schlechte habe, zu richten pflegen. Demnach gieng diese Haupt-Uhr um die gantze Taffel herum, und wurde von jeden besichtiget und bewundert; Da diese Uhr aber an ihren Mann zurücke kam, brachte derselbe eine dem Ansehen nach weit kost- barere güldene Repetir-Uhr hervor, die biß 300. Thlr. werth, indem sie starck mit Diamanten und andern Edelgesteinen besetzt war. Diese gieng auch um die Taffel herum, und wurde von einem jeden bewundert, biß sie auch wieder an ihren Mann kam. Unterdessen mochte das älteste Fräulein des Gou- verneurs ein Auge auf diese Uhr geworffen haben, weßwegen sie meinen Bruder bath, seine Stelle zu verändern, und sich an ihre Seite zu setzen, um ihr die Vortheile bey einer Repetir-Uhr zu zei- gen, denn sie hätte zwar viel hundert Uhren gese- hen, aber noch keine Repetir-Uhr. Mein Bru- der gehorsamte ihren Bitten, setzte sich neben sie, machte die Uhr aus einander, und zeigte ihr alle Hand-Griffe und Vortheile, inmittelst ließ er noch 2. Uhren um die Taffel herum gehen, welche wegen ihrer Schönheit und Accuratesse von allen bewundert wurden. Das Fräulein machte sich eine ungemeine Freude daraus, daß sie so fix repe- trien gelernet hatte, praesentirte aber meinem Bruder auf einem goldenen Teller die Uhr wieder zurück; Allein dieser war damahls so genereux, daß er sich weigerte, die Uhr wieder zurück zu neh- men, sondern sagte, weilen er vermerckt, daß das gnädige Fräulein einiges Vergnügen an dieser Kleinigkeit gefunden, so offerire er die Uhr Dero- selben zum Praesent und geneigten Andencken sei-
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ſchlechte habe, zu richten pflegen. Demnach gieng dieſe Haupt-Uhr um die gantze Taffel herum, und wurde von jeden beſichtiget und bewundert; Da dieſe Uhr aber an ihren Mann zuruͤcke kam, brachte derſelbe eine dem Anſehen nach weit koſt- barere guͤldene Repetir-Uhr hervor, die biß 300. Thlr. werth, indem ſie ſtarck mit Diamanten und andern Edelgeſteinen beſetzt war. Dieſe gieng auch um die Taffel herum, und wurde von einem jeden bewundert, biß ſie auch wieder an ihren Mann kam. Unterdeſſen mochte das aͤlteſte Fraͤulein des Gou- verneurs ein Auge auf dieſe Uhr geworffen haben, weßwegen ſie meinen Bruder bath, ſeine Stelle zu veraͤndern, und ſich an ihre Seite zu ſetzen, um ihr die Vortheile bey einer Repetir-Uhr zu zei- gen, denn ſie haͤtte zwar viel hundert Uhren geſe- hen, aber noch keine Repetir-Uhr. Mein Bru- der gehorſamte ihren Bitten, ſetzte ſich neben ſie, machte die Uhr aus einander, und zeigte ihr alle Hand-Griffe und Vortheile, inmittelſt ließ er noch 2. Uhren um die Taffel herum gehen, welche wegen ihrer Schoͤnheit und Accurateſſe von allen bewundert wurden. Das Fraͤulein machte ſich eine ungemeine Freude daraus, daß ſie ſo fix repe- trien gelernet hatte, præſentirte aber meinem Bruder auf einem goldenen Teller die Uhr wieder zuruͤck; Allein dieſer war damahls ſo genereux, daß er ſich weigerte, die Uhr wieder zuruͤck zu neh- men, ſondern ſagte, weilen er vermerckt, daß das gnaͤdige Fraͤulein einiges Vergnuͤgen an dieſer Kleinigkeit gefunden, ſo offerire er die Uhr Dero- ſelben zum Præſent und geneigten Andencken ſei-
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ſchlechte habe, zu richten pflegen. Demnach gieng
dieſe Haupt-Uhr um die gantze Taffel herum, und
wurde von jeden beſichtiget und bewundert; Da
dieſe Uhr aber an ihren Mann zuruͤcke kam,
brachte derſelbe eine dem Anſehen nach weit koſt-
barere guͤldene Repetir-Uhr hervor, die biß 300.
Thlr. werth, indem ſie ſtarck mit Diamanten und
andern Edelgeſteinen beſetzt war. Dieſe gieng auch
um die Taffel herum, und wurde von einem jeden
bewundert, biß ſie auch wieder an ihren Mann kam.
Unterdeſſen mochte das aͤlteſte Fraͤulein des Gou-
verneurs ein Auge auf dieſe Uhr geworffen haben,
weßwegen ſie meinen Bruder bath, ſeine Stelle
zu veraͤndern, und ſich an ihre Seite zu ſetzen, um
ihr die Vortheile bey einer Repetir-Uhr zu zei-
gen, denn ſie haͤtte zwar viel hundert Uhren geſe-
hen, aber noch keine Repetir-Uhr. Mein Bru-
der gehorſamte ihren Bitten, ſetzte ſich neben ſie,
machte die Uhr aus einander, und zeigte ihr alle
Hand-Griffe und Vortheile, inmittelſt ließ er
noch 2. Uhren um die Taffel herum gehen, welche
wegen ihrer Schoͤnheit und Accurateſſe von allen
bewundert wurden. Das Fraͤulein machte ſich
eine ungemeine Freude daraus, daß ſie ſo fix repe-
trien gelernet hatte, præſentirte aber meinem
Bruder auf einem goldenen Teller die Uhr wieder
zuruͤck; Allein dieſer war damahls ſo genereux,
daß er ſich weigerte, die Uhr wieder zuruͤck zu neh-
men, ſondern ſagte, weilen er vermerckt, daß das
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Kleinigkeit gefunden, ſo offerire er die Uhr Dero-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/102>, abgerufen am 22.11.2024.
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