sondere Nachricht: daß die Entleibung der Fran- zösin so wohl als auch des Franzosen nicht allein in der gantzen Stadt, sondern auch bereits bey Ho- fe ruchtbar worden, indem die Wirthin und Do- mestiquen des Logis, worinnen die Französische Comoediantin logirt, alles umständlich erzäh- len, und eydlich bekräfftigen müssen, jedoch hätten Jhro Majestat der König selbst sich dergestalt al- lergnädigst verlauten lassen: Man müsse bey der angegebenenDelinquentin, znmahlen, da sie eine gebohrne vornehme Engelände- rin wäre, die Sache recht wohl untersuchen, indem Allerhöchst-Dieselben vor dießmahl gewisser Ursachen und Umstände wegen lie- ber Gnade als Recht ergehen zu lassen, ge- sonnen wären etc.
Dieses war nun schon ein ziemlich starcker Trost vor mich und meine Mutter, den uns dieser Freund zum ersten mahle brachte, allein der ehrli- che Mensch dienete uns in weit mehrern Stücken, denn da ihm meine |Mutter das Geheimniß we- gen unserer starcken Schuld-Forderungen entdeck- te, war seine erste Anfrage diese: Ob er, wenn er auch nur die Helffte davon ausgeklagt, auch mich zur Gemahlin haben solte? welches denn meine Mutter und auch ich ihm mit Hand und Mund versprachen. Demnach war Barley vollkommen wohl mit uns zufrieden, und ließ sich unsere Ge- schäffte dergestalt angelegen seyn, daß er weder Tag noch Nacht Ruhe hatte, biß er, versprochener Maassen, die Helffte unserer Forderungen ausge- klagt, und noch ein weit mehreres, welches alles er
denn
ſondere Nachricht: daß die Entleibung der Fran- zoͤſin ſo wohl als auch des Franzoſen nicht allein in der gantzen Stadt, ſondern auch bereits bey Ho- fe ruchtbar worden, indem die Wirthin und Do- meſtiquen des Logis, worinnen die Franzoͤſiſche Comœdiantin logirt, alles umſtaͤndlich erzaͤh- len, und eydlich bekraͤfftigen muͤſſen, jedoch haͤtten Jhro Majeſtat der Koͤnig ſelbſt ſich dergeſtalt al- lergnaͤdigſt verlauten laſſen: Man muͤſſe bey der angegebenenDelinquentin, znmahlen, da ſie eine gebohrne vornehme Engelaͤnde- rin waͤre, die Sache recht wohl unterſuchen, indem Allerhoͤchſt-Dieſelben vor dießmahl gewiſſer Urſachen und Umſtaͤnde wegen lie- ber Gnade als Recht ergehen zu laſſen, ge- ſonnen waͤren ꝛc.
Dieſes war nun ſchon ein ziemlich ſtarcker Troſt vor mich und meine Mutter, den uns dieſer Freund zum erſten mahle brachte, allein der ehrli- che Menſch dienete uns in weit mehrern Stuͤcken, denn da ihm meine |Mutter das Geheimniß we- gen unſerer ſtarcken Schuld-Forderungen entdeck- te, war ſeine erſte Anfrage dieſe: Ob er, wenn er auch nur die Helffte davon ausgeklagt, auch mich zur Gemahlin haben ſolte? welches denn meine Mutter und auch ich ihm mit Hand und Mund verſprachen. Demnach war Barley vollkommen wohl mit uns zufrieden, und ließ ſich unſere Ge- ſchaͤffte dergeſtalt angelegen ſeyn, daß er weder Tag noch Nacht Ruhe hatte, biß er, verſprochener Maaſſen, die Helffte unſerer Forderungen ausge- klagt, und noch ein weit mehreres, welches alles er
denn
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ſondere Nachricht: daß die Entleibung der Fran-
zoͤſin ſo wohl als auch des Franzoſen nicht allein
in der gantzen Stadt, ſondern auch bereits bey Ho-
fe ruchtbar worden, indem die Wirthin und Do-
meſtiquen des Logis, worinnen die Franzoͤſiſche
Comœdiantin logirt, alles umſtaͤndlich erzaͤh-
len, und eydlich bekraͤfftigen muͤſſen, jedoch haͤtten
Jhro Majeſtat der Koͤnig ſelbſt ſich dergeſtalt al-
lergnaͤdigſt verlauten laſſen: Man muͤſſe bey
der angegebenen Delinquentin, znmahlen,
da ſie eine gebohrne vornehme Engelaͤnde-
rin waͤre, die Sache recht wohl unterſuchen,
indem Allerhoͤchſt-Dieſelben vor dießmahl
gewiſſer Urſachen und Umſtaͤnde wegen lie-
ber Gnade als Recht ergehen zu laſſen, ge-
ſonnen waͤren ꝛc.
Dieſes war nun ſchon ein ziemlich ſtarcker
Troſt vor mich und meine Mutter, den uns dieſer
Freund zum erſten mahle brachte, allein der ehrli-
che Menſch dienete uns in weit mehrern Stuͤcken,
denn da ihm meine |Mutter das Geheimniß we-
gen unſerer ſtarcken Schuld-Forderungen entdeck-
te, war ſeine erſte Anfrage dieſe: Ob er, wenn er
auch nur die Helffte davon ausgeklagt, auch mich
zur Gemahlin haben ſolte? welches denn meine
Mutter und auch ich ihm mit Hand und Mund
verſprachen. Demnach war Barley vollkommen
wohl mit uns zufrieden, und ließ ſich unſere Ge-
ſchaͤffte dergeſtalt angelegen ſeyn, daß er weder
Tag noch Nacht Ruhe hatte, biß er, verſprochener
Maaſſen, die Helffte unſerer Forderungen ausge-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/236>, abgerufen am 24.11.2024.
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