Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

und seine Gefährden darum ansprachen, daß sie
vor ihre allerseitige Bemühungen und uns erzeig-
te Gefälligkeiten sich der Billigkeit gemäß bezahlt
machen, und das Beste von den gefundenen Schä-
tzen auslesen möchten; so giengen die Portugiesen
über 100. Schritt von uns hinweg, und unterre-
deten sich fast über eine halbe Stunde lang mit
einander, da sie aber wieder zurück kamen, bath
Vincentius, daß wir Felsenburger uns um ihn
herum setzen, und seine Reden anhören möchten.

Da es nun eben zu keiner fürchterlichen Zeit
und Stunde war, indem die Sonne mitten am
Himmel stund, die, weilen keine eintzige trübe Wol-
cke zu sehen, uns recht ungemein erquickte, so nah-
men wir uns um so viel desto weniger Bedencken,
seinem Bitten zu gehorsamen, da er denn folgende
Worte vorbrachte: Meine lieben Herrn und
Freunde! ich bin in meinem Hertzen durch
viele Merckmahle dahin überredet, daß die
meisten unter euch mich vielleicht vor einen
Ertz-Zauberer oder Hexen-Meister ansehen
und halten; Allein, ich bin keiner von bey-
den, sondern bey allem dem, was heilig ist,
betheure ich, auf meiner Seelen-Seeligkeit,
daß mich die allerhöchste Macht angetrie-
ben, euch einen und andere Dienste zu leisten,
und mir anbey dero allerkräfftigsten Schutz
und Beystand versprochen; als wovon ich
vor dißmahl nicht viel reden und prahlen
will.

Kurtz: ich habe biß auf diese Stunde
getreulich so viel bey euch ausgerichtet, als

mir

und ſeine Gefaͤhrden darum anſprachen, daß ſie
vor ihre allerſeitige Bemuͤhungen und uns erzeig-
te Gefaͤlligkeiten ſich der Billigkeit gemaͤß bezahlt
machen, und das Beſte von den gefundenen Schaͤ-
tzen ausleſen moͤchten; ſo giengen die Portugieſen
uͤber 100. Schritt von uns hinweg, und unterre-
deten ſich faſt uͤber eine halbe Stunde lang mit
einander, da ſie aber wieder zuruͤck kamen, bath
Vincentius, daß wir Felſenburger uns um ihn
herum ſetzen, und ſeine Reden anhoͤren moͤchten.

Da es nun eben zu keiner fuͤrchterlichen Zeit
und Stunde war, indem die Sonne mitten am
Himmel ſtund, die, weilen keine eintzige truͤbe Wol-
cke zu ſehen, uns recht ungemein erquickte, ſo nah-
men wir uns um ſo viel deſto weniger Bedencken,
ſeinem Bitten zu gehorſamen, da er denn folgende
Worte vorbrachte: Meine lieben Herrn und
Freunde! ich bin in meinem Hertzen durch
viele Merckmahle dahin uͤberredet, daß die
meiſten unter euch mich vielleicht vor einen
Ertz-Zauberer oder Hexen-Meiſter anſehen
und halten; Allein, ich bin keiner von bey-
den, ſondern bey allem dem, was heilig iſt,
betheure ich, auf meiner Seelen-Seeligkeit,
daß mich die allerhoͤchſte Macht angetrie-
ben, euch einen und andere Dienſte zu leiſten,
und mir anbey dero allerkraͤfftigſten Schutz
und Beyſtand verſprochen; als wovon ich
vor dißmahl nicht viel reden und prahlen
will.

Kurtz: ich habe biß auf dieſe Stunde
getreulich ſo viel bey euch ausgerichtet, als

mir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0382" n="372"/>
und &#x017F;eine Gefa&#x0364;hrden darum an&#x017F;prachen, daß &#x017F;ie<lb/>
vor ihre aller&#x017F;eitige Bemu&#x0364;hungen und uns erzeig-<lb/>
te Gefa&#x0364;lligkeiten &#x017F;ich der Billigkeit gema&#x0364;ß bezahlt<lb/>
machen, und das Be&#x017F;te von den gefundenen Scha&#x0364;-<lb/>
tzen ausle&#x017F;en mo&#x0364;chten; &#x017F;o giengen die Portugie&#x017F;en<lb/>
u&#x0364;ber 100. Schritt von uns hinweg, und unterre-<lb/>
deten &#x017F;ich fa&#x017F;t u&#x0364;ber eine halbe Stunde lang mit<lb/>
einander, da &#x017F;ie aber wieder zuru&#x0364;ck kamen, bath<lb/><hi rendition="#aq">Vincentius,</hi> daß wir Fel&#x017F;enburger uns um ihn<lb/>
herum &#x017F;etzen, und &#x017F;eine Reden anho&#x0364;ren mo&#x0364;chten.</p><lb/>
        <p>Da es nun eben zu keiner fu&#x0364;rchterlichen Zeit<lb/>
und Stunde war, indem die Sonne mitten am<lb/>
Himmel &#x017F;tund, die, weilen keine eintzige tru&#x0364;be Wol-<lb/>
cke zu &#x017F;ehen, uns recht ungemein erquickte, &#x017F;o nah-<lb/>
men wir uns um &#x017F;o viel de&#x017F;to weniger Bedencken,<lb/>
&#x017F;einem Bitten zu gehor&#x017F;amen, da er denn folgende<lb/>
Worte vorbrachte: <hi rendition="#fr">Meine lieben Herrn und<lb/>
Freunde! ich bin in meinem Hertzen durch<lb/>
viele Merckmahle dahin u&#x0364;berredet, daß die<lb/>
mei&#x017F;ten unter euch mich vielleicht vor einen<lb/>
Ertz-Zauberer oder Hexen-Mei&#x017F;ter an&#x017F;ehen<lb/>
und halten; Allein, ich bin keiner von bey-<lb/>
den, &#x017F;ondern bey allem dem, was heilig i&#x017F;t,<lb/>
betheure ich, auf meiner Seelen-Seeligkeit,<lb/>
daß mich die allerho&#x0364;ch&#x017F;te Macht angetrie-<lb/>
ben, euch einen und andere Dien&#x017F;te zu lei&#x017F;ten,<lb/>
und mir anbey dero allerkra&#x0364;fftig&#x017F;ten Schutz<lb/>
und Bey&#x017F;tand ver&#x017F;prochen; als wovon ich<lb/>
vor dißmahl nicht viel reden und prahlen<lb/>
will.</hi></p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Kurtz: ich habe biß auf die&#x017F;e Stunde<lb/>
getreulich &#x017F;o viel bey euch ausgerichtet, als</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">mir</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0382] und ſeine Gefaͤhrden darum anſprachen, daß ſie vor ihre allerſeitige Bemuͤhungen und uns erzeig- te Gefaͤlligkeiten ſich der Billigkeit gemaͤß bezahlt machen, und das Beſte von den gefundenen Schaͤ- tzen ausleſen moͤchten; ſo giengen die Portugieſen uͤber 100. Schritt von uns hinweg, und unterre- deten ſich faſt uͤber eine halbe Stunde lang mit einander, da ſie aber wieder zuruͤck kamen, bath Vincentius, daß wir Felſenburger uns um ihn herum ſetzen, und ſeine Reden anhoͤren moͤchten. Da es nun eben zu keiner fuͤrchterlichen Zeit und Stunde war, indem die Sonne mitten am Himmel ſtund, die, weilen keine eintzige truͤbe Wol- cke zu ſehen, uns recht ungemein erquickte, ſo nah- men wir uns um ſo viel deſto weniger Bedencken, ſeinem Bitten zu gehorſamen, da er denn folgende Worte vorbrachte: Meine lieben Herrn und Freunde! ich bin in meinem Hertzen durch viele Merckmahle dahin uͤberredet, daß die meiſten unter euch mich vielleicht vor einen Ertz-Zauberer oder Hexen-Meiſter anſehen und halten; Allein, ich bin keiner von bey- den, ſondern bey allem dem, was heilig iſt, betheure ich, auf meiner Seelen-Seeligkeit, daß mich die allerhoͤchſte Macht angetrie- ben, euch einen und andere Dienſte zu leiſten, und mir anbey dero allerkraͤfftigſten Schutz und Beyſtand verſprochen; als wovon ich vor dißmahl nicht viel reden und prahlen will. Kurtz: ich habe biß auf dieſe Stunde getreulich ſo viel bey euch ausgerichtet, als mir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/382
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/382>, abgerufen am 25.11.2024.