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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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den Portugiesen zukommen lassen, und zwar ohne
die geringste Bezahlung, dennoch ihnen, als fast
zu sagen ihren Feinden nicht einmahl mißgegönnet
wurde, sondern etliche unserer Leute pflegten zu
sagen: Lasset diese Hunger-Därme alle Jahr zwey
mahl kommen, und gebet ihnen so viel, daß sie die
Rachen füllen können, nur aber sollen sie kein vergeb-
liches Lerm machen, kein unschuldiges Blut vergies-
ssen, keine frommen und redlichen Leutetodt machen,
und uns nebst unsern Kindern in die Sclaverey
zu bringen drohen. Wo nicht? so wollen wir
bald die Oerter suchen, wo der Gifft begraben
liegt, und ihnen an Statt der Lebens-Mittel Gifft
geben etc. Diese und dergleichen Redens-Arten
flossen aus vielen mißvergnügten Hertzen, sonder-
lich der Weiber und schon ziemlich verständigen
Kinder, welche wir aber mit lachendem Muthe auf
bessere Gedancken zu bringen suchten, indem wir
ihnen vorstelleten, daß unsere Feinde so bald wohl
nicht wiederkommen möchten, weilen sie es viel-
leicht sich selbst vor eine Grobheit auslegen dürff-
ten, wenn sie einem gutwilligen Wirthe gar zu offt
Ungelegenheit machten.

Nunmehro aber, da aller Krieg und Kriegs-
Geschrey vorbey war, machte sich ein jeder nach
vollbrachtem Gottesdienste wieder an seine or-
dentliche Arbeit, hauptsächlich aber die annoch in
Stroh und Hülsen befindlichen Feld-Früchte, als
Reiß und andere Sorten von Geträyde, zu Gute
zu bringen, um nicht allein den Abgang in unsern
eigenen Wirthschafften, sondern vornemlich auch
den Mangel in denen ziemlich ausgeleerten Maga-

zinen

den Portugieſen zukommen laſſen, und zwar ohne
die geringſte Bezahlung, dennoch ihnen, als faſt
zu ſagen ihren Feinden nicht einmahl mißgegoͤnnet
wurde, ſondern etliche unſerer Leute pflegten zu
ſagen: Laſſet dieſe Hunger-Daͤrme alle Jahr zwey
mahl kommen, und gebet ihnen ſo viel, daß ſie die
Rachen fuͤllen koͤñen, nur aber ſollen ſie kein vergeb-
liches Lerm machen, kein unſchuldiges Blut vergieſ-
ſſen, keine frommen und redlichen Leutetodt machen,
und uns nebſt unſern Kindern in die Sclaverey
zu bringen drohen. Wo nicht? ſo wollen wir
bald die Oerter ſuchen, wo der Gifft begraben
liegt, und ihnen an Statt der Lebens-Mittel Gifft
geben ꝛc. Dieſe und dergleichen Redens-Arten
floſſen aus vielen mißvergnuͤgten Hertzen, ſonder-
lich der Weiber und ſchon ziemlich verſtaͤndigen
Kinder, welche wir aber mit lachendem Muthe auf
beſſere Gedancken zu bringen ſuchten, indem wir
ihnen vorſtelleten, daß unſere Feinde ſo bald wohl
nicht wiederkommen moͤchten, weilen ſie es viel-
leicht ſich ſelbſt vor eine Grobheit auslegen duͤrff-
ten, wenn ſie einem gutwilligen Wirthe gar zu offt
Ungelegenheit machten.

Nunmehro aber, da aller Krieg und Kriegs-
Geſchrey vorbey war, machte ſich ein jeder nach
vollbrachtem Gottesdienſte wieder an ſeine or-
dentliche Arbeit, hauptſaͤchlich aber die annoch in
Stroh und Huͤlſen befindlichen Feld-Fruͤchte, als
Reiß und andere Sorten von Getraͤyde, zu Gute
zu bringen, um nicht allein den Abgang in unſern
eigenen Wirthſchafften, ſondern vornemlich auch
den Mangel in denen ziemlich ausgeleerten Maga-

zinen
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[310/0320] den Portugieſen zukommen laſſen, und zwar ohne die geringſte Bezahlung, dennoch ihnen, als faſt zu ſagen ihren Feinden nicht einmahl mißgegoͤnnet wurde, ſondern etliche unſerer Leute pflegten zu ſagen: Laſſet dieſe Hunger-Daͤrme alle Jahr zwey mahl kommen, und gebet ihnen ſo viel, daß ſie die Rachen fuͤllen koͤñen, nur aber ſollen ſie kein vergeb- liches Lerm machen, kein unſchuldiges Blut vergieſ- ſſen, keine frommen und redlichen Leutetodt machen, und uns nebſt unſern Kindern in die Sclaverey zu bringen drohen. Wo nicht? ſo wollen wir bald die Oerter ſuchen, wo der Gifft begraben liegt, und ihnen an Statt der Lebens-Mittel Gifft geben ꝛc. Dieſe und dergleichen Redens-Arten floſſen aus vielen mißvergnuͤgten Hertzen, ſonder- lich der Weiber und ſchon ziemlich verſtaͤndigen Kinder, welche wir aber mit lachendem Muthe auf beſſere Gedancken zu bringen ſuchten, indem wir ihnen vorſtelleten, daß unſere Feinde ſo bald wohl nicht wiederkommen moͤchten, weilen ſie es viel- leicht ſich ſelbſt vor eine Grobheit auslegen duͤrff- ten, wenn ſie einem gutwilligen Wirthe gar zu offt Ungelegenheit machten. Nunmehro aber, da aller Krieg und Kriegs- Geſchrey vorbey war, machte ſich ein jeder nach vollbrachtem Gottesdienſte wieder an ſeine or- dentliche Arbeit, hauptſaͤchlich aber die annoch in Stroh und Huͤlſen befindlichen Feld-Fruͤchte, als Reiß und andere Sorten von Getraͤyde, zu Gute zu bringen, um nicht allein den Abgang in unſern eigenen Wirthſchafften, ſondern vornemlich auch den Mangel in denen ziemlich ausgeleerten Maga- zinen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/320>, abgerufen am 24.11.2024.