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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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herauf zurück, befahl, daß Caffee vor sie zuberei-
tet werden solte; wie nun dieses aber schon geschehen
war, so tranck sie etliche Tassen, und gab unterdes-
sen beständig Achtung auf die Thür, worauf wir
denn gar bald einen ungemein grossen Hirsch, der
ein vortreffliches Geweyhe auf seinem Kopffe trug,
eintreten sahen. Sehet, liebe Anna! sagte die Für-
stin, das ist der Arab-Ogli; aber lasset ihn nur
näher kommen, biß der Bock Jazzan auch eingetre-
ten ist. Dieses geschahe nun nach Verlauff etwa ei-
ner Stunde, da denn Jazzan, so bald er nur die
Thür-Schwelle überschritte, sich sogleich in einen
Stein-Bock verwandelte. Beyde Thiere machten
sich einander entgegen, u. es schien mir nicht anders,
alsob sie ordentlicher Weise mit einander Sprache
hielten. Jedoch die Fürstin vergönnete ihnen nicht
lange Zeit, sondern gieng hinunter in das unterste
Zimmer, wo die Hunde eingesperret waren, tipffte
jeden Hund mit ihrem weissen Stabe auf den Kopff,
und ließ nachhero die Hunde auf einmahl alle her-
aus, da denn im Garten eine solche Kater-Jagd
entstunde, daß ich, die ich oben an einem kleinen
Gatter-Fenster saß, mich fast hätte mögen zum Nar-
ren lachen. Diese Jagd währete fast über 2. Stun-
den, biß so wohl der Hirsch und der Stein-Bock,
als die Hunde gantz abgemattet und ermüdet auf
dem Platze liegen blieben. Endlich aber, nachdem
so wohl der Hirsch, als der Stein-Bock ihren Rück-
weg genommen, kamen auch die Hunde, nachdem
ihnen die Fürstin ein Zeichen mit einem Jagd-
Hörnlein gegeben, gantz unbeschädigt zurück, so
wohl wie ihr gejagtes Wild denn ebenfalls unver-

letzt
IV. Theil. (f f)

herauf zuruͤck, befahl, daß Caffee vor ſie zuberei-
tet werden ſolte; wie nun dieſes aber ſchon geſchehen
war, ſo tranck ſie etliche Taſſen, und gab unterdeſ-
ſen beſtaͤndig Achtung auf die Thuͤr, worauf wir
denn gar bald einen ungemein groſſen Hirſch, der
ein vortreffliches Geweyhe auf ſeinem Kopffe trug,
eintreten ſahen. Sehet, liebe Anna! ſagte die Fuͤr-
ſtin, das iſt der Arab-Ogli; aber laſſet ihn nur
naͤher kommen, biß der Bock Jazzan auch eingetre-
ten iſt. Dieſes geſchahe nun nach Verlauff etwa ei-
ner Stunde, da denn Jazzan, ſo bald er nur die
Thuͤr-Schwelle uͤberſchritte, ſich ſogleich in einen
Stein-Bock verwandelte. Beyde Thiere machten
ſich einander entgegen, u. es ſchien mir nicht anders,
alsob ſie ordentlicher Weiſe mit einander Sprache
hielten. Jedoch die Fuͤrſtin vergoͤnnete ihnen nicht
lange Zeit, ſondern gieng hinunter in das unterſte
Zimmer, wo die Hunde eingeſperret waren, tipffte
jeden Hund mit ihrem weiſſen Stabe auf den Kopff,
und ließ nachhero die Hunde auf einmahl alle her-
aus, da denn im Garten eine ſolche Kater-Jagd
entſtunde, daß ich, die ich oben an einem kleinen
Gatter-Fenſter ſaß, mich faſt haͤtte moͤgen zum Nar-
ren lachen. Dieſe Jagd waͤhrete faſt uͤber 2. Stun-
den, biß ſo wohl der Hirſch und der Stein-Bock,
als die Hunde gantz abgemattet und ermuͤdet auf
dem Platze liegen blieben. Endlich aber, nachdem
ſo wohl der Hirſch, als der Stein-Bock ihren Ruͤck-
weg genommen, kamen auch die Hunde, nachdem
ihnen die Fuͤrſtin ein Zeichen mit einem Jagd-
Hoͤrnlein gegeben, gantz unbeſchaͤdigt zuruͤck, ſo
wohl wie ihr gejagtes Wild denn ebenfalls unver-

letzt
IV. Theil. (f f)
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[449/0459] herauf zuruͤck, befahl, daß Caffee vor ſie zuberei- tet werden ſolte; wie nun dieſes aber ſchon geſchehen war, ſo tranck ſie etliche Taſſen, und gab unterdeſ- ſen beſtaͤndig Achtung auf die Thuͤr, worauf wir denn gar bald einen ungemein groſſen Hirſch, der ein vortreffliches Geweyhe auf ſeinem Kopffe trug, eintreten ſahen. Sehet, liebe Anna! ſagte die Fuͤr- ſtin, das iſt der Arab-Ogli; aber laſſet ihn nur naͤher kommen, biß der Bock Jazzan auch eingetre- ten iſt. Dieſes geſchahe nun nach Verlauff etwa ei- ner Stunde, da denn Jazzan, ſo bald er nur die Thuͤr-Schwelle uͤberſchritte, ſich ſogleich in einen Stein-Bock verwandelte. Beyde Thiere machten ſich einander entgegen, u. es ſchien mir nicht anders, alsob ſie ordentlicher Weiſe mit einander Sprache hielten. Jedoch die Fuͤrſtin vergoͤnnete ihnen nicht lange Zeit, ſondern gieng hinunter in das unterſte Zimmer, wo die Hunde eingeſperret waren, tipffte jeden Hund mit ihrem weiſſen Stabe auf den Kopff, und ließ nachhero die Hunde auf einmahl alle her- aus, da denn im Garten eine ſolche Kater-Jagd entſtunde, daß ich, die ich oben an einem kleinen Gatter-Fenſter ſaß, mich faſt haͤtte moͤgen zum Nar- ren lachen. Dieſe Jagd waͤhrete faſt uͤber 2. Stun- den, biß ſo wohl der Hirſch und der Stein-Bock, als die Hunde gantz abgemattet und ermuͤdet auf dem Platze liegen blieben. Endlich aber, nachdem ſo wohl der Hirſch, als der Stein-Bock ihren Ruͤck- weg genommen, kamen auch die Hunde, nachdem ihnen die Fuͤrſtin ein Zeichen mit einem Jagd- Hoͤrnlein gegeben, gantz unbeſchaͤdigt zuruͤck, ſo wohl wie ihr gejagtes Wild denn ebenfalls unver- letzt IV. Theil. (f f)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/459>, abgerufen am 25.11.2024.