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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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mand darzu kommen möchte; Er, mein Bruder aber
verband mir, so bald wir auf unser Zimmer ka-
men, meine Wunde selbst, und wir schätzten es
uns vor ein Glücke, daß niemand darzu gekommen
war, und uns gesehen hatte. Wir hielten auf dem
Zimmer, weil wir von niemanden verstöhret wur-
den, noch ein langes und breites Gespräch von die-
ser blutigen Begebenheit, und endlich ließ sich mein
Bruder vor mich auf die Knie nieder, und bath
mich, ihm seinen selbst also genannten Fehler und
Unbesonnenheit zu vergeben, und zwar unter Ver-
giessung häuffiger Thränen, ja er sagte: wie daß
er sich Zeit Lebens nicht zu frieden geben könte,
wenn ich ihm nicht einen theuren Eyd schwüre, nim-
mermehr wieder daran zu gedencken, welchen Eyd
ich ihm denn auch so gleich auf der Stelle leistete,
kräfftig tröstete, und damit völlig wieder vergnüg-
te, worauf er eine gantz andere Lebens-Art zu füh-
ren versprach, und vor allen Dingen meinen ge-
treuen brüderlichen Vermahnungen in allem Fol-
ge zu leisten, sich verbindlich machte.

Jch war erfreut über meines Bruders Bekeh-
rung und Busse, jedoch flössete ich ihm die Lehren ein:
daß er sich ja nicht eben sauertöpffisch oder sonsten
mürrisch anstellen möchte, sondern immerhin lustig
und guter Dinge seyn könte, absonderlich des
Frauenzimmers wegen, damit dieselben seine so
jählinge Veränderung nicht merckten, und diesen
oder jenen Verdacht auf uns legten.

Er versprach mir in allen Stücken zu fol-
gen, und zwar mit einem theuren Eyde, hielt auch
sein Wort redlich, und brach sonderlich von dem

allzu

mand darzu kom̃en moͤchte; Er, mein Bruder aber
verband mir, ſo bald wir auf unſer Zimmer ka-
men, meine Wunde ſelbſt, und wir ſchaͤtzten es
uns vor ein Gluͤcke, daß niemand darzu gekommen
war, und uns geſehen hatte. Wir hielten auf dem
Zimmer, weil wir von niemanden verſtoͤhret wur-
den, noch ein langes und breites Geſpraͤch von die-
ſer blutigen Begebenheit, und endlich ließ ſich mein
Bruder vor mich auf die Knie nieder, und bath
mich, ihm ſeinen ſelbſt alſo genannten Fehler und
Unbeſonnenheit zu vergeben, und zwar unter Ver-
gieſſung haͤuffiger Thraͤnen, ja er ſagte: wie daß
er ſich Zeit Lebens nicht zu frieden geben koͤnte,
wenn ich ihm nicht einen theuren Eyd ſchwuͤre, nim-
mermehr wieder daran zu gedencken, welchen Eyd
ich ihm denn auch ſo gleich auf der Stelle leiſtete,
kraͤfftig troͤſtete, und damit voͤllig wieder vergnuͤg-
te, worauf er eine gantz andere Lebens-Art zu fuͤh-
ren verſprach, und vor allen Dingen meinen ge-
treuen bruͤderlichen Vermahnungen in allem Fol-
ge zu leiſten, ſich verbindlich machte.

Jch war erfreut uͤber meines Bruders Bekeh-
rung uñ Buſſe, jedoch floͤſſete ich ihm die Lehren ein:
daß er ſich ja nicht eben ſauertoͤpffiſch oder ſonſten
muͤrriſch anſtellen moͤchte, ſondern immerhin luſtig
und guter Dinge ſeyn koͤnte, abſonderlich des
Frauenzimmers wegen, damit dieſelben ſeine ſo
jaͤhlinge Veraͤnderung nicht merckten, und dieſen
oder jenen Verdacht auf uns legten.

Er verſprach mir in allen Stuͤcken zu fol-
gen, und zwar mit einem theuren Eyde, hielt auch
ſein Wort redlich, und brach ſonderlich von dem

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[166/0176] mand darzu kom̃en moͤchte; Er, mein Bruder aber verband mir, ſo bald wir auf unſer Zimmer ka- men, meine Wunde ſelbſt, und wir ſchaͤtzten es uns vor ein Gluͤcke, daß niemand darzu gekommen war, und uns geſehen hatte. Wir hielten auf dem Zimmer, weil wir von niemanden verſtoͤhret wur- den, noch ein langes und breites Geſpraͤch von die- ſer blutigen Begebenheit, und endlich ließ ſich mein Bruder vor mich auf die Knie nieder, und bath mich, ihm ſeinen ſelbſt alſo genannten Fehler und Unbeſonnenheit zu vergeben, und zwar unter Ver- gieſſung haͤuffiger Thraͤnen, ja er ſagte: wie daß er ſich Zeit Lebens nicht zu frieden geben koͤnte, wenn ich ihm nicht einen theuren Eyd ſchwuͤre, nim- mermehr wieder daran zu gedencken, welchen Eyd ich ihm denn auch ſo gleich auf der Stelle leiſtete, kraͤfftig troͤſtete, und damit voͤllig wieder vergnuͤg- te, worauf er eine gantz andere Lebens-Art zu fuͤh- ren verſprach, und vor allen Dingen meinen ge- treuen bruͤderlichen Vermahnungen in allem Fol- ge zu leiſten, ſich verbindlich machte. Jch war erfreut uͤber meines Bruders Bekeh- rung uñ Buſſe, jedoch floͤſſete ich ihm die Lehren ein: daß er ſich ja nicht eben ſauertoͤpffiſch oder ſonſten muͤrriſch anſtellen moͤchte, ſondern immerhin luſtig und guter Dinge ſeyn koͤnte, abſonderlich des Frauenzimmers wegen, damit dieſelben ſeine ſo jaͤhlinge Veraͤnderung nicht merckten, und dieſen oder jenen Verdacht auf uns legten. Er verſprach mir in allen Stuͤcken zu fol- gen, und zwar mit einem theuren Eyde, hielt auch ſein Wort redlich, und brach ſonderlich von dem allzu

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/176>, abgerufen am 24.11.2024.