Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht säumen wird, eine firme Erklärung von sich
zu geben.

Kaum hatte ich diese Worte geendet, als
noch verschiedene Personen aus dem Hause auf
uns zugegangen kamen, weßwegen der Gouver-
neur,
indem er mich embrassirte, nur noch so viel
Zeit nehmen konte, diese wenigen Worte zu sagen:
Es ist gut, mein Bruder! ich erwarte Dero bey-
derseitigen Versicherungen, entweder heute Abends
noch in meinem Zimmer, oder, so es gefällig, mor-
gen früh auf dieser Stelle zu vernehmen.

Demnach schieden wir auf dieses mahl von
einander. Meinen Bruder traf ich auf seinem
Zimmer bey einem grossen Historien-Buche sitzend
an, fragte ihn derowegen: Was sitzet ihr so trau-
rig da, mein Bruder? es scheinet, ihr wollt Calen-
der machen lernen, oder auspunctiren, ob wir
auch guten Wind und Wetter auf unserer Reise
haben werden. Nichts weniger als dieses, (gab
er zur Antwort,) denn ich überlasse mich und mein
Schicksal dem Himmel, derowegen mag Wind
und Wetter immerhin so beschaffen seyn, wie es
will, gut oder böse, es gilt mir alles gleich viel.

Jch versetzte weiter: Es ist mir schon bekannt,
mein Bruder! daß ihr von Jugend auf keinen
niederträchtigen, sondern heroischen Sinn ge-
habt habt; allein nunmehro möchte ich eurem Na-
tivit
ät-Steller fast den grösten Beyfall geben, da
er sagte: Daß es nur an euch läge (und zwar an
eurem Eigensinne,) eine der vornehmsten und
glücklichsten Manns-Personen auf der Welt, und
zwar durch Heyrathen zu werden.

Hier-

nicht ſaͤumen wird, eine firme Erklaͤrung von ſich
zu geben.

Kaum hatte ich dieſe Worte geendet, als
noch verſchiedene Perſonen aus dem Hauſe auf
uns zugegangen kamen, weßwegen der Gouver-
neur,
indem er mich embraſſirte, nur noch ſo viel
Zeit nehmen konte, dieſe wenigen Worte zu ſagen:
Es iſt gut, mein Bruder! ich erwarte Dero bey-
derſeitigen Verſicherungen, entweder heute Abends
noch in meinem Zimmer, oder, ſo es gefaͤllig, mor-
gen fruͤh auf dieſer Stelle zu vernehmen.

Demnach ſchieden wir auf dieſes mahl von
einander. Meinen Bruder traf ich auf ſeinem
Zimmer bey einem groſſen Hiſtorien-Buche ſitzend
an, fragte ihn derowegen: Was ſitzet ihr ſo trau-
rig da, mein Bruder? es ſcheinet, ihr wollt Calen-
der machen lernen, oder auspunctiren, ob wir
auch guten Wind und Wetter auf unſerer Reiſe
haben werden. Nichts weniger als dieſes, (gab
er zur Antwort,) denn ich uͤberlaſſe mich und mein
Schickſal dem Himmel, derowegen mag Wind
und Wetter immerhin ſo beſchaffen ſeyn, wie es
will, gut oder boͤſe, es gilt mir alles gleich viel.

Jch verſetzte weiter: Es iſt mir ſchon bekannt,
mein Bruder! daß ihr von Jugend auf keinen
niedertraͤchtigen, ſondern heroiſchen Sinn ge-
habt habt; allein nunmehro moͤchte ich eurem Na-
tivit
aͤt-Steller faſt den groͤſten Beyfall geben, da
er ſagte: Daß es nur an euch laͤge (und zwar an
eurem Eigenſinne,) eine der vornehmſten und
gluͤcklichſten Manns-Perſonen auf der Welt, und
zwar durch Heyrathen zu werden.

Hier-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0182" n="172"/>
nicht &#x017F;a&#x0364;umen wird, eine <hi rendition="#aq">firme</hi> Erkla&#x0364;rung von &#x017F;ich<lb/>
zu geben.</p><lb/>
        <p>Kaum hatte ich die&#x017F;e Worte geendet, als<lb/>
noch ver&#x017F;chiedene Per&#x017F;onen aus dem Hau&#x017F;e auf<lb/>
uns zugegangen kamen, weßwegen der <hi rendition="#aq">Gouver-<lb/>
neur,</hi> indem er mich <hi rendition="#aq">embra&#x017F;&#x017F;ir</hi>te, nur noch &#x017F;o viel<lb/>
Zeit nehmen konte, die&#x017F;e wenigen Worte zu &#x017F;agen:<lb/>
Es i&#x017F;t gut, mein Bruder! ich erwarte Dero bey-<lb/>
der&#x017F;eitigen Ver&#x017F;icherungen, entweder heute Abends<lb/>
noch in meinem Zimmer, oder, &#x017F;o es gefa&#x0364;llig, mor-<lb/>
gen fru&#x0364;h auf die&#x017F;er Stelle zu vernehmen.</p><lb/>
        <p>Demnach &#x017F;chieden wir auf die&#x017F;es mahl von<lb/>
einander. Meinen Bruder traf ich auf &#x017F;einem<lb/>
Zimmer bey einem gro&#x017F;&#x017F;en Hi&#x017F;torien-Buche &#x017F;itzend<lb/>
an, fragte ihn derowegen: Was &#x017F;itzet ihr &#x017F;o trau-<lb/>
rig da, mein Bruder? es &#x017F;cheinet, ihr wollt <hi rendition="#aq">Calen-</hi><lb/>
der machen lernen, oder aus<hi rendition="#aq">puncti</hi>ren, ob wir<lb/>
auch guten Wind und Wetter auf un&#x017F;erer Rei&#x017F;e<lb/>
haben werden. Nichts weniger als die&#x017F;es, (gab<lb/>
er zur Antwort,) denn ich u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e mich und mein<lb/>
Schick&#x017F;al dem Himmel, derowegen mag Wind<lb/>
und Wetter immerhin &#x017F;o be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn, wie es<lb/>
will, gut oder bo&#x0364;&#x017F;e, es gilt mir alles gleich viel.</p><lb/>
        <p>Jch ver&#x017F;etzte weiter: Es i&#x017F;t mir &#x017F;chon bekannt,<lb/>
mein Bruder! daß ihr von Jugend auf keinen<lb/>
niedertra&#x0364;chtigen, &#x017F;ondern <hi rendition="#aq">heroi</hi>&#x017F;chen Sinn ge-<lb/>
habt habt; allein nunmehro mo&#x0364;chte ich eurem <hi rendition="#aq">Na-<lb/>
tivit</hi>a&#x0364;t-Steller fa&#x017F;t den gro&#x0364;&#x017F;ten Beyfall geben, da<lb/>
er &#x017F;agte: Daß es nur an euch la&#x0364;ge (und zwar an<lb/>
eurem Eigen&#x017F;inne,) eine der vornehm&#x017F;ten und<lb/>
glu&#x0364;cklich&#x017F;ten Manns-Per&#x017F;onen auf der Welt, und<lb/>
zwar durch Heyrathen zu werden.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Hier-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0182] nicht ſaͤumen wird, eine firme Erklaͤrung von ſich zu geben. Kaum hatte ich dieſe Worte geendet, als noch verſchiedene Perſonen aus dem Hauſe auf uns zugegangen kamen, weßwegen der Gouver- neur, indem er mich embraſſirte, nur noch ſo viel Zeit nehmen konte, dieſe wenigen Worte zu ſagen: Es iſt gut, mein Bruder! ich erwarte Dero bey- derſeitigen Verſicherungen, entweder heute Abends noch in meinem Zimmer, oder, ſo es gefaͤllig, mor- gen fruͤh auf dieſer Stelle zu vernehmen. Demnach ſchieden wir auf dieſes mahl von einander. Meinen Bruder traf ich auf ſeinem Zimmer bey einem groſſen Hiſtorien-Buche ſitzend an, fragte ihn derowegen: Was ſitzet ihr ſo trau- rig da, mein Bruder? es ſcheinet, ihr wollt Calen- der machen lernen, oder auspunctiren, ob wir auch guten Wind und Wetter auf unſerer Reiſe haben werden. Nichts weniger als dieſes, (gab er zur Antwort,) denn ich uͤberlaſſe mich und mein Schickſal dem Himmel, derowegen mag Wind und Wetter immerhin ſo beſchaffen ſeyn, wie es will, gut oder boͤſe, es gilt mir alles gleich viel. Jch verſetzte weiter: Es iſt mir ſchon bekannt, mein Bruder! daß ihr von Jugend auf keinen niedertraͤchtigen, ſondern heroiſchen Sinn ge- habt habt; allein nunmehro moͤchte ich eurem Na- tivitaͤt-Steller faſt den groͤſten Beyfall geben, da er ſagte: Daß es nur an euch laͤge (und zwar an eurem Eigenſinne,) eine der vornehmſten und gluͤcklichſten Manns-Perſonen auf der Welt, und zwar durch Heyrathen zu werden. Hier-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/182
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/182>, abgerufen am 24.11.2024.