dern auch über den aufgeworffenen Hügeln lichter- lohe Flammen, und zwar, wenn ich es ja recht be- schreiben soll, dergestalt, als wenn man Spiritum Vini darauf und darüber gegossen, und selbigen angezündet hätte: denn die Flammen waren alle gelb-grün-blau- und röthlich untereinander ver- mischt. Vincentius nahm also, nachdem er uns al- len einen hertzhafften Muth eingesprochen, und sein Handwercks-Zeug, als Hacke, Schauffel, Spa- ten und dergleichen aufgefasset, erstlich den gera- den Weg nach dem Feuer-Loche zu, als welches am allerfürchterlichsten zu brennen schien. Wir, so viel unserer waren, folgten ihm Paarweise nach, trugen und schleppten auch das Handwercks- Zeug, so gut wir konten; So bald aber dieser unser Führer Vincentius an das Feuer-Loch gekommen war, und dasselbe untersucht hatte; sprach er: Meine Freunde! hier ist vorjetzo noch nichts zu thun, so lange biß die Mitternachts-Stunde da ist; unterdessen aber folget mir und meinem Ra- the, und nehme ein jeder, so wie ich, einen kleinen Hügel vor sich, und wenn unsere Arbeit nicht be- zahlet wird, will ich mir binnen 3. Tagen selbsten einen Scheiter-Hauffen machen, mich darauf se- tzen, und mit Pulver, Schwefel und Pech verbren- nen. Allein dieserwegen hat sich niemand Sorge zu machen, denn der Himmel ist mit im Spiele, als welcher durch mich geringen Menschen euer Glück, Reichthum und Wohlstand zu befördern gewillet ist.
Jch will eben nicht sagen, wie mir vor meine Person bey dieser Begebenheit um die Lunge und
Leber
dern auch uͤber den aufgeworffenen Huͤgeln lichter- lohe Flammen, und zwar, wenn ich es ja recht be- ſchreiben ſoll, dergeſtalt, als wenn man Spiritum Vini darauf und daruͤber gegoſſen, und ſelbigen angezuͤndet haͤtte: denn die Flammen waren alle gelb-gruͤn-blau- und roͤthlich untereinander ver- miſcht. Vincentius nahm alſo, nachdem er uns al- len einen hertzhafften Muth eingeſprochen, und ſein Handwercks-Zeug, als Hacke, Schauffel, Spa- ten und dergleichen aufgefaſſet, erſtlich den gera- den Weg nach dem Feuer-Loche zu, als welches am allerfuͤrchterlichſten zu brennen ſchien. Wir, ſo viel unſerer waren, folgten ihm Paarweiſe nach, trugen und ſchleppten auch das Handwercks- Zeug, ſo gut wir konten; So bald aber dieſer unſer Fuͤhrer Vincentius an das Feuer-Loch gekommen war, und daſſelbe unterſucht hatte; ſprach er: Meine Freunde! hier iſt vorjetzo noch nichts zu thun, ſo lange biß die Mitternachts-Stunde da iſt; unterdeſſen aber folget mir und meinem Ra- the, und nehme ein jeder, ſo wie ich, einen kleinen Huͤgel vor ſich, und wenn unſere Arbeit nicht be- zahlet wird, will ich mir binnen 3. Tagen ſelbſten einen Scheiter-Hauffen machen, mich darauf ſe- tzen, und mit Pulver, Schwefel und Pech verbren- nen. Allein dieſerwegen hat ſich niemand Sorge zu machen, denn der Himmel iſt mit im Spiele, als welcher durch mich geringen Menſchen euer Gluͤck, Reichthum und Wohlſtand zu befoͤrdern gewillet iſt.
Jch will eben nicht ſagen, wie mir vor meine Perſon bey dieſer Begebenheit um die Lunge und
Leber
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0377"n="367"/>
dern auch uͤber den aufgeworffenen Huͤgeln lichter-<lb/>
lohe Flammen, und zwar, wenn ich es ja recht be-<lb/>ſchreiben ſoll, dergeſtalt, als wenn man <hirendition="#aq">Spiritum<lb/>
Vini</hi> darauf und daruͤber gegoſſen, und ſelbigen<lb/>
angezuͤndet haͤtte: denn die Flammen waren alle<lb/>
gelb-gruͤn-blau- und roͤthlich untereinander ver-<lb/>
miſcht. <hirendition="#aq">Vincentius</hi> nahm alſo, nachdem er uns al-<lb/>
len einen hertzhafften Muth eingeſprochen, und ſein<lb/>
Handwercks-Zeug, als Hacke, Schauffel, Spa-<lb/>
ten und dergleichen aufgefaſſet, erſtlich den gera-<lb/>
den Weg nach dem Feuer-Loche zu, als welches<lb/>
am allerfuͤrchterlichſten zu brennen ſchien. Wir,<lb/>ſo viel unſerer waren, folgten ihm Paarweiſe<lb/>
nach, trugen und ſchleppten auch das Handwercks-<lb/>
Zeug, ſo gut wir konten; So bald aber dieſer unſer<lb/>
Fuͤhrer <hirendition="#aq">Vincentius</hi> an das Feuer-Loch gekommen<lb/>
war, und daſſelbe unterſucht hatte; ſprach er:<lb/>
Meine Freunde! hier iſt vorjetzo noch nichts zu<lb/>
thun, ſo lange biß die Mitternachts-Stunde da<lb/>
iſt; unterdeſſen aber folget mir und meinem Ra-<lb/>
the, und nehme ein jeder, ſo wie ich, einen kleinen<lb/>
Huͤgel vor ſich, und wenn unſere Arbeit nicht be-<lb/>
zahlet wird, will ich mir binnen 3. Tagen ſelbſten<lb/>
einen Scheiter-Hauffen machen, mich darauf ſe-<lb/>
tzen, und mit Pulver, Schwefel und Pech verbren-<lb/>
nen. Allein dieſerwegen hat ſich niemand Sorge<lb/>
zu machen, denn der Himmel iſt mit im Spiele,<lb/>
als welcher durch mich geringen Menſchen euer<lb/>
Gluͤck, Reichthum und Wohlſtand zu befoͤrdern<lb/>
gewillet iſt.</p><lb/><p>Jch will eben nicht ſagen, wie mir vor meine<lb/>
Perſon bey dieſer Begebenheit um die Lunge und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Leber</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[367/0377]
dern auch uͤber den aufgeworffenen Huͤgeln lichter-
lohe Flammen, und zwar, wenn ich es ja recht be-
ſchreiben ſoll, dergeſtalt, als wenn man Spiritum
Vini darauf und daruͤber gegoſſen, und ſelbigen
angezuͤndet haͤtte: denn die Flammen waren alle
gelb-gruͤn-blau- und roͤthlich untereinander ver-
miſcht. Vincentius nahm alſo, nachdem er uns al-
len einen hertzhafften Muth eingeſprochen, und ſein
Handwercks-Zeug, als Hacke, Schauffel, Spa-
ten und dergleichen aufgefaſſet, erſtlich den gera-
den Weg nach dem Feuer-Loche zu, als welches
am allerfuͤrchterlichſten zu brennen ſchien. Wir,
ſo viel unſerer waren, folgten ihm Paarweiſe
nach, trugen und ſchleppten auch das Handwercks-
Zeug, ſo gut wir konten; So bald aber dieſer unſer
Fuͤhrer Vincentius an das Feuer-Loch gekommen
war, und daſſelbe unterſucht hatte; ſprach er:
Meine Freunde! hier iſt vorjetzo noch nichts zu
thun, ſo lange biß die Mitternachts-Stunde da
iſt; unterdeſſen aber folget mir und meinem Ra-
the, und nehme ein jeder, ſo wie ich, einen kleinen
Huͤgel vor ſich, und wenn unſere Arbeit nicht be-
zahlet wird, will ich mir binnen 3. Tagen ſelbſten
einen Scheiter-Hauffen machen, mich darauf ſe-
tzen, und mit Pulver, Schwefel und Pech verbren-
nen. Allein dieſerwegen hat ſich niemand Sorge
zu machen, denn der Himmel iſt mit im Spiele,
als welcher durch mich geringen Menſchen euer
Gluͤck, Reichthum und Wohlſtand zu befoͤrdern
gewillet iſt.
Jch will eben nicht ſagen, wie mir vor meine
Perſon bey dieſer Begebenheit um die Lunge und
Leber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/377>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.