fallen, und dermassen von ihnen zugerichtet wor- den, daß er vielleicht seinen Geist davon aufgeben müste.
Es waren eben zwey Englische Kauff-Leute bey uns, welche einige Geld-Summen vor uns zahleten, und dem Herrn von Barley das Ver- ständniß ziemlicher Maassen eröffneten, indem sie ihm sagten, als daß dieses sein Unglück von nie- manden herrührte, als von einem gewissen Mäck- ler, den man noch zur Zeit nicht in die Gülde der Kauffmannschafft einnehmen wollen, und mit dessen Tochter der Herr von Barley sich zu ver- mählen vor einiger Zeit, auch ihm ein Schiff nach Ost-Jndien auf dessen Verlag zu führen sich an- heischig gemacht, nachhero aber das Wort nicht gehalten, ohngeachtet der Mäckler gesonnen gewe- sen, vor ihn und seine Gemahlin, als dessen Toch- ter 20000. Gulden in Banco, so zu sagen, als zum Heyraths-Gute einschreiben zu lassen. Mein Barley befand sich einiger Maassen in seinen Ge- wissen betroffen, sagte aber dieses: Mein Unglück mag herrühren, wo es immer wolle, jedennoch werde ich nicht verzagen, weilen, nächst GOtt, mei- ne Redlichkeit und mein noch (wiewohl eben nicht so gar sehr starckes Vermögen mir durchhelffen muß. Kurtz: ich verlasse mich auf den Himmel, meine Jugend und meine Tapfferkeit. Wenn sie (sagte der eine und älteste Kauffmann,) das Principium haben, so kan es ihnen nicht fehlen; unterdessen, weilen wir beyde einen guten Schiffs- Capitain nöthig haben und zwar eine Person von Condition, indem wir beyde ein vollkommen wohl
aus-
fallen, und dermaſſen von ihnen zugerichtet wor- den, daß er vielleicht ſeinen Geiſt davon aufgeben muͤſte.
Es waren eben zwey Engliſche Kauff-Leute bey uns, welche einige Geld-Summen vor uns zahleten, und dem Herrn von Barley das Ver- ſtaͤndniß ziemlicher Maaſſen eroͤffneten, indem ſie ihm ſagten, als daß dieſes ſein Ungluͤck von nie- manden herruͤhrte, als von einem gewiſſen Maͤck- ler, den man noch zur Zeit nicht in die Guͤlde der Kauffmannſchafft einnehmen wollen, und mit deſſen Tochter der Herr von Barley ſich zu ver- maͤhlen vor einiger Zeit, auch ihm ein Schiff nach Oſt-Jndien auf deſſen Verlag zu fuͤhren ſich an- heiſchig gemacht, nachhero aber das Wort nicht gehalten, ohngeachtet der Maͤckler geſonnen gewe- ſen, vor ihn und ſeine Gemahlin, als deſſen Toch- ter 20000. Gulden in Banco, ſo zu ſagen, als zum Heyraths-Gute einſchreiben zu laſſen. Mein Barley befand ſich einiger Maaſſen in ſeinen Ge- wiſſen betroffen, ſagte aber dieſes: Mein Ungluͤck mag herruͤhren, wo es immer wolle, jedennoch werde ich nicht verzagen, weilen, naͤchſt GOtt, mei- ne Redlichkeit und mein noch (wiewohl eben nicht ſo gar ſehr ſtarckes Vermoͤgen mir durchhelffen muß. Kurtz: ich verlaſſe mich auf den Himmel, meine Jugend und meine Tapfferkeit. Wenn ſie (ſagte der eine und aͤlteſte Kauffmann,) das Principium haben, ſo kan es ihnen nicht fehlen; unterdeſſen, weilen wir beyde einen guten Schiffs- Capitain noͤthig haben und zwar eine Perſon von Condition, indem wir beyde ein vollkommen wohl
aus-
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fallen, und dermaſſen von ihnen zugerichtet wor-
den, daß er vielleicht ſeinen Geiſt davon aufgeben
muͤſte.
Es waren eben zwey Engliſche Kauff-Leute
bey uns, welche einige Geld-Summen vor uns
zahleten, und dem Herrn von Barley das Ver-
ſtaͤndniß ziemlicher Maaſſen eroͤffneten, indem ſie
ihm ſagten, als daß dieſes ſein Ungluͤck von nie-
manden herruͤhrte, als von einem gewiſſen Maͤck-
ler, den man noch zur Zeit nicht in die Guͤlde
der Kauffmannſchafft einnehmen wollen, und mit
deſſen Tochter der Herr von Barley ſich zu ver-
maͤhlen vor einiger Zeit, auch ihm ein Schiff nach
Oſt-Jndien auf deſſen Verlag zu fuͤhren ſich an-
heiſchig gemacht, nachhero aber das Wort nicht
gehalten, ohngeachtet der Maͤckler geſonnen gewe-
ſen, vor ihn und ſeine Gemahlin, als deſſen Toch-
ter 20000. Gulden in Banco, ſo zu ſagen, als
zum Heyraths-Gute einſchreiben zu laſſen. Mein
Barley befand ſich einiger Maaſſen in ſeinen Ge-
wiſſen betroffen, ſagte aber dieſes: Mein Ungluͤck
mag herruͤhren, wo es immer wolle, jedennoch
werde ich nicht verzagen, weilen, naͤchſt GOtt, mei-
ne Redlichkeit und mein noch (wiewohl eben nicht
ſo gar ſehr ſtarckes Vermoͤgen mir durchhelffen
muß. Kurtz: ich verlaſſe mich auf den Himmel,
meine Jugend und meine Tapfferkeit. Wenn
ſie (ſagte der eine und aͤlteſte Kauffmann,) das
Principium haben, ſo kan es ihnen nicht fehlen;
unterdeſſen, weilen wir beyde einen guten Schiffs-
Capitain noͤthig haben und zwar eine Perſon von
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/238>, abgerufen am 21.11.2024.
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