strigen Vortrag nochmahls wiederholte. Mei- nes Bruders Erklärung war also diese: wie er nicht läugnen könte, daß gegenwärtige seine Ge- liebte, sein Hertz und Seele dergestalt eingenom- men und gefesselt hätte, daß er ohne sie sich nicht ferner lange mehr zu leben getrauete; ja er wolle eher in das tieffste Meer springen, als die Hertzens- Quaal erdulten, ohne sie zu leben. Was den Punct der Religion anbeträffe; dieser könne leicht abgehandelt und verglichen werden, indem er gesonnen, sich so viel als möglich, zum Ziele zu legen, allein seiner ihm angebohrnen Reli- gion so gleich abzusagen, wäre voritzo sein Werck gantz und gar nicht. Was im übrigen die gnädi- gen Erklärungen des Herrn Gouverneurs anbe- langete, so wäre zwar dieses und jenes dabey aus- zusetzen oder zu erinnern; indem er kein Kerl wä- re, der nach hohen Ehren und Würden strebte, sondern mit seinem Stande zufrieden wäre, und sich mit derjenigen Ehre begnügen liesse, welche er sich zum öfftern mit Vergiessung seines Bluts erworben; auch wäre ihm mit grossen Reichthü- mern und Schätzen gar im geringsten nicht gedie- net, sondern bloß nur eintzig und allein mit der ge- liebten Person, indem er Reichthümer und Kost- barkeiten satt und zur Gnüge, hoffentlich auf Le- bens-Zeit hätte, da seines Bruders Freygebigkeit ihn in den Stand gesetzt, daß er zu Hause ein ge- ruhiges, honettes und stilles Leben führen könne, mithin eben nicht ferner nöthig habe, sich in der Welt herum zu strapaziren.
Dieses waren nun lauter Worte, die mir dem
Klan-
ſtrigen Vortrag nochmahls wiederholte. Mei- nes Bruders Erklaͤrung war alſo dieſe: wie er nicht laͤugnen koͤnte, daß gegenwaͤrtige ſeine Ge- liebte, ſein Hertz und Seele dergeſtalt eingenom- men und gefeſſelt haͤtte, daß er ohne ſie ſich nicht ferner lange mehr zu leben getrauete; ja er wolle eher in das tieffſte Meer ſpringen, als die Hertzens- Quaal erdulten, ohne ſie zu leben. Was den Punct der Religion anbetraͤffe; dieſer koͤnne leicht abgehandelt und verglichen werden, indem er geſonnen, ſich ſo viel als moͤglich, zum Ziele zu legen, allein ſeiner ihm angebohrnen Reli- gion ſo gleich abzuſagen, waͤre voritzo ſein Werck gantz und gar nicht. Was im uͤbrigen die gnaͤdi- gen Erklaͤrungen des Herrn Gouverneurs anbe- langete, ſo waͤre zwar dieſes und jenes dabey aus- zuſetzen oder zu erinnern; indem er kein Kerl waͤ- re, der nach hohen Ehren und Wuͤrden ſtrebte, ſondern mit ſeinem Stande zufrieden waͤre, und ſich mit derjenigen Ehre begnuͤgen lieſſe, welche er ſich zum oͤfftern mit Vergieſſung ſeines Bluts erworben; auch waͤre ihm mit groſſen Reichthuͤ- mern und Schaͤtzen gar im geringſten nicht gedie- net, ſondern bloß nur eintzig und allein mit der ge- liebten Perſon, indem er Reichthuͤmer und Koſt- barkeiten ſatt und zur Gnuͤge, hoffentlich auf Le- bens-Zeit haͤtte, da ſeines Bruders Freygebigkeit ihn in den Stand geſetzt, daß er zu Hauſe ein ge- ruhiges, honettes und ſtilles Leben fuͤhren koͤnne, mithin eben nicht ferner noͤthig habe, ſich in der Welt herum zu ſtrapaziren.
Dieſes waren nun lauter Worte, die mir dem
Klan-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0185"n="175"/>ſtrigen Vortrag nochmahls wiederholte. Mei-<lb/>
nes Bruders Erklaͤrung war alſo dieſe: wie er<lb/>
nicht laͤugnen koͤnte, daß gegenwaͤrtige ſeine Ge-<lb/>
liebte, ſein Hertz und Seele dergeſtalt eingenom-<lb/>
men und gefeſſelt haͤtte, daß er ohne ſie ſich nicht<lb/>
ferner lange mehr zu leben getrauete; ja er wolle<lb/>
eher in das tieffſte Meer ſpringen, als die Hertzens-<lb/>
Quaal erdulten, ohne ſie zu leben. Was den<lb/>
Punct der <hirendition="#aq">Religi</hi>on anbetraͤffe; dieſer koͤnne<lb/>
leicht abgehandelt und verglichen werden, indem<lb/>
er geſonnen, ſich ſo viel als moͤglich, zum Ziele<lb/>
zu legen, allein ſeiner ihm angebohrnen <hirendition="#aq">Reli-<lb/>
gi</hi>on ſo gleich abzuſagen, waͤre voritzo ſein Werck<lb/>
gantz und gar nicht. Was im uͤbrigen die gnaͤdi-<lb/>
gen Erklaͤrungen des Herrn <hirendition="#aq">Gouverneurs</hi> anbe-<lb/>
langete, ſo waͤre zwar dieſes und jenes dabey aus-<lb/>
zuſetzen oder zu erinnern; indem er kein Kerl waͤ-<lb/>
re, der nach hohen Ehren und Wuͤrden ſtrebte,<lb/>ſondern mit ſeinem Stande zufrieden waͤre, und<lb/>ſich mit derjenigen Ehre begnuͤgen lieſſe, welche<lb/>
er ſich zum oͤfftern mit Vergieſſung ſeines Bluts<lb/>
erworben; auch waͤre ihm mit groſſen Reichthuͤ-<lb/>
mern und Schaͤtzen gar im geringſten nicht gedie-<lb/>
net, ſondern bloß nur eintzig und allein mit der ge-<lb/>
liebten Perſon, indem er Reichthuͤmer und Koſt-<lb/>
barkeiten ſatt und zur Gnuͤge, hoffentlich auf Le-<lb/>
bens-Zeit haͤtte, da ſeines Bruders Freygebigkeit<lb/>
ihn in den Stand geſetzt, daß er zu Hauſe ein ge-<lb/>
ruhiges, <hirendition="#aq">honett</hi>es und ſtilles Leben fuͤhren koͤnne,<lb/>
mithin eben nicht ferner noͤthig habe, ſich in der<lb/>
Welt herum zu ſtrapaziren.</p><lb/><p>Dieſes waren nun lauter Worte, die mir dem<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Klan-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[175/0185]
ſtrigen Vortrag nochmahls wiederholte. Mei-
nes Bruders Erklaͤrung war alſo dieſe: wie er
nicht laͤugnen koͤnte, daß gegenwaͤrtige ſeine Ge-
liebte, ſein Hertz und Seele dergeſtalt eingenom-
men und gefeſſelt haͤtte, daß er ohne ſie ſich nicht
ferner lange mehr zu leben getrauete; ja er wolle
eher in das tieffſte Meer ſpringen, als die Hertzens-
Quaal erdulten, ohne ſie zu leben. Was den
Punct der Religion anbetraͤffe; dieſer koͤnne
leicht abgehandelt und verglichen werden, indem
er geſonnen, ſich ſo viel als moͤglich, zum Ziele
zu legen, allein ſeiner ihm angebohrnen Reli-
gion ſo gleich abzuſagen, waͤre voritzo ſein Werck
gantz und gar nicht. Was im uͤbrigen die gnaͤdi-
gen Erklaͤrungen des Herrn Gouverneurs anbe-
langete, ſo waͤre zwar dieſes und jenes dabey aus-
zuſetzen oder zu erinnern; indem er kein Kerl waͤ-
re, der nach hohen Ehren und Wuͤrden ſtrebte,
ſondern mit ſeinem Stande zufrieden waͤre, und
ſich mit derjenigen Ehre begnuͤgen lieſſe, welche
er ſich zum oͤfftern mit Vergieſſung ſeines Bluts
erworben; auch waͤre ihm mit groſſen Reichthuͤ-
mern und Schaͤtzen gar im geringſten nicht gedie-
net, ſondern bloß nur eintzig und allein mit der ge-
liebten Perſon, indem er Reichthuͤmer und Koſt-
barkeiten ſatt und zur Gnuͤge, hoffentlich auf Le-
bens-Zeit haͤtte, da ſeines Bruders Freygebigkeit
ihn in den Stand geſetzt, daß er zu Hauſe ein ge-
ruhiges, honettes und ſtilles Leben fuͤhren koͤnne,
mithin eben nicht ferner noͤthig habe, ſich in der
Welt herum zu ſtrapaziren.
Dieſes waren nun lauter Worte, die mir dem
Klan-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/185>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.