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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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brauche ordinirt, damit er das Werck des HErrn
nebst ihnen nach der Ordnung unsers Heils uner-
müdet forttreiben könte, wellen allem Ansehen
nach denen dreyen alten und ersten die geistliche
Arbeit in die Länge allzu sauer werden wolte. Je-
doch hiervon weiter unten ein mehreres. Sonsten
aber ließ sich die Verwunderung aus meines Bru-
ders so wohl, als der mit ihm gekommenen Officiers
Augen nicht undeutlich lesen, die sie über die gros-
sen grauen Bärte und Eiß-grauen Haupt-Haare
hegten.

Es sassen demnach, wie schon gemeldet, diese
venerablen Männer in der Rundung um den Re-
gent
en herum, und zwar alle in schwartzer Klei-
dung, auf Stühlen, die mit rothen weichen Wild-
Leder überzogen waren, endlich aber, da die Frem-
den sich vor ihnen geneiget, trat der Regente auf
seinem Stuhle in etwas in die Höhe, und redete
dieselben selbst zu erst also an:

Meine Herrn auch werthesten Freunde
und Gönner!

Dieselben treffen hier an diesem Orte
Leute an, welche von den so genannten

Complimenten, oder wie die Sachen sonsten
Nahmen haben mögen, so wenig wissen, als
von dem äuserlichen Pracht in Kleidung und
von andern Welt-Gepränge, so vielleicht an
andern Orten in der Welt vorgehen mag;
sondern sie finden, wie ich sage, an uns Leu-
te, die in ihrer gottesfürchtigen Einfalt le-
ben, mit unserm geringen Stande und we-

nigem

brauche ordinirt, damit er das Werck des HErrn
nebſt ihnen nach der Ordnung unſers Heils uner-
muͤdet forttreiben koͤnte, wellen allem Anſehen
nach denen dreyen alten und erſten die geiſtliche
Arbeit in die Laͤnge allzu ſauer werden wolte. Je-
doch hiervon weiter unten ein mehreres. Sonſten
aber ließ ſich die Verwunderung aus meines Bru-
ders ſo wohl, als der mit ihm gekom̃enen Officiers
Augen nicht undeutlich leſen, die ſie uͤber die groſ-
ſen grauen Baͤrte und Eiß-grauen Haupt-Haare
hegten.

Es ſaſſen demnach, wie ſchon gemeldet, dieſe
venerablen Maͤnner in der Rundung um den Re-
gent
en herum, und zwar alle in ſchwartzer Klei-
dung, auf Stuͤhlen, die mit rothen weichen Wild-
Leder uͤberzogen waren, endlich aber, da die Frem-
den ſich vor ihnen geneiget, trat der Regente auf
ſeinem Stuhle in etwas in die Hoͤhe, und redete
dieſelben ſelbſt zu erſt alſo an:

Meine Herrn auch wertheſten Freunde
und Goͤnner!

Dieſelben treffen hier an dieſem Orte
Leute an, welche von den ſo genannten

Complimenten, oder wie die Sachen ſonſten
Nahmen haben moͤgen, ſo wenig wiſſen, als
von dem aͤuſerlichen Pracht in Kleidung und
von andern Welt-Gepraͤnge, ſo vielleicht an
andern Orten in der Welt vorgehen mag;
ſondern ſie finden, wie ich ſage, an uns Leu-
te, die in ihrer gottesfuͤrchtigen Einfalt le-
ben, mit unſerm geringen Stande und we-

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[202/0212] brauche ordinirt, damit er das Werck des HErrn nebſt ihnen nach der Ordnung unſers Heils uner- muͤdet forttreiben koͤnte, wellen allem Anſehen nach denen dreyen alten und erſten die geiſtliche Arbeit in die Laͤnge allzu ſauer werden wolte. Je- doch hiervon weiter unten ein mehreres. Sonſten aber ließ ſich die Verwunderung aus meines Bru- ders ſo wohl, als der mit ihm gekom̃enen Officiers Augen nicht undeutlich leſen, die ſie uͤber die groſ- ſen grauen Baͤrte und Eiß-grauen Haupt-Haare hegten. Es ſaſſen demnach, wie ſchon gemeldet, dieſe venerablen Maͤnner in der Rundung um den Re- genten herum, und zwar alle in ſchwartzer Klei- dung, auf Stuͤhlen, die mit rothen weichen Wild- Leder uͤberzogen waren, endlich aber, da die Frem- den ſich vor ihnen geneiget, trat der Regente auf ſeinem Stuhle in etwas in die Hoͤhe, und redete dieſelben ſelbſt zu erſt alſo an: Meine Herrn auch wertheſten Freunde und Goͤnner! Dieſelben treffen hier an dieſem Orte Leute an, welche von den ſo genannten Complimenten, oder wie die Sachen ſonſten Nahmen haben moͤgen, ſo wenig wiſſen, als von dem aͤuſerlichen Pracht in Kleidung und von andern Welt-Gepraͤnge, ſo vielleicht an andern Orten in der Welt vorgehen mag; ſondern ſie finden, wie ich ſage, an uns Leu- te, die in ihrer gottesfuͤrchtigen Einfalt le- ben, mit unſerm geringen Stande und we- nigem

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/212>, abgerufen am 24.11.2024.