Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

mit nach Holland nehmen möchte, und zwar gantz
heimlich, weiln sie Gold und Juwelen zu Bezah-
lung ihrer Reise-Kosten zur billigen Genüge herbey
bringen wolte; Allein, da man ihr die Gefahr vorge-
stellet, welche aus dieser Sache, wenn man ihr
gleich sonsten gern willfahren wolte, entstehen kön-
te, indem es vielleicht aller auf dem Schiffe befindli-
cher Menschen Leben auser dem Verlust der Güter
kosten könte, so hätte sie sich nur ausgebeten, daß
man sie zu einer Christin machen möchte. Wie
nun der Prediger ihr gemeldet, daß dieses eine Sa-
che, die so leicht nicht angienge, indem sie erstlich ge-
taufft, hernach in den Christlichen Glaubens-Arti-
culn unterrichtet werden müste, so wäre sie zwar
davon gegangen, iedoch, nachdem sie sich bey ih-
ren getreuen Wald-Leuten etliche Tage verborgen
aufgehalten, wieder zurück auf das Schiff gekom-
men, allwo sie die heilige Tauffe und nach hinläng-
lichem Unterricht wegen der Christlichen-Glaubens-
Articul, auch zum erstenmahle das heilige Abend-
mahl, selbiges auch nach der Zeit noch 2. mahl em-
pfangen, indem sich das Schiff noch etliche Monathe
in selbigem Hafen aufgehalten, jedoch, weiln viel-
leicht eine Verrätherey bey der gantzen Sache vor-
gegangen, indem die Printzeßin nach der Zeit nicht
wieder zum Vorscheine gekommen wäre, welches
aber seine andern gantz besondern Ursachen gehabt
hätte, so wären die Holländer zwar in gröster Ge-
fahr gewesen, unglücklich gemacht zu werden, al-
lein die Sache hätte sich endlich noch verschlichen,
nachdem auf allen ausländischen Schiffen die
schärffste Visitation der Printzeßin wegen gesche-

hen,

mit nach Holland nehmen moͤchte, und zwar gantz
heimlich, weiln ſie Gold und Juwelen zu Bezah-
lung ihrer Reiſe-Koſten zur billigen Genuͤge herbey
bringen wolte; Allein, da man ihr die Gefahr vorge-
ſtellet, welche aus dieſer Sache, wenn man ihr
gleich ſonſten gern willfahren wolte, entſtehen koͤn-
te, indem es vielleicht aller auf dem Schiffe befindli-
cher Menſchen Leben auſer dem Verluſt der Guͤter
koſten koͤnte, ſo haͤtte ſie ſich nur ausgebeten, daß
man ſie zu einer Chriſtin machen moͤchte. Wie
nun der Prediger ihr gemeldet, daß dieſes eine Sa-
che, die ſo leicht nicht angienge, indem ſie erſtlich ge-
taufft, hernach in den Chriſtlichen Glaubens-Arti-
culn unterrichtet werden muͤſte, ſo waͤre ſie zwar
davon gegangen, iedoch, nachdem ſie ſich bey ih-
ren getreuen Wald-Leuten etliche Tage verborgen
aufgehalten, wieder zuruͤck auf das Schiff gekom-
men, allwo ſie die heilige Tauffe und nach hinlaͤng-
lichem Unterricht wegen der Chriſtlichen-Glaubens-
Articul, auch zum erſtenmahle das heilige Abend-
mahl, ſelbiges auch nach der Zeit noch 2. mahl em-
pfangen, indem ſich das Schiff noch etliche Monathe
in ſelbigem Hafen aufgehalten, jedoch, weiln viel-
leicht eine Verraͤtherey bey der gantzen Sache vor-
gegangen, indem die Printzeßin nach der Zeit nicht
wieder zum Vorſcheine gekommen waͤre, welches
aber ſeine andern gantz beſondern Urſachen gehabt
haͤtte, ſo waͤren die Hollaͤnder zwar in groͤſter Ge-
fahr geweſen, ungluͤcklich gemacht zu werden, al-
lein die Sache haͤtte ſich endlich noch verſchlichen,
nachdem auf allen auslaͤndiſchen Schiffen die
ſchaͤrffſte Viſitation der Printzeßin wegen geſche-

hen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0452" n="442"/>
mit nach Holland nehmen mo&#x0364;chte, und zwar gantz<lb/>
heimlich, weiln &#x017F;ie Gold und Juwelen zu Bezah-<lb/>
lung ihrer Rei&#x017F;e-Ko&#x017F;ten zur billigen Genu&#x0364;ge herbey<lb/>
bringen wolte; Allein, da man ihr die Gefahr vorge-<lb/>
&#x017F;tellet, welche aus die&#x017F;er Sache, wenn man ihr<lb/>
gleich &#x017F;on&#x017F;ten gern willfahren wolte, ent&#x017F;tehen ko&#x0364;n-<lb/>
te, indem es vielleicht aller auf dem Schiffe befindli-<lb/>
cher Men&#x017F;chen Leben au&#x017F;er dem Verlu&#x017F;t der Gu&#x0364;ter<lb/>
ko&#x017F;ten ko&#x0364;nte, &#x017F;o ha&#x0364;tte &#x017F;ie &#x017F;ich nur ausgebeten, daß<lb/>
man &#x017F;ie zu einer Chri&#x017F;tin machen mo&#x0364;chte. Wie<lb/>
nun der Prediger ihr gemeldet, daß die&#x017F;es eine Sa-<lb/>
che, die &#x017F;o leicht nicht angienge, indem &#x017F;ie er&#x017F;tlich ge-<lb/>
taufft, hernach in den Chri&#x017F;tlichen Glaubens-Arti-<lb/>
culn unterrichtet werden mu&#x0364;&#x017F;te, &#x017F;o wa&#x0364;re &#x017F;ie zwar<lb/>
davon gegangen, iedoch, nachdem &#x017F;ie &#x017F;ich bey ih-<lb/>
ren getreuen Wald-Leuten etliche Tage verborgen<lb/>
aufgehalten, wieder zuru&#x0364;ck auf das Schiff gekom-<lb/>
men, allwo &#x017F;ie die heilige Tauffe und nach hinla&#x0364;ng-<lb/>
lichem Unterricht wegen der Chri&#x017F;tlichen-Glaubens-<lb/>
Articul, auch zum er&#x017F;tenmahle das heilige Abend-<lb/>
mahl, &#x017F;elbiges auch nach der Zeit noch 2. mahl em-<lb/>
pfangen, indem &#x017F;ich das Schiff noch etliche Monathe<lb/>
in &#x017F;elbigem Hafen aufgehalten, jedoch, weiln viel-<lb/>
leicht eine Verra&#x0364;therey bey der gantzen Sache vor-<lb/>
gegangen, indem die Printzeßin nach der Zeit nicht<lb/>
wieder zum Vor&#x017F;cheine gekommen wa&#x0364;re, welches<lb/>
aber &#x017F;eine andern gantz be&#x017F;ondern Ur&#x017F;achen gehabt<lb/>
ha&#x0364;tte, &#x017F;o wa&#x0364;ren die Holla&#x0364;nder zwar in gro&#x0364;&#x017F;ter Ge-<lb/>
fahr gewe&#x017F;en, unglu&#x0364;cklich gemacht zu werden, al-<lb/>
lein die Sache ha&#x0364;tte &#x017F;ich endlich noch ver&#x017F;chlichen,<lb/>
nachdem auf allen ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen Schiffen die<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rff&#x017F;te <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;itation</hi> der Printzeßin wegen ge&#x017F;che-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hen,</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0452] mit nach Holland nehmen moͤchte, und zwar gantz heimlich, weiln ſie Gold und Juwelen zu Bezah- lung ihrer Reiſe-Koſten zur billigen Genuͤge herbey bringen wolte; Allein, da man ihr die Gefahr vorge- ſtellet, welche aus dieſer Sache, wenn man ihr gleich ſonſten gern willfahren wolte, entſtehen koͤn- te, indem es vielleicht aller auf dem Schiffe befindli- cher Menſchen Leben auſer dem Verluſt der Guͤter koſten koͤnte, ſo haͤtte ſie ſich nur ausgebeten, daß man ſie zu einer Chriſtin machen moͤchte. Wie nun der Prediger ihr gemeldet, daß dieſes eine Sa- che, die ſo leicht nicht angienge, indem ſie erſtlich ge- taufft, hernach in den Chriſtlichen Glaubens-Arti- culn unterrichtet werden muͤſte, ſo waͤre ſie zwar davon gegangen, iedoch, nachdem ſie ſich bey ih- ren getreuen Wald-Leuten etliche Tage verborgen aufgehalten, wieder zuruͤck auf das Schiff gekom- men, allwo ſie die heilige Tauffe und nach hinlaͤng- lichem Unterricht wegen der Chriſtlichen-Glaubens- Articul, auch zum erſtenmahle das heilige Abend- mahl, ſelbiges auch nach der Zeit noch 2. mahl em- pfangen, indem ſich das Schiff noch etliche Monathe in ſelbigem Hafen aufgehalten, jedoch, weiln viel- leicht eine Verraͤtherey bey der gantzen Sache vor- gegangen, indem die Printzeßin nach der Zeit nicht wieder zum Vorſcheine gekommen waͤre, welches aber ſeine andern gantz beſondern Urſachen gehabt haͤtte, ſo waͤren die Hollaͤnder zwar in groͤſter Ge- fahr geweſen, ungluͤcklich gemacht zu werden, al- lein die Sache haͤtte ſich endlich noch verſchlichen, nachdem auf allen auslaͤndiſchen Schiffen die ſchaͤrffſte Viſitation der Printzeßin wegen geſche- hen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/452
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/452>, abgerufen am 25.11.2024.