herumspazieren giengen, hatte er Befehl gegeben, etwas zu einer guten Mahlzeit dienliches von sei- nem Schiffe herüber zu bringen. Ob nun schon dieses alles mehrentheils in kalter Küche bestund, so kam es doch unsern hungrigen Magens eben annoch zu rechter Zeit, zumahlen, da etliche Fäß- lein des besten Canari-Sects zugleich mitkamen, und wir uns an demselben hertzlich labeten; wor- bey sich Don Juan dergestalt freundlich, lustig und aufgeräumt aufführete, als wenn er Zeit seines Lebens nichts feindseeliges gegen uns verhängen, vielweniger eine, und zwar die allererste Bombe auf die Jnsul Groß-Felsenburg werffen lassen.
Nachhero, da wir uns wieder nach orientali- scher Art auf die Teppiche niedergelassen, gieng der Freuden-Becher unter einem friedlich-jedoch auch ernsthafften Gespräche dergestalt hurtig herum, daß die Nacht darüber eingebrochen war, ehe wir uns deren vemutheten; Jedoch Don Juan, der sehr lustig und aufgeräumt zu seyn schien, wolte uns wegen der Gefahr eines gekommenen Sturm-Windes nicht von sich lassen, sondern bath, was er bitten konte, nur erstlich den Tag ab- zuwarten, und vor allen andern Dingen bloß seine Person nebst zweyen Bedienten, oder wenigstens einem, auf unsere Jnsul mitzunehmen, da er denn seiner Religion nach, bey GOtt und allen seinen Heiligen, Ertz-und andern Engeln etc. unter freyem Himmel mit aufgereckter rechter Hand, einen frey- willigen so genannten leiblichen Eydschwur that, nicht zu uns zu kommen, als ein Feind oder Spi- on, sondern als ein aufrichtiger, ehrlicher, guter
Freund,
herumſpazieren giengen, hatte er Befehl gegeben, etwas zu einer guten Mahlzeit dienliches von ſei- nem Schiffe heruͤber zu bringen. Ob nun ſchon dieſes alles mehrentheils in kalter Kuͤche beſtund, ſo kam es doch unſern hungrigen Magens eben annoch zu rechter Zeit, zumahlen, da etliche Faͤß- lein des beſten Canari-Sects zugleich mitkamen, und wir uns an demſelben hertzlich labeten; wor- bey ſich Don Juan dergeſtalt freundlich, luſtig und aufgeraͤumt auffuͤhrete, als wenn er Zeit ſeines Lebens nichts feindſeeliges gegen uns verhaͤngen, vielweniger eine, und zwar die allererſte Bombe auf die Jnſul Groß-Felſenburg werffen laſſen.
Nachhero, da wir uns wieder nach orientali- ſcher Art auf die Teppiche niedergelaſſen, gieng der Freuden-Becher unter einem friedlich-jedoch auch ernſthafften Geſpraͤche dergeſtalt hurtig herum, daß die Nacht daruͤber eingebrochen war, ehe wir uns deren vemutheten; Jedoch Don Juan, der ſehr luſtig und aufgeraͤumt zu ſeyn ſchien, wolte uns wegen der Gefahr eines gekommenen Sturm-Windes nicht von ſich laſſen, ſondern bath, was er bitten konte, nur erſtlich den Tag ab- zuwarten, und vor allen andern Dingen bloß ſeine Perſon nebſt zweyen Bedienten, oder wenigſtens einem, auf unſere Jnſul mitzunehmen, da er denn ſeiner Religion nach, bey GOtt und allen ſeinen Heiligen, Ertz-und andern Engeln ꝛc. unter freyem Himmel mit aufgereckter rechter Hand, einen frey- willigen ſo genannten leiblichen Eydſchwur that, nicht zu uns zu kommen, als ein Feind oder Spi- on, ſondern als ein aufrichtiger, ehrlicher, guter
Freund,
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[302/0312]
herumſpazieren giengen, hatte er Befehl gegeben,
etwas zu einer guten Mahlzeit dienliches von ſei-
nem Schiffe heruͤber zu bringen. Ob nun ſchon
dieſes alles mehrentheils in kalter Kuͤche beſtund,
ſo kam es doch unſern hungrigen Magens eben
annoch zu rechter Zeit, zumahlen, da etliche Faͤß-
lein des beſten Canari-Sects zugleich mitkamen,
und wir uns an demſelben hertzlich labeten; wor-
bey ſich Don Juan dergeſtalt freundlich, luſtig und
aufgeraͤumt auffuͤhrete, als wenn er Zeit ſeines
Lebens nichts feindſeeliges gegen uns verhaͤngen,
vielweniger eine, und zwar die allererſte Bombe
auf die Jnſul Groß-Felſenburg werffen laſſen.
Nachhero, da wir uns wieder nach orientali-
ſcher Art auf die Teppiche niedergelaſſen, gieng der
Freuden-Becher unter einem friedlich-jedoch auch
ernſthafften Geſpraͤche dergeſtalt hurtig herum,
daß die Nacht daruͤber eingebrochen war, ehe wir
uns deren vemutheten; Jedoch Don Juan, der
ſehr luſtig und aufgeraͤumt zu ſeyn ſchien, wolte
uns wegen der Gefahr eines gekommenen
Sturm-Windes nicht von ſich laſſen, ſondern
bath, was er bitten konte, nur erſtlich den Tag ab-
zuwarten, und vor allen andern Dingen bloß ſeine
Perſon nebſt zweyen Bedienten, oder wenigſtens
einem, auf unſere Jnſul mitzunehmen, da er denn
ſeiner Religion nach, bey GOtt und allen ſeinen
Heiligen, Ertz-und andern Engeln ꝛc. unter freyem
Himmel mit aufgereckter rechter Hand, einen frey-
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nicht zu uns zu kommen, als ein Feind oder Spi-
on, ſondern als ein aufrichtiger, ehrlicher, guter
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/312>, abgerufen am 24.11.2024.
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