aber liessen alles dieses zu einem Ohre hinein, und zum andern wieder heraus gehen, wurden auch, ich weiß selbst nicht warum, immer hitziger auf das Kriegs-Handwerck.
Demnach legte Monsieur Plager noch eine gantz neue Fabrique an, allerhand Hand-Gewehr zu verfertigen, als worzu er in einem Tage mehr als 20. Gesellen und Lehr-Pursche zu übernehmen be- kam, indem diese alle gantz besondere Lust zu derglei- chen Profession bezeigten, und sich recht darzu drun- gen. Auch wurde das Mörser, Bomben, Grana- den und Kugel-giessen, von mancherley Grösse, vom gemeldten Monsieur Plagern und seinen Ge- hülffen, auch zum öfftern so gar bey Nachts-Zeit fortgesetzt, um einen recht wichtigen Vorrath herbey zu schaffen, und wenn man ihn fragte: worzu ein so starcker Uberfluß dienen solte? gab er gemeiniglich zur Antwort. Jsts noch kein Danck, daß ich unse- re Zeughäuser anfülle? was wir nicht brauchen, können vielleicht wohl unsere Kinder und Nachkom- men nöthig haben, denn man kan nicht wissen, wie sich die Zeiten ändern, ists nicht eher, so geschichts vielleicht nach unserm Tode.
Solcher Gestalt wurden binnen weniger Zeit unsere Zeughäuser dergestalt angefüllet, daß fast kein Platz und Raum mehr vorhanden war, wo das grobe Geschütz stehen solte, ja, es war kein leerer Haacken oder Nagel anzutreffen, an dem nicht eine Büchse, Flinte, Pistole etc. Palläsche und andere dergleichen Geräthschafft hieng, wie es denn biß die- se Stunde noch also beschaffen und anzutreffen ist.
Endlich
aber lieſſen alles dieſes zu einem Ohre hinein, und zum andern wieder heraus gehen, wurden auch, ich weiß ſelbſt nicht warum, immer hitziger auf das Kriegs-Handwerck.
Demnach legte Monſieur Plager noch eine gantz neue Fabrique an, allerhand Hand-Gewehr zu verfertigen, als worzu er in einem Tage mehr als 20. Geſellen und Lehr-Purſche zu uͤbernehmen be- kam, indem dieſe alle gantz beſondere Luſt zu derglei- chen Profeſſion bezeigten, und ſich recht darzu drun- gen. Auch wurde das Moͤrſer, Bomben, Grana- den und Kugel-gieſſen, von mancherley Groͤſſe, vom gemeldten Monſieur Plagern und ſeinen Ge- huͤlffen, auch zum oͤfftern ſo gar bey Nachts-Zeit fortgeſetzt, um einen recht wichtigen Vorrath herbey zu ſchaffen, und wenn man ihn fragte: worzu ein ſo ſtarcker Uberfluß dienen ſolte? gab er gemeiniglich zur Antwort. Jſts noch kein Danck, daß ich unſe- re Zeughaͤuſer anfuͤlle? was wir nicht brauchen, koͤnnen vielleicht wohl unſere Kinder und Nachkom- men noͤthig haben, denn man kan nicht wiſſen, wie ſich die Zeiten aͤndern, iſts nicht eher, ſo geſchichts vielleicht nach unſerm Tode.
Solcher Geſtalt wurden binnen weniger Zeit unſere Zeughaͤuſer dergeſtalt angefuͤllet, daß faſt kein Platz und Raum mehr vorhanden war, wo das grobe Geſchuͤtz ſtehen ſolte, ja, es war kein leerer Haacken oder Nagel anzutreffen, an dem nicht eine Buͤchſe, Flinte, Piſtole ꝛc. Pallaͤſche und andere dergleichen Geraͤthſchafft hieng, wie es denn biß die- ſe Stunde noch alſo beſchaffen und anzutreffen iſt.
Endlich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0258"n="248"/>
aber lieſſen alles dieſes zu einem Ohre hinein, und<lb/>
zum andern wieder heraus gehen, wurden auch, ich<lb/>
weiß ſelbſt nicht warum, immer hitziger auf das<lb/>
Kriegs-Handwerck.</p><lb/><p>Demnach legte <hirendition="#aq">Monſieur</hi> Plager noch eine<lb/>
gantz neue <hirendition="#aq">Fabrique</hi> an, allerhand Hand-Gewehr<lb/>
zu verfertigen, als worzu er in einem Tage mehr als<lb/>
20. Geſellen und Lehr-Purſche zu uͤbernehmen be-<lb/>
kam, indem dieſe alle gantz beſondere Luſt zu derglei-<lb/>
chen <hirendition="#aq">Profeſſi</hi>on bezeigten, und ſich recht darzu drun-<lb/>
gen. Auch wurde das Moͤrſer, <hirendition="#aq">Bomb</hi>en, <hirendition="#aq">Grana-<lb/>
d</hi>en und Kugel-gieſſen, von mancherley Groͤſſe,<lb/>
vom gemeldten <hirendition="#aq">Monſieur</hi> Plagern und ſeinen Ge-<lb/>
huͤlffen, auch zum oͤfftern ſo gar bey Nachts-Zeit<lb/>
fortgeſetzt, um einen recht wichtigen Vorrath herbey<lb/>
zu ſchaffen, und wenn man ihn fragte: worzu ein ſo<lb/>ſtarcker Uberfluß dienen ſolte? gab er gemeiniglich<lb/>
zur Antwort. Jſts noch kein Danck, daß ich unſe-<lb/>
re Zeughaͤuſer anfuͤlle? was wir nicht brauchen,<lb/>
koͤnnen vielleicht wohl unſere Kinder und Nachkom-<lb/>
men noͤthig haben, denn man kan nicht wiſſen, wie<lb/>ſich die Zeiten aͤndern, iſts nicht eher, ſo geſchichts<lb/>
vielleicht nach unſerm Tode.</p><lb/><p>Solcher Geſtalt wurden binnen weniger Zeit<lb/>
unſere Zeughaͤuſer dergeſtalt angefuͤllet, daß faſt<lb/>
kein Platz und Raum mehr vorhanden war, wo das<lb/>
grobe Geſchuͤtz ſtehen ſolte, ja, es war kein leerer<lb/>
Haacken oder Nagel anzutreffen, an dem nicht eine<lb/>
Buͤchſe, Flinte, Piſtole ꝛc. Pallaͤſche und andere<lb/>
dergleichen Geraͤthſchafft hieng, wie es denn biß die-<lb/>ſe Stunde noch alſo beſchaffen und anzutreffen iſt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Endlich</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[248/0258]
aber lieſſen alles dieſes zu einem Ohre hinein, und
zum andern wieder heraus gehen, wurden auch, ich
weiß ſelbſt nicht warum, immer hitziger auf das
Kriegs-Handwerck.
Demnach legte Monſieur Plager noch eine
gantz neue Fabrique an, allerhand Hand-Gewehr
zu verfertigen, als worzu er in einem Tage mehr als
20. Geſellen und Lehr-Purſche zu uͤbernehmen be-
kam, indem dieſe alle gantz beſondere Luſt zu derglei-
chen Profeſſion bezeigten, und ſich recht darzu drun-
gen. Auch wurde das Moͤrſer, Bomben, Grana-
den und Kugel-gieſſen, von mancherley Groͤſſe,
vom gemeldten Monſieur Plagern und ſeinen Ge-
huͤlffen, auch zum oͤfftern ſo gar bey Nachts-Zeit
fortgeſetzt, um einen recht wichtigen Vorrath herbey
zu ſchaffen, und wenn man ihn fragte: worzu ein ſo
ſtarcker Uberfluß dienen ſolte? gab er gemeiniglich
zur Antwort. Jſts noch kein Danck, daß ich unſe-
re Zeughaͤuſer anfuͤlle? was wir nicht brauchen,
koͤnnen vielleicht wohl unſere Kinder und Nachkom-
men noͤthig haben, denn man kan nicht wiſſen, wie
ſich die Zeiten aͤndern, iſts nicht eher, ſo geſchichts
vielleicht nach unſerm Tode.
Solcher Geſtalt wurden binnen weniger Zeit
unſere Zeughaͤuſer dergeſtalt angefuͤllet, daß faſt
kein Platz und Raum mehr vorhanden war, wo das
grobe Geſchuͤtz ſtehen ſolte, ja, es war kein leerer
Haacken oder Nagel anzutreffen, an dem nicht eine
Buͤchſe, Flinte, Piſtole ꝛc. Pallaͤſche und andere
dergleichen Geraͤthſchafft hieng, wie es denn biß die-
ſe Stunde noch alſo beſchaffen und anzutreffen iſt.
Endlich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/258>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.