Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

der zu touchiren, welches nur ein eintziges Merck-
mahl entweder gantz menschlicher, oder wenigstens
Affens-Gestalt an sich hätte, als worauf, wie ich
selbsten erfahren, zum öfftern üble Folgerungen
entstanden wären. Wie nun unsere Leute ver-
nahmen, daß ich keinen besondern Wohlgefallen
an dergleichen Wasser-Jagd hatte, so stelleten sie
dieselbe nach und nach ein, lieferten aber doch erst-
lich nicht selten manchen schönen See-Löwen,
See-Pferde, See-Hunde, See-Kälber und der-
gleichen.

Bald nach dieser Lust entstund eine andere,
denn da wir bemerckten, daß die Nächte fast noch
einmahl so schwartz und dunckel wurden, als ge-
wöhnlich, zumahlen, da wir doch, obschon nur noch
in etwas, Mondenschein hatten; Jch ließ mich
dieses gantz und gar nicht befremden, weilen sich
dergleichen wohl zum öfftern vor oder nach einem
gehabten Sturme zuzutragen pfleget. Meine
Leute aber stelleten sich einstmahls ohngefähr um
die Mitternacht-Stunde dergestalt wunderlich
an, als ob sie den Koller hätten, oder kriegen wol-
ten; Als ich nun nach der Ursach ihres hefftigen
Gelächters fragte, führeten sie mich auf das Ober-
deck des Schiffs, und zeigten mir mit ihrer grösten
Verwunderung gantze Regimenter und Esqua-
drons
auf der offenbaren See herum hüpffend,
springend und tantzend. Die wenigsten wolten
mir Glauben beymessen, daß keine Sache natür-
licher seyn könne, als diese, indem vielleicht die
See in selbiger Gegend gegen das andere See-

Wasser
IV. Theil. (n)

der zu touchiren, welches nur ein eintziges Merck-
mahl entweder gantz menſchlicher, oder wenigſtens
Affens-Geſtalt an ſich haͤtte, als worauf, wie ich
ſelbſten erfahren, zum oͤfftern uͤble Folgerungen
entſtanden waͤren. Wie nun unſere Leute ver-
nahmen, daß ich keinen beſondern Wohlgefallen
an dergleichen Waſſer-Jagd hatte, ſo ſtelleten ſie
dieſelbe nach und nach ein, lieferten aber doch erſt-
lich nicht ſelten manchen ſchoͤnen See-Loͤwen,
See-Pferde, See-Hunde, See-Kaͤlber und der-
gleichen.

Bald nach dieſer Luſt entſtund eine andere,
denn da wir bemerckten, daß die Naͤchte faſt noch
einmahl ſo ſchwartz und dunckel wurden, als ge-
woͤhnlich, zumahlen, da wir doch, obſchon nur noch
in etwas, Mondenſchein hatten; Jch ließ mich
dieſes gantz und gar nicht befremden, weilen ſich
dergleichen wohl zum oͤfftern vor oder nach einem
gehabten Sturme zuzutragen pfleget. Meine
Leute aber ſtelleten ſich einſtmahls ohngefaͤhr um
die Mitternacht-Stunde dergeſtalt wunderlich
an, als ob ſie den Koller haͤtten, oder kriegen wol-
ten; Als ich nun nach der Urſach ihres hefftigen
Gelaͤchters fragte, fuͤhreten ſie mich auf das Ober-
deck des Schiffs, und zeigten mir mit ihrer groͤſten
Verwunderung gantze Regimenter und Eſqua-
drons
auf der offenbaren See herum huͤpffend,
ſpringend und tantzend. Die wenigſten wolten
mir Glauben beymeſſen, daß keine Sache natuͤr-
licher ſeyn koͤnne, als dieſe, indem vielleicht die
See in ſelbiger Gegend gegen das andere See-

Waſſer
IV. Theil. (n)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0203" n="193"/>
der zu <hi rendition="#aq">touchir</hi>en, welches nur ein eintziges Merck-<lb/>
mahl entweder gantz men&#x017F;chlicher, oder wenig&#x017F;tens<lb/>
Affens-Ge&#x017F;talt an &#x017F;ich ha&#x0364;tte, als worauf, wie ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten erfahren, zum o&#x0364;fftern u&#x0364;ble Folgerungen<lb/>
ent&#x017F;tanden wa&#x0364;ren. Wie nun un&#x017F;ere Leute ver-<lb/>
nahmen, daß ich keinen be&#x017F;ondern Wohlgefallen<lb/>
an dergleichen Wa&#x017F;&#x017F;er-Jagd hatte, &#x017F;o &#x017F;telleten &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;elbe nach und nach ein, lieferten aber doch er&#x017F;t-<lb/>
lich nicht &#x017F;elten manchen &#x017F;cho&#x0364;nen See-Lo&#x0364;wen,<lb/>
See-Pferde, See-Hunde, See-Ka&#x0364;lber und der-<lb/>
gleichen.</p><lb/>
        <p>Bald nach die&#x017F;er Lu&#x017F;t ent&#x017F;tund eine andere,<lb/>
denn da wir bemerckten, daß die Na&#x0364;chte fa&#x017F;t noch<lb/>
einmahl &#x017F;o &#x017F;chwartz und dunckel wurden, als ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich, zumahlen, da wir doch, ob&#x017F;chon nur noch<lb/>
in etwas, Monden&#x017F;chein hatten; Jch ließ mich<lb/>
die&#x017F;es gantz und gar nicht befremden, weilen &#x017F;ich<lb/>
dergleichen wohl zum o&#x0364;fftern vor oder nach einem<lb/>
gehabten Sturme zuzutragen pfleget. Meine<lb/>
Leute aber &#x017F;telleten &#x017F;ich ein&#x017F;tmahls ohngefa&#x0364;hr um<lb/>
die Mitternacht-Stunde derge&#x017F;talt wunderlich<lb/>
an, als ob &#x017F;ie den Koller ha&#x0364;tten, oder kriegen wol-<lb/>
ten; Als ich nun nach der Ur&#x017F;ach ihres hefftigen<lb/>
Gela&#x0364;chters fragte, fu&#x0364;hreten &#x017F;ie mich auf das Ober-<lb/>
deck des Schiffs, und zeigten mir mit ihrer gro&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
Verwunderung gantze <hi rendition="#aq">Regiment</hi>er und <hi rendition="#aq">E&#x017F;qua-<lb/>
drons</hi> auf der offenbaren See herum hu&#x0364;pffend,<lb/>
&#x017F;pringend und tantzend. Die wenig&#x017F;ten wolten<lb/>
mir Glauben beyme&#x017F;&#x017F;en, daß keine Sache natu&#x0364;r-<lb/>
licher &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, als die&#x017F;e, indem vielleicht die<lb/>
See in &#x017F;elbiger Gegend gegen das andere See-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">IV.</hi></hi><hi rendition="#fr">Theil.</hi> (n)</fw><fw place="bottom" type="catch">Wa&#x017F;&#x017F;er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0203] der zu touchiren, welches nur ein eintziges Merck- mahl entweder gantz menſchlicher, oder wenigſtens Affens-Geſtalt an ſich haͤtte, als worauf, wie ich ſelbſten erfahren, zum oͤfftern uͤble Folgerungen entſtanden waͤren. Wie nun unſere Leute ver- nahmen, daß ich keinen beſondern Wohlgefallen an dergleichen Waſſer-Jagd hatte, ſo ſtelleten ſie dieſelbe nach und nach ein, lieferten aber doch erſt- lich nicht ſelten manchen ſchoͤnen See-Loͤwen, See-Pferde, See-Hunde, See-Kaͤlber und der- gleichen. Bald nach dieſer Luſt entſtund eine andere, denn da wir bemerckten, daß die Naͤchte faſt noch einmahl ſo ſchwartz und dunckel wurden, als ge- woͤhnlich, zumahlen, da wir doch, obſchon nur noch in etwas, Mondenſchein hatten; Jch ließ mich dieſes gantz und gar nicht befremden, weilen ſich dergleichen wohl zum oͤfftern vor oder nach einem gehabten Sturme zuzutragen pfleget. Meine Leute aber ſtelleten ſich einſtmahls ohngefaͤhr um die Mitternacht-Stunde dergeſtalt wunderlich an, als ob ſie den Koller haͤtten, oder kriegen wol- ten; Als ich nun nach der Urſach ihres hefftigen Gelaͤchters fragte, fuͤhreten ſie mich auf das Ober- deck des Schiffs, und zeigten mir mit ihrer groͤſten Verwunderung gantze Regimenter und Eſqua- drons auf der offenbaren See herum huͤpffend, ſpringend und tantzend. Die wenigſten wolten mir Glauben beymeſſen, daß keine Sache natuͤr- licher ſeyn koͤnne, als dieſe, indem vielleicht die See in ſelbiger Gegend gegen das andere See- Waſſer IV. Theil. (n)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/203
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/203>, abgerufen am 24.11.2024.