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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Etwa 2. Stunden über Mittag kamen aus der
Burg 8. Wagen auf uns zu gefahren, und ehe es
Nacht wurde, noch 8. Wagen, bey denen sich zu-
gleich der Gouverneur befand, und zu vernehmen
gab, daß er gern einmahl auf dem Schiffe zu schlaf-
fen Lust hätte. Demnach wurde so gleich ein kostbar
Bette vor ihn zu rechte gemacht, und Morgens
früh wurden wir gewahr, daß noch mehr beladene
Wagens angerücket waren, und zwar in allen 24.
was darinnen befindlich war, konten wir aber nicht
eher errathen, biß der Gouverneur ausgeschlaf-
fen hatte, und beym Caffee-trincken sagte: Meine
Brüder! ich weiß, daß eure Lebens-Mittel binnen
der Zeit, da ihr auf dieser Jnsul gewesen, ziemlicher
Maassen werden abgenommen haben, derowegen
habe von meinem Uberflusse vielleicht etwa euren
Mangel ergäntzen und ersetzen wollen. Nehmet es
freundlich an, meine Brüder! denn des Volcks ist viel,
so ihr mit euch führet, die Reise aber, wie ich verneh-
me, noch ziemlich weit, derowegen wird euch dieses,
was ich euch aus gutem Gemüthe und Hertzen gebe,
ohnfehlbar wohl zu statten kommen, weilen auf der
zehenden Jnsul in dieser Gegend keine tüchtige Le-
bens-Mittel anzutreffen sind, und wenn man die-
selben auch gedoppelt und dreyfach bezahlen wolte.
Uns kam dieser Vortrag trefflich zu statten, indem
wir allerdings noch einen guten Theil Proviant
brauchten, so aber fanden wir eine solche Menge von
allerley geräuchertem und eingepöckeltem Fleische,
geräucherten auch eingesaltzenen Fischen, eingemach-
ten und auch frischen Obstwerck, eingemachte Kohl-
und Wurtzel-Speisen, vielerley Sorten Geträy-

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Etwa 2. Stunden uͤber Mittag kamen aus der
Burg 8. Wagen auf uns zu gefahren, und ehe es
Nacht wurde, noch 8. Wagen, bey denen ſich zu-
gleich der Gouverneur befand, und zu vernehmen
gab, daß er gern einmahl auf dem Schiffe zu ſchlaf-
fen Luſt haͤtte. Demnach wurde ſo gleich ein koſtbar
Bette vor ihn zu rechte gemacht, und Morgens
fruͤh wurden wir gewahr, daß noch mehr beladene
Wagens angeruͤcket waren, und zwar in allen 24.
was darinnen befindlich war, konten wir aber nicht
eher errathen, biß der Gouverneur ausgeſchlaf-
fen hatte, und beym Caffee-trincken ſagte: Meine
Bruͤder! ich weiß, daß eure Lebens-Mittel binnen
der Zeit, da ihr auf dieſer Jnſul geweſen, ziemlicher
Maaſſen werden abgenommen haben, derowegen
habe von meinem Uberfluſſe vielleicht etwa euren
Mangel ergaͤntzen und erſetzen wollen. Nehmet es
freundlich an, meine Bruͤder! deñ des Volcks iſt viel,
ſo ihr mit euch fuͤhret, die Reiſe aber, wie ich verneh-
me, noch ziemlich weit, derowegen wird euch dieſes,
was ich euch aus gutem Gemuͤthe und Hertzen gebe,
ohnfehlbar wohl zu ſtatten kommen, weilen auf der
zehenden Jnſul in dieſer Gegend keine tuͤchtige Le-
bens-Mittel anzutreffen ſind, und wenn man die-
ſelben auch gedoppelt und dreyfach bezahlen wolte.
Uns kam dieſer Vortrag trefflich zu ſtatten, indem
wir allerdings noch einen guten Theil Proviant
brauchten, ſo aber fanden wir eine ſolche Menge von
allerley geraͤuchertem und eingepoͤckeltem Fleiſche,
geraͤucherten auch eingeſaltzenen Fiſchen, eingemach-
ten und auch friſchen Obſtwerck, eingemachte Kohl-
und Wurtzel-Speiſen, vielerley Sorten Getraͤy-

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[181/0191] Etwa 2. Stunden uͤber Mittag kamen aus der Burg 8. Wagen auf uns zu gefahren, und ehe es Nacht wurde, noch 8. Wagen, bey denen ſich zu- gleich der Gouverneur befand, und zu vernehmen gab, daß er gern einmahl auf dem Schiffe zu ſchlaf- fen Luſt haͤtte. Demnach wurde ſo gleich ein koſtbar Bette vor ihn zu rechte gemacht, und Morgens fruͤh wurden wir gewahr, daß noch mehr beladene Wagens angeruͤcket waren, und zwar in allen 24. was darinnen befindlich war, konten wir aber nicht eher errathen, biß der Gouverneur ausgeſchlaf- fen hatte, und beym Caffee-trincken ſagte: Meine Bruͤder! ich weiß, daß eure Lebens-Mittel binnen der Zeit, da ihr auf dieſer Jnſul geweſen, ziemlicher Maaſſen werden abgenommen haben, derowegen habe von meinem Uberfluſſe vielleicht etwa euren Mangel ergaͤntzen und erſetzen wollen. Nehmet es freundlich an, meine Bruͤder! deñ des Volcks iſt viel, ſo ihr mit euch fuͤhret, die Reiſe aber, wie ich verneh- me, noch ziemlich weit, derowegen wird euch dieſes, was ich euch aus gutem Gemuͤthe und Hertzen gebe, ohnfehlbar wohl zu ſtatten kommen, weilen auf der zehenden Jnſul in dieſer Gegend keine tuͤchtige Le- bens-Mittel anzutreffen ſind, und wenn man die- ſelben auch gedoppelt und dreyfach bezahlen wolte. Uns kam dieſer Vortrag trefflich zu ſtatten, indem wir allerdings noch einen guten Theil Proviant brauchten, ſo aber fanden wir eine ſolche Menge von allerley geraͤuchertem und eingepoͤckeltem Fleiſche, geraͤucherten auch eingeſaltzenen Fiſchen, eingemach- ten und auch friſchen Obſtwerck, eingemachte Kohl- und Wurtzel-Speiſen, vielerley Sorten Getraͤy- de (m) 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/191>, abgerufen am 24.11.2024.