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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Last aber immer einer den andern nicht mit Ver-
druß, sondern mit gröster Lust abgelöset hätte.

Vor allen Dingen aber muß ich die beson-
dere Begebenheit zu melden nicht vergessen, welche
des Abends vor der Zurückkunfft unserer Ausge-
schickten vorgieng: Denn, da ich mit der Prin-
tzeßin und ihrer Wart-Frau, die sich Anna nen-
nete, bey der kühlen angenehmen Abend-Lufft
auf etwa 100. Schritt weit vom Berge und der
übrigen Gesellschafft Lustwandeln gieng, traffen
wir unterwegs einen grossen ausgehauenen vier-
ecketen Stein an, vor welchem die Printzeßin erst-
lich wohl eine Minute lang stehen blieb, hernach
aber sich auf denselben niedersetzte, und so wohl
mir, als der Anna mit Worten und Zeichen zu
vernehmen gab, daß wir beyde uns neben sie setzen
solten; wie nun dieses geschehen, und wir die Prin-
tzeßin also in der Mitte hatten, rieff diese ihrer Be-
dientin, welche auch nicht weit von uns entfernet
war, da wir denn sahen, daß das Mägdgen dem
Ruffe augenblicklich gehorsamete, und sich hinter
der Printzeßin Rücken auf die Knie niederließ,
und zwar gantz stillschweigend, ohne sich mit den
Händen, oder sonsten mit dem Leibe zu bewegen.

Mirzamanda, (dieses ist der Nahme der
Persianischen Printzeßin
) fieng an, in einer ver-
dorbenen und vermischten Sprache folgendes mit
mir zu reden: (doch weilen die allermeisten
Worte Holländisch auch zum Theil Latei-
nisch waren, so konte ich vorerst doch nur so
viel verstehen, daß sie mich dieses fragte
)
Mein Herr! es hat mir meine Anna sehr viel von

den
(b b) 2

Laſt aber immer einer den andern nicht mit Ver-
druß, ſondern mit groͤſter Luſt abgeloͤſet haͤtte.

Vor allen Dingen aber muß ich die beſon-
dere Begebenheit zu melden nicht vergeſſen, welche
des Abends vor der Zuruͤckkunfft unſerer Ausge-
ſchickten vorgieng: Denn, da ich mit der Prin-
tzeßin und ihrer Wart-Frau, die ſich Anna nen-
nete, bey der kuͤhlen angenehmen Abend-Lufft
auf etwa 100. Schritt weit vom Berge und der
uͤbrigen Geſellſchafft Luſtwandeln gieng, traffen
wir unterwegs einen groſſen ausgehauenen vier-
ecketen Stein an, vor welchem die Printzeßin erſt-
lich wohl eine Minute lang ſtehen blieb, hernach
aber ſich auf denſelben niederſetzte, und ſo wohl
mir, als der Anna mit Worten und Zeichen zu
vernehmen gab, daß wir beyde uns neben ſie ſetzen
ſolten; wie nun dieſes geſchehen, und wir die Prin-
tzeßin alſo in der Mitte hatten, rieff dieſe ihrer Be-
dientin, welche auch nicht weit von uns entfernet
war, da wir denn ſahen, daß das Maͤgdgen dem
Ruffe augenblicklich gehorſamete, und ſich hinter
der Printzeßin Ruͤcken auf die Knie niederließ,
und zwar gantz ſtillſchweigend, ohne ſich mit den
Haͤnden, oder ſonſten mit dem Leibe zu bewegen.

Mirzamanda, (dieſes iſt der Nahme der
Perſianiſchen Printzeßin
) fieng an, in einer ver-
dorbenen und vermiſchten Sprache folgendes mit
mir zu reden: (doch weilen die allermeiſten
Worte Hollaͤndiſch auch zum Theil Latei-
niſch waren, ſo konte ich vorerſt doch nur ſo
viel verſtehen, daß ſie mich dieſes fragte
)
Mein Herr! es hat mir meine Anna ſehr viel von

den
(b b) 2
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[387/0397] Laſt aber immer einer den andern nicht mit Ver- druß, ſondern mit groͤſter Luſt abgeloͤſet haͤtte. Vor allen Dingen aber muß ich die beſon- dere Begebenheit zu melden nicht vergeſſen, welche des Abends vor der Zuruͤckkunfft unſerer Ausge- ſchickten vorgieng: Denn, da ich mit der Prin- tzeßin und ihrer Wart-Frau, die ſich Anna nen- nete, bey der kuͤhlen angenehmen Abend-Lufft auf etwa 100. Schritt weit vom Berge und der uͤbrigen Geſellſchafft Luſtwandeln gieng, traffen wir unterwegs einen groſſen ausgehauenen vier- ecketen Stein an, vor welchem die Printzeßin erſt- lich wohl eine Minute lang ſtehen blieb, hernach aber ſich auf denſelben niederſetzte, und ſo wohl mir, als der Anna mit Worten und Zeichen zu vernehmen gab, daß wir beyde uns neben ſie ſetzen ſolten; wie nun dieſes geſchehen, und wir die Prin- tzeßin alſo in der Mitte hatten, rieff dieſe ihrer Be- dientin, welche auch nicht weit von uns entfernet war, da wir denn ſahen, daß das Maͤgdgen dem Ruffe augenblicklich gehorſamete, und ſich hinter der Printzeßin Ruͤcken auf die Knie niederließ, und zwar gantz ſtillſchweigend, ohne ſich mit den Haͤnden, oder ſonſten mit dem Leibe zu bewegen. Mirzamanda, (dieſes iſt der Nahme der Perſianiſchen Printzeßin) fieng an, in einer ver- dorbenen und vermiſchten Sprache folgendes mit mir zu reden: (doch weilen die allermeiſten Worte Hollaͤndiſch auch zum Theil Latei- niſch waren, ſo konte ich vorerſt doch nur ſo viel verſtehen, daß ſie mich dieſes fragte) Mein Herr! es hat mir meine Anna ſehr viel von den (b b) 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/397>, abgerufen am 22.11.2024.