Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

jährigen Manne, der Vincentius genennet wurde,
nur mit den Augen, da denn derselbe mit ihm zu-
gleich aufstunde, und beyde sich etliche Schritte weit
von uns entferneten, jedoch Don Rio kam zurück,
und bath Mons. Litzbergen, Mons. Cramern und
mich, nur auf etliche Schritte mit ihnen Lustwan-
deln zu gehen, um ein und andere Worte von ihm
und seinen Gefährden anzuhören.

Wir stunden also alle 3. auf, und wandelten
mit den vorbemeldeten zweyen des geraden Weges
auf dem angenehmen grünen Rasen nach dem Ge-
bürge zu, da denn unterwegs Mons. Vincentius
von ohngefähr also zu uns zu reden anfieng: Meine
Herrn! sie halten mich 53. biß 54. iährigen Mann
zwar vor einen Portugiesen, allein die Wahrheit
zu bekennen, welches ich auch erweißlich machen
kan, so bin ich ein gebohrner Spanier, von meiner
Geburt und Auferziehung, auch weß Standes
meine Eltern gewesen, will vorietzo, da es zu weit-
läufftig fallen möchte, wenig oder gar nichts, sondern
nur so viel melden: daß ich schon in meinem 12ten
Jahre mit einem gewissen Cavalier, der ein Sohn
des allervornehmsten Grand d' Espagne war, auf
einen ihnen vielleicht allen wohlbekannte Spanische
Universität zog, um demselben als ein so genannter
Page aufzuwarten. Es war in so weit dieses eine
gantz gute Sache vor mich, indem ich mich bey der
Gelegenheit wohl auch in literis solcher Maassen
perfectioniren können, daß ich etwa einmahl mit
der Zeit unter der damahligen verwirrten Regierung
mein Conto hätte zu suchen gewust; Allein mein
Herr war ein wüster und wilder Kopff, schob alle

guten

jaͤhrigen Manne, der Vincentius genennet wurde,
nur mit den Augen, da denn derſelbe mit ihm zu-
gleich aufſtunde, und beyde ſich etliche Schritte weit
von uns entferneten, jedoch Don Rio kam zuruͤck,
und bath Monſ. Litzbergen, Monſ. Cramern und
mich, nur auf etliche Schritte mit ihnen Luſtwan-
deln zu gehen, um ein und andere Worte von ihm
und ſeinen Gefaͤhrden anzuhoͤren.

Wir ſtunden alſo alle 3. auf, und wandelten
mit den vorbemeldeten zweyen des geraden Weges
auf dem angenehmen gruͤnen Raſen nach dem Ge-
buͤrge zu, da denn unterwegs Monſ. Vincentius
von ohngefaͤhr alſo zu uns zu reden anfieng: Meine
Herrn! ſie halten mich 53. biß 54. iaͤhrigen Mann
zwar vor einen Portugieſen, allein die Wahrheit
zu bekennen, welches ich auch erweißlich machen
kan, ſo bin ich ein gebohrner Spanier, von meiner
Geburt und Auferziehung, auch weß Standes
meine Eltern geweſen, will vorietzo, da es zu weit-
laͤufftig fallen moͤchte, wenig oder gar nichts, ſondern
nur ſo viel melden: daß ich ſchon in meinem 12ten
Jahre mit einem gewiſſen Cavalier, der ein Sohn
des allervornehmſten Grand d’ Eſpagne war, auf
einen ihnen vielleicht allen wohlbekannte Spaniſche
Univerſitaͤt zog, um demſelben als ein ſo genannter
Page aufzuwarten. Es war in ſo weit dieſes eine
gantz gute Sache vor mich, indem ich mich bey der
Gelegenheit wohl auch in literis ſolcher Maaſſen
perfectioniren koͤnnen, daß ich etwa einmahl mit
der Zeit unter der damahligen verwirrten Regierung
mein Conto haͤtte zu ſuchen gewuſt; Allein mein
Herr war ein wuͤſter und wilder Kopff, ſchob alle

guten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0356" n="346"/>
ja&#x0364;hrigen Manne, der <hi rendition="#aq">Vincentius</hi> genennet wurde,<lb/>
nur mit den Augen, da denn der&#x017F;elbe mit ihm zu-<lb/>
gleich auf&#x017F;tunde, und beyde &#x017F;ich etliche Schritte weit<lb/>
von uns entferneten, jedoch <hi rendition="#aq">Don Rio</hi> kam zuru&#x0364;ck,<lb/>
und bath <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Litzbergen, <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Cramern und<lb/>
mich, nur auf etliche Schritte mit ihnen Lu&#x017F;twan-<lb/>
deln zu gehen, um ein und andere Worte von ihm<lb/>
und &#x017F;einen Gefa&#x0364;hrden anzuho&#x0364;ren.</p><lb/>
        <p>Wir &#x017F;tunden al&#x017F;o alle 3. auf, und wandelten<lb/>
mit den vorbemeldeten zweyen des geraden Weges<lb/>
auf dem angenehmen gru&#x0364;nen Ra&#x017F;en nach dem Ge-<lb/>
bu&#x0364;rge zu, da denn unterwegs <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Vincentius</hi><lb/>
von ohngefa&#x0364;hr al&#x017F;o zu uns zu reden anfieng: Meine<lb/>
Herrn! &#x017F;ie halten mich 53. biß 54. ia&#x0364;hrigen Mann<lb/>
zwar vor einen Portugie&#x017F;en, allein die Wahrheit<lb/>
zu bekennen, welches ich auch erweißlich machen<lb/>
kan, &#x017F;o bin ich ein gebohrner Spanier, von meiner<lb/>
Geburt und Auferziehung, auch weß Standes<lb/>
meine Eltern gewe&#x017F;en, will vorietzo, da es zu weit-<lb/>
la&#x0364;ufftig fallen mo&#x0364;chte, wenig oder gar nichts, &#x017F;ondern<lb/>
nur &#x017F;o viel melden: daß ich &#x017F;chon in meinem 12ten<lb/>
Jahre mit einem gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Cavalier,</hi> der ein Sohn<lb/>
des allervornehm&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Grand d&#x2019; E&#x017F;pagne</hi> war, auf<lb/>
einen ihnen vielleicht allen wohlbekannte Spani&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">Univer&#x017F;i</hi>ta&#x0364;t zog, um dem&#x017F;elben als ein &#x017F;o genannter<lb/><hi rendition="#aq">Page</hi> aufzuwarten. Es war in &#x017F;o weit die&#x017F;es eine<lb/>
gantz gute Sache vor mich, indem ich mich bey der<lb/>
Gelegenheit wohl auch <hi rendition="#aq">in literis</hi> &#x017F;olcher Maa&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">perfectionir</hi>en ko&#x0364;nnen, daß ich etwa einmahl mit<lb/>
der Zeit unter der damahligen verwirrten Regierung<lb/>
mein <hi rendition="#aq">Conto</hi> ha&#x0364;tte zu &#x017F;uchen gewu&#x017F;t; Allein mein<lb/>
Herr war ein wu&#x0364;&#x017F;ter und wilder Kopff, &#x017F;chob alle<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">guten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0356] jaͤhrigen Manne, der Vincentius genennet wurde, nur mit den Augen, da denn derſelbe mit ihm zu- gleich aufſtunde, und beyde ſich etliche Schritte weit von uns entferneten, jedoch Don Rio kam zuruͤck, und bath Monſ. Litzbergen, Monſ. Cramern und mich, nur auf etliche Schritte mit ihnen Luſtwan- deln zu gehen, um ein und andere Worte von ihm und ſeinen Gefaͤhrden anzuhoͤren. Wir ſtunden alſo alle 3. auf, und wandelten mit den vorbemeldeten zweyen des geraden Weges auf dem angenehmen gruͤnen Raſen nach dem Ge- buͤrge zu, da denn unterwegs Monſ. Vincentius von ohngefaͤhr alſo zu uns zu reden anfieng: Meine Herrn! ſie halten mich 53. biß 54. iaͤhrigen Mann zwar vor einen Portugieſen, allein die Wahrheit zu bekennen, welches ich auch erweißlich machen kan, ſo bin ich ein gebohrner Spanier, von meiner Geburt und Auferziehung, auch weß Standes meine Eltern geweſen, will vorietzo, da es zu weit- laͤufftig fallen moͤchte, wenig oder gar nichts, ſondern nur ſo viel melden: daß ich ſchon in meinem 12ten Jahre mit einem gewiſſen Cavalier, der ein Sohn des allervornehmſten Grand d’ Eſpagne war, auf einen ihnen vielleicht allen wohlbekannte Spaniſche Univerſitaͤt zog, um demſelben als ein ſo genannter Page aufzuwarten. Es war in ſo weit dieſes eine gantz gute Sache vor mich, indem ich mich bey der Gelegenheit wohl auch in literis ſolcher Maaſſen perfectioniren koͤnnen, daß ich etwa einmahl mit der Zeit unter der damahligen verwirrten Regierung mein Conto haͤtte zu ſuchen gewuſt; Allein mein Herr war ein wuͤſter und wilder Kopff, ſchob alle guten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/356
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/356>, abgerufen am 22.11.2024.