Das aller jaͤmmerlichſte Spectacul, derglei- chen ich Zeit meines Lebens niemahls mit Augen geſehen, und worbey mir ſelbſten das Hertz im Leibe recht blutete, wurde mir dergeſtalt empfindlich, daß ich von einer wuͤrcklichen Ohnmacht befallen wurde, zumahlen, da ich, indem ich meine Augen noch in etwas empor hub, gewahr wurde, daß die kleine ebenfalls mit Blut befaͤrbte Mirzamanda mit beyden Haͤnden, und zwar aus aͤuſerſten Kraͤfften, beſchaͤfftiget war, den Pfeil aus ihrer Mutter Bruſt heraus zu reiſſen, weßwegen ich denn vollends in eine ſo ſtarcke Ohnmacht verfiel, daß ich von meinen Sinnen nicht wuſte, und we- der ſehen noch hoͤren konte. Je- (f f) 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/465>, abgerufen am 26.11.2024.