Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Jch redete ihm nochmahls in sein Gewissen,
uns ja nicht etwa zu betrügen, oder Lügen vorzu-
schwatzen, wiedrigenfalls aber, da wir gewahr
würden, daß ein Hinterhalt auf uns lauren möch-
te, er der erste seyn müste, den wir ins Reich der
Todten schickten. Jndem kam ihr 5ter Camerad,
und brachte 2. wilde Ziegen, die er geschossen hatte,
hinter sich hergeschleppt, ließ aber dieselben gleich
auf derselben Stelle, wo er stund, liegen, und legte
seine Flinte darneben, kam darauf, und kniete eben-
falls auch neben seine 4. Cameraden nieder; allein,
wir konten dieses gar nicht lange ansehen, sondern
reichten ihnen die Hände, und hiessen sie von der
Erden aufstehen, hergegen zwischen uns auf etliche
zugehauene Bau-Stücke niedersetzen, anbey aber
uns zu berichten, was es nicht allein mit ihren 5.
Personen, sondern auch mit dem Verwunderungs-
würdigen Abzuge ihrer Lands-Leute vor eine Be-
schaffenheit hätte?

Hierauf fieng erstgemeldter Sergeant, nach-
dem wir uns alle in ordentlicher Gestalt um
ihn herum gesetzt, seine Reden recht mit Bedacht
zu vernehmen, also an: Wenn Don Juan de
Silves
gewust hätte, daß diejenigen Officiers von
unsern Leuten, welche er mit sich auf die Jnsul
Groß-Felsenburg nahm, um dieselbe zu besichti-
gen, seine heimlichen abgesagten, so zu sagen, fast
geschwornen Tod-Feinde wären, würde er ihnen
wohl nicht leicht vergönnet haben, auf diese jetzt be-
meldte Jnsul zu kommen; Ja, ich sage nochmahls,
wenn Don Juan dieses gewust hätte, so wohl als
die allermeisten von seinen Untergebenen, so lebte

er

Jch redete ihm nochmahls in ſein Gewiſſen,
uns ja nicht etwa zu betruͤgen, oder Luͤgen vorzu-
ſchwatzen, wiedrigenfalls aber, da wir gewahr
wuͤrden, daß ein Hinterhalt auf uns lauren moͤch-
te, er der erſte ſeyn muͤſte, den wir ins Reich der
Todten ſchickten. Jndem kam ihr 5ter Camerad,
und brachte 2. wilde Ziegen, die er geſchoſſen hatte,
hinter ſich hergeſchleppt, ließ aber dieſelben gleich
auf derſelben Stelle, wo er ſtund, liegen, und legte
ſeine Flinte darneben, kam darauf, und kniete eben-
falls auch neben ſeine 4. Cameraden nieder; allein,
wir konten dieſes gar nicht lange anſehen, ſondern
reichten ihnen die Haͤnde, und hieſſen ſie von der
Erden aufſtehen, hergegen zwiſchen uns auf etliche
zugehauene Bau-Stuͤcke niederſetzen, anbey aber
uns zu berichten, was es nicht allein mit ihren 5.
Perſonen, ſondern auch mit dem Verwunderungs-
wuͤrdigen Abzuge ihrer Lands-Leute vor eine Be-
ſchaffenheit haͤtte?

Hierauf fieng erſtgemeldter Sergeant, nach-
dem wir uns alle in ordentlicher Geſtalt um
ihn herum geſetzt, ſeine Reden recht mit Bedacht
zu vernehmen, alſo an: Wenn Don Juan de
Silves
gewuſt haͤtte, daß diejenigen Officiers von
unſern Leuten, welche er mit ſich auf die Jnſul
Groß-Felſenburg nahm, um dieſelbe zu beſichti-
gen, ſeine heimlichen abgeſagten, ſo zu ſagen, faſt
geſchwornen Tod-Feinde waͤren, wuͤrde er ihnen
wohl nicht leicht vergoͤnnet haben, auf dieſe jetzt be-
meldte Jnſul zu kommen; Ja, ich ſage nochmahls,
wenn Don Juan dieſes gewuſt haͤtte, ſo wohl als
die allermeiſten von ſeinen Untergebenen, ſo lebte

er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0325" n="315"/>
        <p>Jch redete ihm nochmahls in &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
uns ja nicht etwa zu betru&#x0364;gen, oder Lu&#x0364;gen vorzu-<lb/>
&#x017F;chwatzen, wiedrigenfalls aber, da wir gewahr<lb/>
wu&#x0364;rden, daß ein Hinterhalt auf uns lauren mo&#x0364;ch-<lb/>
te, er der er&#x017F;te &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;te, den wir ins Reich der<lb/>
Todten &#x017F;chickten. Jndem kam ihr 5ter <hi rendition="#aq">Camerad,</hi><lb/>
und brachte 2. wilde Ziegen, die er ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en hatte,<lb/>
hinter &#x017F;ich herge&#x017F;chleppt, ließ aber die&#x017F;elben gleich<lb/>
auf der&#x017F;elben Stelle, wo er &#x017F;tund, liegen, und legte<lb/>
&#x017F;eine Flinte darneben, kam darauf, und kniete eben-<lb/>
falls auch neben &#x017F;eine 4. <hi rendition="#aq">Camerad</hi>en nieder; allein,<lb/>
wir konten die&#x017F;es gar nicht lange an&#x017F;ehen, &#x017F;ondern<lb/>
reichten ihnen die Ha&#x0364;nde, und hie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie von der<lb/>
Erden auf&#x017F;tehen, hergegen zwi&#x017F;chen uns auf etliche<lb/>
zugehauene Bau-Stu&#x0364;cke nieder&#x017F;etzen, anbey aber<lb/>
uns zu berichten, was es nicht allein mit ihren 5.<lb/>
Per&#x017F;onen, &#x017F;ondern auch mit dem Verwunderungs-<lb/>
wu&#x0364;rdigen Abzuge ihrer Lands-Leute vor eine Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit ha&#x0364;tte?</p><lb/>
        <p>Hierauf fieng er&#x017F;tgemeldter <hi rendition="#aq">Sergeant,</hi> nach-<lb/>
dem wir uns alle in ordentlicher Ge&#x017F;talt um<lb/>
ihn herum ge&#x017F;etzt, &#x017F;eine Reden recht mit Bedacht<lb/>
zu vernehmen, al&#x017F;o an: Wenn <hi rendition="#aq">Don Juan de<lb/>
Silves</hi> gewu&#x017F;t ha&#x0364;tte, daß diejenigen <hi rendition="#aq">Officiers</hi> von<lb/>
un&#x017F;ern Leuten, welche er mit &#x017F;ich auf die Jn&#x017F;ul<lb/>
Groß-Fel&#x017F;enburg nahm, um die&#x017F;elbe zu be&#x017F;ichti-<lb/>
gen, &#x017F;eine heimlichen abge&#x017F;agten, &#x017F;o zu &#x017F;agen, fa&#x017F;t<lb/>
ge&#x017F;chwornen Tod-Feinde wa&#x0364;ren, wu&#x0364;rde er ihnen<lb/>
wohl nicht leicht vergo&#x0364;nnet haben, auf die&#x017F;e jetzt be-<lb/>
meldte Jn&#x017F;ul zu kommen; Ja, ich &#x017F;age nochmahls,<lb/>
wenn <hi rendition="#aq">Don Juan</hi> die&#x017F;es gewu&#x017F;t ha&#x0364;tte, &#x017F;o wohl als<lb/>
die allermei&#x017F;ten von &#x017F;einen Untergebenen, &#x017F;o lebte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0325] Jch redete ihm nochmahls in ſein Gewiſſen, uns ja nicht etwa zu betruͤgen, oder Luͤgen vorzu- ſchwatzen, wiedrigenfalls aber, da wir gewahr wuͤrden, daß ein Hinterhalt auf uns lauren moͤch- te, er der erſte ſeyn muͤſte, den wir ins Reich der Todten ſchickten. Jndem kam ihr 5ter Camerad, und brachte 2. wilde Ziegen, die er geſchoſſen hatte, hinter ſich hergeſchleppt, ließ aber dieſelben gleich auf derſelben Stelle, wo er ſtund, liegen, und legte ſeine Flinte darneben, kam darauf, und kniete eben- falls auch neben ſeine 4. Cameraden nieder; allein, wir konten dieſes gar nicht lange anſehen, ſondern reichten ihnen die Haͤnde, und hieſſen ſie von der Erden aufſtehen, hergegen zwiſchen uns auf etliche zugehauene Bau-Stuͤcke niederſetzen, anbey aber uns zu berichten, was es nicht allein mit ihren 5. Perſonen, ſondern auch mit dem Verwunderungs- wuͤrdigen Abzuge ihrer Lands-Leute vor eine Be- ſchaffenheit haͤtte? Hierauf fieng erſtgemeldter Sergeant, nach- dem wir uns alle in ordentlicher Geſtalt um ihn herum geſetzt, ſeine Reden recht mit Bedacht zu vernehmen, alſo an: Wenn Don Juan de Silves gewuſt haͤtte, daß diejenigen Officiers von unſern Leuten, welche er mit ſich auf die Jnſul Groß-Felſenburg nahm, um dieſelbe zu beſichti- gen, ſeine heimlichen abgeſagten, ſo zu ſagen, faſt geſchwornen Tod-Feinde waͤren, wuͤrde er ihnen wohl nicht leicht vergoͤnnet haben, auf dieſe jetzt be- meldte Jnſul zu kommen; Ja, ich ſage nochmahls, wenn Don Juan dieſes gewuſt haͤtte, ſo wohl als die allermeiſten von ſeinen Untergebenen, ſo lebte er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/325
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/325>, abgerufen am 24.11.2024.