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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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lachten, und zwar die Alten so wohl, als die Kinder,
und daß ich ferner, nachdem ich meine Straffe aus-
gestanden, noch einmal repassirte, und jedem Frau-
enzimmerlichen Granadier von oben an biß unten
ans Ende einen keuschen Kuß gab, und zwar die-
sen noch zum Uberfluß der schuldigen Danckbarkeit
vor gnädige Straffe, welcher Kuß mir denn von den
allermeisten wieder zurück gegeben wurde, so, daß
wir fast einen halben Tag mit diesem Lust- (oder wie
unsere Feinde vielleicht wohl sagen möchten) Nar-
ren-Spiele zubrachten.

Allein es ist bekannt, daß der Himmel seinen
Kindern, wenn sie sonsten aufrichtig und fromm
wandeln, eine zuläßige oder mittelmäßige Lust gantz
und gar nicht mißgönnet, wovon wir sehr viele
Exempel in heil. Schrifft finden und nachschlagen
können.

Jn Abrede will ich nicht seyn, daß wir dieses
Possen-Spiel bey damahligen Umständen und ge-
fährlich scheinenden Zeiten wohl hätten können blei-
ben lassen, zumahlen, da immer einer dem andern
hätte in die Ohren sagen mögen: Hannibal ante
portas!

Jedoch einmahl war es geschehen, derowegen
giengen wir in den folgenden Tagen desto fleißiger in
die Kirche, beteten auch zu Hause weit andächti-
ger, als vor derselben Zeit, und verrichteten darbey
unsere Arbeit, ein jeder nach seiner Nothdurfft, Be-
quemlichkeit und Wohlgefallen: Denn ich kan biß da-
to
nicht sagen, daß ich auf unserer Jnsul einen recht
faulen Menschen zu suchen und zu finden wüste, als
wovor dem Allmächtigen gedanckt sey, der den Men-

schen
(s) 4

lachten, und zwar die Alten ſo wohl, als die Kinder,
und daß ich ferner, nachdem ich meine Straffe aus-
geſtanden, noch einmal repaſſirte, und jedem Frau-
enzimmerlichen Granadier von oben an biß unten
ans Ende einen keuſchen Kuß gab, und zwar die-
ſen noch zum Uberfluß der ſchuldigen Danckbarkeit
vor gnaͤdige Straffe, welcher Kuß mir denn von den
allermeiſten wieder zuruͤck gegeben wurde, ſo, daß
wir faſt einen halben Tag mit dieſem Luſt- (oder wie
unſere Feinde vielleicht wohl ſagen moͤchten) Nar-
ren-Spiele zubrachten.

Allein es iſt bekannt, daß der Himmel ſeinen
Kindern, wenn ſie ſonſten aufrichtig und fromm
wandeln, eine zulaͤßige oder mittelmaͤßige Luſt gantz
und gar nicht mißgoͤnnet, wovon wir ſehr viele
Exempel in heil. Schrifft finden und nachſchlagen
koͤnnen.

Jn Abrede will ich nicht ſeyn, daß wir dieſes
Poſſen-Spiel bey damahligen Umſtaͤnden und ge-
faͤhrlich ſcheinenden Zeiten wohl haͤtten koͤnnen blei-
ben laſſen, zumahlen, da immer einer dem andern
haͤtte in die Ohren ſagen moͤgen: Hannibal ante
portas!

Jedoch einmahl war es geſchehen, derowegen
giengen wir in den folgenden Tagen deſto fleißiger in
die Kirche, beteten auch zu Hauſe weit andaͤchti-
ger, als vor derſelben Zeit, und verrichteten darbey
unſere Arbeit, ein jeder nach ſeiner Nothdurfft, Be-
quemlichkeit und Wohlgefallen: Deñ ich kan biß da-
to
nicht ſagen, daß ich auf unſerer Jnſul einen recht
faulen Menſchen zu ſuchen und zu finden wuͤſte, als
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(s) 4
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[279/0289] lachten, und zwar die Alten ſo wohl, als die Kinder, und daß ich ferner, nachdem ich meine Straffe aus- geſtanden, noch einmal repaſſirte, und jedem Frau- enzimmerlichen Granadier von oben an biß unten ans Ende einen keuſchen Kuß gab, und zwar die- ſen noch zum Uberfluß der ſchuldigen Danckbarkeit vor gnaͤdige Straffe, welcher Kuß mir denn von den allermeiſten wieder zuruͤck gegeben wurde, ſo, daß wir faſt einen halben Tag mit dieſem Luſt- (oder wie unſere Feinde vielleicht wohl ſagen moͤchten) Nar- ren-Spiele zubrachten. Allein es iſt bekannt, daß der Himmel ſeinen Kindern, wenn ſie ſonſten aufrichtig und fromm wandeln, eine zulaͤßige oder mittelmaͤßige Luſt gantz und gar nicht mißgoͤnnet, wovon wir ſehr viele Exempel in heil. Schrifft finden und nachſchlagen koͤnnen. Jn Abrede will ich nicht ſeyn, daß wir dieſes Poſſen-Spiel bey damahligen Umſtaͤnden und ge- faͤhrlich ſcheinenden Zeiten wohl haͤtten koͤnnen blei- ben laſſen, zumahlen, da immer einer dem andern haͤtte in die Ohren ſagen moͤgen: Hannibal ante portas! Jedoch einmahl war es geſchehen, derowegen giengen wir in den folgenden Tagen deſto fleißiger in die Kirche, beteten auch zu Hauſe weit andaͤchti- ger, als vor derſelben Zeit, und verrichteten darbey unſere Arbeit, ein jeder nach ſeiner Nothdurfft, Be- quemlichkeit und Wohlgefallen: Deñ ich kan biß da- to nicht ſagen, daß ich auf unſerer Jnſul einen recht faulen Menſchen zu ſuchen und zu finden wuͤſte, als wovor dem Allmaͤchtigen gedanckt ſey, der den Men- ſchen (s) 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/289>, abgerufen am 25.11.2024.