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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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kunfft keinen Abgang an Raqueten, Schwär-
mern, Wasser-Kegeln, Lauff-Kugeln und der-
gleichen spüren, denn ich will binnen der Zeit den
Abgang ersetzen, weil ohnedem ich und unsere Leu-
te müßige Stunden haben.

Jch gab diese Ordre meinem Bruder zu lesen,
gieng hernach hinunter an die Tafel, und bath den
Gouverneur: ob es mit dessen gütiger Erlaubniß
geschehen könte, daß wir unseren seel. Came-
rad
en mit militairischen Ehren-Bezeigungen auf
dem Lande begrüben, zumahlen, da er ein guter
Christ und eifferiger Catholic gewesen, mithin der
geweyheten Erde wohl würdig wäre.

Ey! was hör ich, mein Herr! (sagte der
Gouverneur) ist der Verblichene ein Catholic ge-
wesen, so will ich ihn in die Haupt-Kirche begra-
ben lassen. Jch bringe Ew. Hochgebl. keine Lügen
vor, (antwortete ich) denn daß er ein eiffriger Ca-
tholic
gewesen, kan ich mit seinem Lebens-Lauf-
fe, den er selbst eigenhändig wenig Tage vor sei-
nem Tode schrifftlich aufgesetzt, ingleichen auch
aus vielen andern seinen Scripturen, Catholischen
Büchern, Pater noster und Scapulier, welches al-
les er beständig bey sich geführt, erweißlich machen.
Hierauf sagte der Gouverneur, ich traue eurer
Redlichkeit noch weit mehr, als dieses zu. Jch bit-
te aber, lasset euren Todten nur noch 3. Tage auf
dem Ballost liegen, denn es kan ihm bey jetziger
Witterung keine Fäulung angehen. Sorget we-
der vor Sarg, Todten-Kleid, noch etwas anders,
was zu einer propren Beerdigung eines Officiers
gehört, der auf dem | Helden-Bette sein Leben
rühmlich eingebüsset hat, sondern gönnet mir die

Ehre,
(g) 2

kunfft keinen Abgang an Raqueten, Schwaͤr-
mern, Waſſer-Kegeln, Lauff-Kugeln und der-
gleichen ſpuͤren, denn ich will binnen der Zeit den
Abgang erſetzen, weil ohnedem ich und unſere Leu-
te muͤßige Stunden haben.

Jch gab dieſe Ordre meinem Bruder zu leſen,
gieng hernach hinunter an die Tafel, und bath den
Gouverneur: ob es mit deſſen guͤtiger Erlaubniß
geſchehen koͤnte, daß wir unſeren ſeel. Came-
rad
en mit militairiſchen Ehren-Bezeigungen auf
dem Lande begruͤben, zumahlen, da er ein guter
Chriſt und eifferiger Catholic geweſen, mithin der
geweyheten Erde wohl wuͤrdig waͤre.

Ey! was hoͤr ich, mein Herr! (ſagte der
Gouverneur) iſt der Verblichene ein Catholic ge-
weſen, ſo will ich ihn in die Haupt-Kirche begra-
ben laſſen. Jch bringe Ew. Hochgebl. keine Luͤgen
vor, (antwortete ich) denn daß er ein eiffriger Ca-
tholic
geweſen, kan ich mit ſeinem Lebens-Lauf-
fe, den er ſelbſt eigenhaͤndig wenig Tage vor ſei-
nem Tode ſchrifftlich aufgeſetzt, ingleichen auch
aus vielen andern ſeinen Scripturen, Catholiſchen
Buͤchern, Pater noſter und Scapulier, welches al-
les er beſtaͤndig bey ſich gefuͤhrt, erweißlich machen.
Hierauf ſagte der Gouverneur, ich traue eurer
Redlichkeit noch weit mehr, als dieſes zu. Jch bit-
te aber, laſſet euren Todten nur noch 3. Tage auf
dem Balloſt liegen, denn es kan ihm bey jetziger
Witterung keine Faͤulung angehen. Sorget we-
der vor Sarg, Todten-Kleid, noch etwas anders,
was zu einer propren Beerdigung eines Officiers
gehoͤrt, der auf dem | Helden-Bette ſein Leben
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[99/0109] kunfft keinen Abgang an Raqueten, Schwaͤr- mern, Waſſer-Kegeln, Lauff-Kugeln und der- gleichen ſpuͤren, denn ich will binnen der Zeit den Abgang erſetzen, weil ohnedem ich und unſere Leu- te muͤßige Stunden haben. Jch gab dieſe Ordre meinem Bruder zu leſen, gieng hernach hinunter an die Tafel, und bath den Gouverneur: ob es mit deſſen guͤtiger Erlaubniß geſchehen koͤnte, daß wir unſeren ſeel. Came- raden mit militairiſchen Ehren-Bezeigungen auf dem Lande begruͤben, zumahlen, da er ein guter Chriſt und eifferiger Catholic geweſen, mithin der geweyheten Erde wohl wuͤrdig waͤre. Ey! was hoͤr ich, mein Herr! (ſagte der Gouverneur) iſt der Verblichene ein Catholic ge- weſen, ſo will ich ihn in die Haupt-Kirche begra- ben laſſen. Jch bringe Ew. Hochgebl. keine Luͤgen vor, (antwortete ich) denn daß er ein eiffriger Ca- tholic geweſen, kan ich mit ſeinem Lebens-Lauf- fe, den er ſelbſt eigenhaͤndig wenig Tage vor ſei- nem Tode ſchrifftlich aufgeſetzt, ingleichen auch aus vielen andern ſeinen Scripturen, Catholiſchen Buͤchern, Pater noſter und Scapulier, welches al- les er beſtaͤndig bey ſich gefuͤhrt, erweißlich machen. Hierauf ſagte der Gouverneur, ich traue eurer Redlichkeit noch weit mehr, als dieſes zu. Jch bit- te aber, laſſet euren Todten nur noch 3. Tage auf dem Balloſt liegen, denn es kan ihm bey jetziger Witterung keine Faͤulung angehen. Sorget we- der vor Sarg, Todten-Kleid, noch etwas anders, was zu einer propren Beerdigung eines Officiers gehoͤrt, der auf dem | Helden-Bette ſein Leben ruͤhmlich eingebuͤſſet hat, ſondern goͤnnet mir die Ehre, (g) 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/109>, abgerufen am 24.11.2024.