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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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sie so gesinnet war, daß ihr der Wille, der ihr einmahl
in das Hertz und Kopff gestiegen war, durchaus er-
füllet werden muste, so hatte sie ehe keine Ruhe, biß
man ihre Feld-Reise-Geräthschafft auch zu rechte
machte, da sie denn ihrem Gemahle, so zu sagen,
auf dem Fusse nachfolgte, ich aber benebst der klei-
nen Printzeßin musten auch mitreisen. Die Reise
zwar war eben nicht allzu beschwerlich, indem wir
abwechseln, und uns bald in Wagens, bald auf
Camele oder Elephanten setzen, nach Gefallen aber
in Sänfften tragen lassen konten; allein es gefiel mir
dennoch nicht, hergegen stellete sich die junge Prin-
tzeßin dergestalt lustig und munter dabey an, als ob
sie zum Reisen gebohren wäre. Es gieng aber in
diesem Feld-Zuge sehr scharff her, und vor uns am
allerschärffesten: denn da unsere Völcker eines
Morgens von den Feinden geschlagen und zerstreu-
et worden, kamen von den Unserigen viele um den
Wagen herum, worinnen die Fürstin und die klei-
ne Printzeßin sassen, die ich auf meinem Schoosse
und in meinen Armen hatte, welche uns insgesammt
warneten, ja nicht weiter zu fahren, woferne wir
nicht ein Raub der Feinde seyn wolten, die gleich
hinter ihnen wären; gaben anbey den Rath, daß wir
lieber aussteigen, und uns in dem dicken Gebüsche
verbergen solten. Die erschrockene und beängstig-
te Fürstin, nachdem sie auf ihr Fragen: ob ihr
Gemahl noch lebte, berichtet worden, daß er noch
gesund sey, und sich dem Feinde immer noch tapffer
wiedersetzte, fassete den jählingen Schluß, aus dem
Wagen zu steigen, und sich in das dicke Gebüsche zu
begeben. Jndem sie nun ausstieg, befahl sie mir,

ihr,

ſie ſo geſinnet war, daß ihr der Wille, der ihr einmahl
in das Hertz und Kopff geſtiegen war, durchaus er-
fuͤllet werden muſte, ſo hatte ſie ehe keine Ruhe, biß
man ihre Feld-Reiſe-Geraͤthſchafft auch zu rechte
machte, da ſie denn ihrem Gemahle, ſo zu ſagen,
auf dem Fuſſe nachfolgte, ich aber benebſt der klei-
nen Printzeßin muſten auch mitreiſen. Die Reiſe
zwar war eben nicht allzu beſchwerlich, indem wir
abwechſeln, und uns bald in Wagens, bald auf
Camele oder Elephanten ſetzen, nach Gefallen aber
in Saͤnfften tragen laſſen konten; allein es gefiel mir
dennoch nicht, hergegen ſtellete ſich die junge Prin-
tzeßin dergeſtalt luſtig und munter dabey an, als ob
ſie zum Reiſen gebohren waͤre. Es gieng aber in
dieſem Feld-Zuge ſehr ſcharff her, und vor uns am
allerſchaͤrffeſten: denn da unſere Voͤlcker eines
Morgens von den Feinden geſchlagen und zerſtreu-
et worden, kamen von den Unſerigen viele um den
Wagen herum, worinnen die Fuͤrſtin und die klei-
ne Printzeßin ſaſſen, die ich auf meinem Schooſſe
und in meinen Armen hatte, welche uns insgeſammt
warneten, ja nicht weiter zu fahren, woferne wir
nicht ein Raub der Feinde ſeyn wolten, die gleich
hinter ihnen waͤren; gaben anbey den Rath, daß wir
lieber ausſteigen, und uns in dem dicken Gebuͤſche
verbergen ſolten. Die erſchrockene und beaͤngſtig-
te Fuͤrſtin, nachdem ſie auf ihr Fragen: ob ihr
Gemahl noch lebte, berichtet worden, daß er noch
geſund ſey, und ſich dem Feinde immer noch tapffer
wiederſetzte, faſſete den jaͤhlingen Schluß, aus dem
Wagen zu ſteigen, und ſich in das dicke Gebuͤſche zu
begeben. Jndem ſie nun ausſtieg, befahl ſie mir,

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[454/0464] ſie ſo geſinnet war, daß ihr der Wille, der ihr einmahl in das Hertz und Kopff geſtiegen war, durchaus er- fuͤllet werden muſte, ſo hatte ſie ehe keine Ruhe, biß man ihre Feld-Reiſe-Geraͤthſchafft auch zu rechte machte, da ſie denn ihrem Gemahle, ſo zu ſagen, auf dem Fuſſe nachfolgte, ich aber benebſt der klei- nen Printzeßin muſten auch mitreiſen. Die Reiſe zwar war eben nicht allzu beſchwerlich, indem wir abwechſeln, und uns bald in Wagens, bald auf Camele oder Elephanten ſetzen, nach Gefallen aber in Saͤnfften tragen laſſen konten; allein es gefiel mir dennoch nicht, hergegen ſtellete ſich die junge Prin- tzeßin dergeſtalt luſtig und munter dabey an, als ob ſie zum Reiſen gebohren waͤre. Es gieng aber in dieſem Feld-Zuge ſehr ſcharff her, und vor uns am allerſchaͤrffeſten: denn da unſere Voͤlcker eines Morgens von den Feinden geſchlagen und zerſtreu- et worden, kamen von den Unſerigen viele um den Wagen herum, worinnen die Fuͤrſtin und die klei- ne Printzeßin ſaſſen, die ich auf meinem Schooſſe und in meinen Armen hatte, welche uns insgeſammt warneten, ja nicht weiter zu fahren, woferne wir nicht ein Raub der Feinde ſeyn wolten, die gleich hinter ihnen waͤren; gaben anbey den Rath, daß wir lieber ausſteigen, und uns in dem dicken Gebuͤſche verbergen ſolten. Die erſchrockene und beaͤngſtig- te Fuͤrſtin, nachdem ſie auf ihr Fragen: ob ihr Gemahl noch lebte, berichtet worden, daß er noch geſund ſey, und ſich dem Feinde immer noch tapffer wiederſetzte, faſſete den jaͤhlingen Schluß, aus dem Wagen zu ſteigen, und ſich in das dicke Gebuͤſche zu begeben. Jndem ſie nun ausſtieg, befahl ſie mir, ihr,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/464>, abgerufen am 26.11.2024.