daß auf unserer Jnsul eins das andere boßhaff- ter Weise beschädigt, verwundet oder wohl gar todt geschlagen hätte. 6) Auch ist noch nie erhört, daß unter uns, die wir alle eines Geblüts und Ge- schlechts sind, Unkeuschheit wäre verspüret worden. 7) Wer kan auftreten und sagen, daß diesem oder jenem etwas, auch so gar das geringste, heimli- cher Weise gestohlen und entwendet worden? 8) Von Lügen, Verrathen und Affterreden ge- gen einander wissen wir nichts, weil wir keine Ursache darzu haben, und uns biß auf den Tod ins Hertze hinein schämen müsten, wenn, da die Lügen an Tag kämen, wir wie Butter an der Sonne bestehen müsten. 9) Keiner unter uns be- gehret seines Nächsten Haus, Gut noch Erbe, oder sucht selbiges unter diesem oder jenem Schei- ne an sich zu ziehen und zu bringen, weilen ein jeder unter uns so bequemlich lebt, als er nur im- mer zu leben wünschen kan, und wenn ja etwa die- ses oder jenes zu Verbesserung seiner Bequemlich- keit ermangeln solte, so sind mehr als 100. Hän- de und Füsse da, die ihm, ohne Belohnung zu fordern, zu Diensten stehen. 10) So hat man auch biß auf diese Stunde kein eintziges Exempel, daß das zehende Gebot GOttes, so wie es in Lu- theri Catechismo ausgelegt ist, von jemanden ü- bertreten worden: denn wir haben ja nicht die geringste Ursache darzu, weilen sich ein jeder nach seinem Appetite wohl berathen, zu dem, wenn wir auch die heil. Schrifft bey Seite legten, so könten wir doch so gut, als die blinden Heyden, die von GOtt nichts wissen, wohl erkennen, daß
die-
daß auf unſerer Jnſul eins das andere boßhaff- ter Weiſe beſchaͤdigt, verwundet oder wohl gar todt geſchlagen haͤtte. 6) Auch iſt noch nie erhoͤrt, daß unter uns, die wir alle eines Gebluͤts und Ge- ſchlechts ſind, Unkeuſchheit waͤre verſpuͤret worden. 7) Wer kan auftreten und ſagen, daß dieſem oder jenem etwas, auch ſo gar das geringſte, heimli- cher Weiſe geſtohlen und entwendet worden? 8) Von Luͤgen, Verrathen und Affterreden ge- gen einander wiſſen wir nichts, weil wir keine Urſache darzu haben, und uns biß auf den Tod ins Hertze hinein ſchaͤmen muͤſten, wenn, da die Luͤgen an Tag kaͤmen, wir wie Butter an der Sonne beſtehen muͤſten. 9) Keiner unter uns be- gehret ſeines Naͤchſten Haus, Gut noch Erbe, oder ſucht ſelbiges unter dieſem oder jenem Schei- ne an ſich zu ziehen und zu bringen, weilen ein jeder unter uns ſo bequemlich lebt, als er nur im- mer zu leben wuͤnſchen kan, und wenn ja etwa die- ſes oder jenes zu Verbeſſerung ſeiner Bequemlich- keit ermangeln ſolte, ſo ſind mehr als 100. Haͤn- de und Fuͤſſe da, die ihm, ohne Belohnung zu fordern, zu Dienſten ſtehen. 10) So hat man auch biß auf dieſe Stunde kein eintziges Exempel, daß das zehende Gebot GOttes, ſo wie es in Lu- theri Catechiſmo ausgelegt iſt, von jemanden uͤ- bertreten worden: denn wir haben ja nicht die geringſte Urſache darzu, weilen ſich ein jeder nach ſeinem Appetite wohl berathen, zu dem, wenn wir auch die heil. Schrifft bey Seite legten, ſo koͤnten wir doch ſo gut, als die blinden Heyden, die von GOtt nichts wiſſen, wohl erkennen, daß
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daß auf unſerer Jnſul eins das andere boßhaff-
ter Weiſe beſchaͤdigt, verwundet oder wohl gar
todt geſchlagen haͤtte. 6) Auch iſt noch nie erhoͤrt,
daß unter uns, die wir alle eines Gebluͤts und Ge-
ſchlechts ſind, Unkeuſchheit waͤre verſpuͤret worden.
7) Wer kan auftreten und ſagen, daß dieſem oder
jenem etwas, auch ſo gar das geringſte, heimli-
cher Weiſe geſtohlen und entwendet worden?
8) Von Luͤgen, Verrathen und Affterreden ge-
gen einander wiſſen wir nichts, weil wir keine
Urſache darzu haben, und uns biß auf den Tod
ins Hertze hinein ſchaͤmen muͤſten, wenn, da die
Luͤgen an Tag kaͤmen, wir wie Butter an der
Sonne beſtehen muͤſten. 9) Keiner unter uns be-
gehret ſeines Naͤchſten Haus, Gut noch Erbe,
oder ſucht ſelbiges unter dieſem oder jenem Schei-
ne an ſich zu ziehen und zu bringen, weilen ein
jeder unter uns ſo bequemlich lebt, als er nur im-
mer zu leben wuͤnſchen kan, und wenn ja etwa die-
ſes oder jenes zu Verbeſſerung ſeiner Bequemlich-
keit ermangeln ſolte, ſo ſind mehr als 100. Haͤn-
de und Fuͤſſe da, die ihm, ohne Belohnung zu
fordern, zu Dienſten ſtehen. 10) So hat man
auch biß auf dieſe Stunde kein eintziges Exempel,
daß das zehende Gebot GOttes, ſo wie es in Lu-
theri Catechiſmo ausgelegt iſt, von jemanden uͤ-
bertreten worden: denn wir haben ja nicht die
geringſte Urſache darzu, weilen ſich ein jeder nach
ſeinem Appetite wohl berathen, zu dem, wenn
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/25>, abgerufen am 09.11.2024.
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