Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

konte mich des lauten Lachens fast nicht mehr ent-
halten, da aber der Papagoy und die Fürstin mit ein-
ander zu schwatzen anfiengen, spitzete ich die Ohren,
und hörete gantz lustige Begebenheiten, hielt mich
aber so still, als nur immer möglich war, biß der
Papagoy in die Schaale hackte, mitlerweile auch
noch viele Stücken Confect zu sich genommen hat-
te, da ihm denn die Fürstin die Schaale noch ein-
mahl vollschenckte, woraus er sich erst dicke und satt
soff, hernachmahls zum andern mahle badete, sodann
auf der Fürstin weiß gemachtes Bette zuflog, und
dasselbe ziemlicher Maassen verunreinigte; allein,
die Fürstin nahm sogleich ihren weissen Stab, klopff-
te damit 3. mahl auf den Tisch, da denn der Pa-
pagoy sogleich, wie eine Taube zum Fenster hinaus
flog, weiln er zumahlen vielleicht mein Husten
hinter den Tapeten mochte vernommen haben.

Wie gefiel euch diese Begebenheit? (frag-
te mich die Fürstin) Jch konte nun nicht anders sa-
gen, alsdaß ich über den Papagoy und dessen Auf-
führung hätte hertzlich lachen müssen. Jhr habt
wohl recht,
(redete die Fürstin weiter) gewis-
ser Ursachen wegen hätte ich ihn wohl eini-
ger Maassen züchtigen sollen, allein es mag
ihm vor dieses mahl geschenckt seyn, doch
Morgen Nachmittags sollet ihr eure Lust
sehen, wie ich die geilen Böcke und brün-
stigen Hirsche züchtigen kan und will: Denn
es haben so wohl der
Jazzan, als der Arab-
Ogli,
als welche ihr alle beyde wohl kennet,
mich dahero fast täglich mit unkeuschen
Briefen gequälet, und verlangt, daß ich ih-

nen

konte mich des lauten Lachens faſt nicht mehr ent-
halten, da aber der Papagoy und die Fuͤrſtin mit ein-
ander zu ſchwatzen anfiengen, ſpitzete ich die Ohren,
und hoͤrete gantz luſtige Begebenheiten, hielt mich
aber ſo ſtill, als nur immer moͤglich war, biß der
Papagoy in die Schaale hackte, mitlerweile auch
noch viele Stuͤcken Confect zu ſich genommen hat-
te, da ihm denn die Fuͤrſtin die Schaale noch ein-
mahl vollſchenckte, woraus er ſich erſt dicke und ſatt
ſoff, hernachmahls zum andeꝛn mahle badete, ſodann
auf der Fuͤrſtin weiß gemachtes Bette zuflog, und
daſſelbe ziemlicher Maaſſen verunreinigte; allein,
die Fuͤrſtin nahm ſogleich ihren weiſſen Stab, klopff-
te damit 3. mahl auf den Tiſch, da denn der Pa-
pagoy ſogleich, wie eine Taube zum Fenſter hinaus
flog, weiln er zumahlen vielleicht mein Huſten
hinter den Tapeten mochte vernommen haben.

Wie gefiel euch dieſe Begebenheit? (frag-
te mich die Fuͤrſtin) Jch konte nun nicht anders ſa-
gen, alsdaß ich uͤber den Papagoy und deſſen Auf-
fuͤhrung haͤtte hertzlich lachen muͤſſen. Jhr habt
wohl recht,
(redete die Fuͤrſtin weiter) gewiſ-
ſer Urſachen wegen haͤtte ich ihn wohl eini-
ger Maaſſen zuͤchtigen ſollen, allein es mag
ihm vor dieſes mahl geſchenckt ſeyn, doch
Morgen Nachmittags ſollet ihr eure Luſt
ſehen, wie ich die geilen Boͤcke und bruͤn-
ſtigen Hirſche zuͤchtigen kan und will: Denn
es haben ſo wohl der
Jazzan, als der Arab-
Ogli,
als welche ihr alle beyde wohl kennet,
mich dahero faſt taͤglich mit unkeuſchen
Briefen gequaͤlet, und verlangt, daß ich ih-

nen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0457" n="447"/>
konte mich des lauten Lachens fa&#x017F;t nicht mehr ent-<lb/>
halten, da aber der Papagoy und die Fu&#x0364;r&#x017F;tin mit ein-<lb/>
ander zu &#x017F;chwatzen anfiengen, &#x017F;pitzete ich die Ohren,<lb/>
und ho&#x0364;rete gantz lu&#x017F;tige Begebenheiten, hielt mich<lb/>
aber &#x017F;o &#x017F;till, als nur immer mo&#x0364;glich war, biß der<lb/>
Papagoy in die Schaale hackte, mitlerweile auch<lb/>
noch viele Stu&#x0364;cken <hi rendition="#aq">Confect</hi> zu &#x017F;ich genommen hat-<lb/>
te, da ihm denn die Fu&#x0364;r&#x017F;tin die Schaale noch ein-<lb/>
mahl voll&#x017F;chenckte, woraus er &#x017F;ich er&#x017F;t dicke und &#x017F;att<lb/>
&#x017F;off, hernachmahls zum ande&#xA75B;n mahle badete, &#x017F;odann<lb/>
auf der Fu&#x0364;r&#x017F;tin weiß gemachtes Bette zuflog, und<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe ziemlicher Maa&#x017F;&#x017F;en verunreinigte; allein,<lb/>
die Fu&#x0364;r&#x017F;tin nahm &#x017F;ogleich ihren wei&#x017F;&#x017F;en Stab, klopff-<lb/>
te damit 3. mahl auf den Ti&#x017F;ch, da denn der Pa-<lb/>
pagoy &#x017F;ogleich, wie eine Taube zum Fen&#x017F;ter hinaus<lb/>
flog, weiln er zumahlen vielleicht mein Hu&#x017F;ten<lb/>
hinter den Tapeten mochte vernommen haben.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Wie gefiel euch die&#x017F;e Begebenheit?</hi> (frag-<lb/>
te mich die Fu&#x0364;r&#x017F;tin) Jch konte nun nicht anders &#x017F;a-<lb/>
gen, alsdaß ich u&#x0364;ber den Papagoy und de&#x017F;&#x017F;en Auf-<lb/>
fu&#x0364;hrung ha&#x0364;tte hertzlich lachen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#fr">Jhr habt<lb/>
wohl recht,</hi> (redete die Fu&#x0364;r&#x017F;tin weiter) <hi rendition="#fr">gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Ur&#x017F;achen wegen ha&#x0364;tte ich ihn wohl eini-<lb/>
ger Maa&#x017F;&#x017F;en zu&#x0364;chtigen &#x017F;ollen, allein es mag<lb/>
ihm vor die&#x017F;es mahl ge&#x017F;chenckt &#x017F;eyn, doch<lb/>
Morgen Nachmittags &#x017F;ollet ihr eure Lu&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ehen, wie ich die geilen Bo&#x0364;cke und bru&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tigen Hir&#x017F;che zu&#x0364;chtigen kan und will: Denn<lb/>
es haben &#x017F;o wohl der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Jazzan,</hi></hi> <hi rendition="#fr">als der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Arab-<lb/>
Ogli,</hi></hi> <hi rendition="#fr">als welche ihr alle beyde wohl kennet,<lb/>
mich dahero fa&#x017F;t ta&#x0364;glich mit unkeu&#x017F;chen<lb/>
Briefen gequa&#x0364;let, und verlangt, daß ich ih-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">nen</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0457] konte mich des lauten Lachens faſt nicht mehr ent- halten, da aber der Papagoy und die Fuͤrſtin mit ein- ander zu ſchwatzen anfiengen, ſpitzete ich die Ohren, und hoͤrete gantz luſtige Begebenheiten, hielt mich aber ſo ſtill, als nur immer moͤglich war, biß der Papagoy in die Schaale hackte, mitlerweile auch noch viele Stuͤcken Confect zu ſich genommen hat- te, da ihm denn die Fuͤrſtin die Schaale noch ein- mahl vollſchenckte, woraus er ſich erſt dicke und ſatt ſoff, hernachmahls zum andeꝛn mahle badete, ſodann auf der Fuͤrſtin weiß gemachtes Bette zuflog, und daſſelbe ziemlicher Maaſſen verunreinigte; allein, die Fuͤrſtin nahm ſogleich ihren weiſſen Stab, klopff- te damit 3. mahl auf den Tiſch, da denn der Pa- pagoy ſogleich, wie eine Taube zum Fenſter hinaus flog, weiln er zumahlen vielleicht mein Huſten hinter den Tapeten mochte vernommen haben. Wie gefiel euch dieſe Begebenheit? (frag- te mich die Fuͤrſtin) Jch konte nun nicht anders ſa- gen, alsdaß ich uͤber den Papagoy und deſſen Auf- fuͤhrung haͤtte hertzlich lachen muͤſſen. Jhr habt wohl recht, (redete die Fuͤrſtin weiter) gewiſ- ſer Urſachen wegen haͤtte ich ihn wohl eini- ger Maaſſen zuͤchtigen ſollen, allein es mag ihm vor dieſes mahl geſchenckt ſeyn, doch Morgen Nachmittags ſollet ihr eure Luſt ſehen, wie ich die geilen Boͤcke und bruͤn- ſtigen Hirſche zuͤchtigen kan und will: Denn es haben ſo wohl der Jazzan, als der Arab- Ogli, als welche ihr alle beyde wohl kennet, mich dahero faſt taͤglich mit unkeuſchen Briefen gequaͤlet, und verlangt, daß ich ih- nen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/457
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/457>, abgerufen am 25.11.2024.