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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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grünen Habit bey der Taffel. Es gieng alles dar-
bey ordentlich und pompeus zu, jedoch währete
die Taffel dißmahl nicht so lange, als sonsten, weil
wir die Fischerey vor uns hatten. Der Gouver-
neur
war diesen Tag ungemein aufgeräumet, und
sagte: Nun, meine Herrn! thut mir das Plaisir,
mit an die Fischerey zu gehen, ich wette darauf, daß
mir vor Nachts, vor mehr als 8000. Mann, der
besten grossen und Speise Fische fangen wollen, und
davon soll die in unserm Hafen liegende Soldatesque
ihren Antheil haben, und auf unser aller Gesund-
heit die Fische verzehren, und wenn meine Rede
nicht eintrifft, so will ich ihnen 4. von meinen be-
sten Ochsen darzu schlachten lassen.

Demnach begaben wir uns hinunter an das
Ufer, und setzten uns in die Lust-Schiffe und Käh-
ne, ich bemerckte aber unter allen andern diese Cou-
riositee,
daß mein Bruder mit seinem Leit-Ster-
ne, nemlich des Gouverneurs ältesten Fräulein
in einem kleinen Lust-Schiffe nebst einer alten Ma-
tro
ne, gantz alleine zu sitzen kam. Die Fische-
rey gieng unter Trompeten und Paucken-Schall
mit mehr als 300. Fischern, ohne die Handlangers,
trefflich von statten, so, daß wir, ehe es demmerig
ward, aufhören musten, von wegen der grossen
Menge. Es war, wie gesagt, eine erstaunliche
Menge Fische, weßwegen der Gouverneur erst-
lich die allerbesten zu seiner Taffel auslesen ließ, die
übrigen aber noch vor Nachts in grossen Fisch-Fäs-
sern unsern Leuten an den Strand zuschickte. Wir
musten gestehen, daß dieses eine Fisch-Portion
vor mehr als 16000. Mann wäre, demohngeachtet

ließ

gruͤnen Habit bey der Taffel. Es gieng alles dar-
bey ordentlich und pompeus zu, jedoch waͤhrete
die Taffel dißmahl nicht ſo lange, als ſonſten, weil
wir die Fiſcherey vor uns hatten. Der Gouver-
neur
war dieſen Tag ungemein aufgeraͤumet, und
ſagte: Nun, meine Herrn! thut mir das Plaiſir,
mit an die Fiſcherey zu gehen, ich wette darauf, daß
mir vor Nachts, vor mehr als 8000. Mann, der
beſten groſſen und Speiſe Fiſche fangen wollen, und
davon ſoll die in unſerm Hafen liegende Soldatesque
ihren Antheil haben, und auf unſer aller Geſund-
heit die Fiſche verzehren, und wenn meine Rede
nicht eintrifft, ſo will ich ihnen 4. von meinen be-
ſten Ochſen darzu ſchlachten laſſen.

Demnach begaben wir uns hinunter an das
Ufer, und ſetzten uns in die Luſt-Schiffe und Kaͤh-
ne, ich bemerckte aber unter allen andern dieſe Cou-
rioſiteé,
daß mein Bruder mit ſeinem Leit-Ster-
ne, nemlich des Gouverneurs aͤlteſten Fraͤulein
in einem kleinen Luſt-Schiffe nebſt einer alten Ma-
tro
ne, gantz alleine zu ſitzen kam. Die Fiſche-
rey gieng unter Trompeten und Paucken-Schall
mit mehr als 300. Fiſchern, ohne die Handlangers,
trefflich von ſtatten, ſo, daß wir, ehe es demmerig
ward, aufhoͤren muſten, von wegen der groſſen
Menge. Es war, wie geſagt, eine erſtaunliche
Menge Fiſche, weßwegen der Gouverneur erſt-
lich die allerbeſten zu ſeiner Taffel ausleſen ließ, die
uͤbrigen aber noch vor Nachts in groſſen Fiſch-Faͤſ-
ſern unſern Leuten an den Strand zuſchickte. Wir
muſten geſtehen, daß dieſes eine Fiſch-Portion
vor mehr als 16000. Mann waͤre, demohngeachtet

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[104/0114] gruͤnen Habit bey der Taffel. Es gieng alles dar- bey ordentlich und pompeus zu, jedoch waͤhrete die Taffel dißmahl nicht ſo lange, als ſonſten, weil wir die Fiſcherey vor uns hatten. Der Gouver- neur war dieſen Tag ungemein aufgeraͤumet, und ſagte: Nun, meine Herrn! thut mir das Plaiſir, mit an die Fiſcherey zu gehen, ich wette darauf, daß mir vor Nachts, vor mehr als 8000. Mann, der beſten groſſen und Speiſe Fiſche fangen wollen, und davon ſoll die in unſerm Hafen liegende Soldatesque ihren Antheil haben, und auf unſer aller Geſund- heit die Fiſche verzehren, und wenn meine Rede nicht eintrifft, ſo will ich ihnen 4. von meinen be- ſten Ochſen darzu ſchlachten laſſen. Demnach begaben wir uns hinunter an das Ufer, und ſetzten uns in die Luſt-Schiffe und Kaͤh- ne, ich bemerckte aber unter allen andern dieſe Cou- rioſiteé, daß mein Bruder mit ſeinem Leit-Ster- ne, nemlich des Gouverneurs aͤlteſten Fraͤulein in einem kleinen Luſt-Schiffe nebſt einer alten Ma- trone, gantz alleine zu ſitzen kam. Die Fiſche- rey gieng unter Trompeten und Paucken-Schall mit mehr als 300. Fiſchern, ohne die Handlangers, trefflich von ſtatten, ſo, daß wir, ehe es demmerig ward, aufhoͤren muſten, von wegen der groſſen Menge. Es war, wie geſagt, eine erſtaunliche Menge Fiſche, weßwegen der Gouverneur erſt- lich die allerbeſten zu ſeiner Taffel ausleſen ließ, die uͤbrigen aber noch vor Nachts in groſſen Fiſch-Faͤſ- ſern unſern Leuten an den Strand zuſchickte. Wir muſten geſtehen, daß dieſes eine Fiſch-Portion vor mehr als 16000. Mann waͤre, demohngeachtet ließ

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/114>, abgerufen am 24.11.2024.