waren. Jndem wir nun diese Fregatte immer zwi- schen den Sand-Bäncken herum treiben sahen, und nicht wusten, was solches zu bedeuten hätte, kamen wir derselben mit unserer Höflichkeit zuvor, und lö- seten 2 Canonen, zum Zeichen, daß Menschen auf die- sem Felsen vorhanden wären, welche, wenn sich vielleicht Nothleidende darinnen befänden, ihnen zu Hülffe kommen könten. Es wurde uns demnach so gleich mit 3. Canonen-Schüssen geantwortet, und ein Boot von derselben ausgesetzt, worinnen sich 3. Männer befanden, die allerhand Zeichen von sich gaben, daß sie gern Sprache mit uns halten möch- ten.
Demnach setzten sich Herr Wolffgang, ich und noch ein Mann auch in eine Chalouppe, und fuh- ren ihnen auf den halben Weg entgegen, da sie denn gantz sanffte ruderten, und uns zu vernehmen gaben, wie sie Portugiesen, und im verwichenen Sturme verunglückt, auch in solchen elenden Zustand gera- then wären, daß sich nur noch ohngefehr biß 30. ge- sunde Leute unter ihnen befänden, bathen demnach, wenn wir, wie es das Ansehen hätte, Christen-Leute wären, ihnen die Barmhertzigkeit zu erzeigen, und sie aufzunehmen, auch mit Speisen und Geträncke zu erquicken, wovor sie uns denn gern alles ihr noch ü- riges weniges Vermögen zustellen wolten. Hierauf ertheileten wir ihnen zur Antwort: daß wir nicht al- lein gute Christen, sondern auch bereit und willig wären, sie nach unserm besten Vermögen, ohne eini- ges Entgeld gern mit allen Bedürffnissen zu erqui- cken, nur aber dieses einzige bäthen wir uns aus, uns nicht zuzumuthen, sie in unsere Hütten zu führen,
weiln
waren. Jndem wir nun dieſe Fregatte immer zwi- ſchen den Sand-Baͤncken herum treiben ſahen, und nicht wuſten, was ſolches zu bedeuten haͤtte, kamen wir derſelben mit unſerer Hoͤflichkeit zuvor, und loͤ- ſeten 2 Canonen, zum Zeichen, daß Menſchen auf die- ſem Felſen vorhanden waͤren, welche, wenn ſich vielleicht Nothleidende darinnen befaͤnden, ihnen zu Huͤlffe kommen koͤnten. Es wurde uns demnach ſo gleich mit 3. Canonen-Schuͤſſen geantwortet, und ein Boot von derſelben ausgeſetzt, worinnen ſich 3. Maͤnner befanden, die allerhand Zeichen von ſich gaben, daß ſie gern Sprache mit uns halten moͤch- ten.
Demnach ſetzten ſich Herr Wolffgang, ich und noch ein Mann auch in eine Chalouppe, und fuh- ren ihnen auf den halben Weg entgegen, da ſie denn gantz ſanffte ruderten, und uns zu vernehmen gaben, wie ſie Portugieſen, und im verwichenen Sturme verungluͤckt, auch in ſolchen elenden Zuſtand gera- then waͤren, daß ſich nur noch ohngefehr biß 30. ge- ſunde Leute unter ihnen befaͤnden, bathen demnach, wenn wir, wie es das Anſehen haͤtte, Chriſten-Leute waͤren, ihnen die Barmhertzigkeit zu erzeigen, und ſie aufzunehmen, auch mit Speiſen und Getraͤncke zu erquicken, wovor ſie uns denn geꝛn alles ihr noch uͤ- riges weniges Vermoͤgen zuſtellen wolten. Hierauf ertheileten wir ihnen zur Antwort: daß wir nicht al- lein gute Chriſten, ſondern auch bereit und willig waͤren, ſie nach unſerm beſten Vermoͤgen, ohne eini- ges Entgeld gern mit allen Beduͤrffniſſen zu erqui- cken, nur aber dieſes einzige baͤthen wir uns aus, uns nicht zuzumuthen, ſie in unſere Huͤtten zu fuͤhren,
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waren. Jndem wir nun dieſe Fregatte immer zwi-
ſchen den Sand-Baͤncken herum treiben ſahen, und
nicht wuſten, was ſolches zu bedeuten haͤtte, kamen
wir derſelben mit unſerer Hoͤflichkeit zuvor, und loͤ-
ſeten 2 Canonen, zum Zeichen, daß Menſchen auf die-
ſem Felſen vorhanden waͤren, welche, wenn ſich
vielleicht Nothleidende darinnen befaͤnden, ihnen zu
Huͤlffe kommen koͤnten. Es wurde uns demnach
ſo gleich mit 3. Canonen-Schuͤſſen geantwortet, und
ein Boot von derſelben ausgeſetzt, worinnen ſich 3.
Maͤnner befanden, die allerhand Zeichen von ſich
gaben, daß ſie gern Sprache mit uns halten moͤch-
ten.
Demnach ſetzten ſich Herr Wolffgang, ich und
noch ein Mann auch in eine Chalouppe, und fuh-
ren ihnen auf den halben Weg entgegen, da ſie denn
gantz ſanffte ruderten, und uns zu vernehmen gaben,
wie ſie Portugieſen, und im verwichenen Sturme
verungluͤckt, auch in ſolchen elenden Zuſtand gera-
then waͤren, daß ſich nur noch ohngefehr biß 30. ge-
ſunde Leute unter ihnen befaͤnden, bathen demnach,
wenn wir, wie es das Anſehen haͤtte, Chriſten-Leute
waͤren, ihnen die Barmhertzigkeit zu erzeigen, und
ſie aufzunehmen, auch mit Speiſen und Getraͤncke
zu erquicken, wovor ſie uns denn geꝛn alles ihr noch uͤ-
riges weniges Vermoͤgen zuſtellen wolten. Hierauf
ertheileten wir ihnen zur Antwort: daß wir nicht al-
lein gute Chriſten, ſondern auch bereit und willig
waͤren, ſie nach unſerm beſten Vermoͤgen, ohne eini-
ges Entgeld gern mit allen Beduͤrffniſſen zu erqui-
cken, nur aber dieſes einzige baͤthen wir uns aus, uns
nicht zuzumuthen, ſie in unſere Huͤtten zu fuͤhren,
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/260>, abgerufen am 22.11.2024.
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