ten. Demnach liessen wir uns durch unsere Bedienten aufs propreste in Blau mit einem Huthe, worauf eine rothe Feder, ankleiden, und discourirten hernach unter dem Spazieren-gehen in dem Zimmer von ein und andern wichtigen Af- fairen, so lange biß uns Trompeten und Paucken zur Taffel citirten, da wir denn, ein jeder 2. von unsern propre montirten Laquais hinter sich ha- bend, in das Taffel-Zimmer mit goldenen Degen und Stock eintraten, erstlich ein Compliment en generell, hernach aber en speciellement mach- ten. Wir bemerckten, daß sich die Gesellschafft auf die 10. Personen, so wohl männliches als weibliches Geschlechts verstärckt hatte, demnach wurde des angekommenen Frauenzimmers wegen, deren ihrer 6. waren, eine kleine Veränderung des Ranges gegen gestern gemacht. Ehe wir uns noch zu Tische setzten, winckte uns beyden Brüdern die Frau Wirthin; wir stelleten uns vor sie, da sie denn sagte: Ey! sind das Patienten? Jch glau- be, wenn jetzo ein Barbar ihnen entgegen käme mit seinem besten Säbel, sie zögen dennoch die Fuch- teln, und bohreten ihm das Hertze im Leibe durch. Jch antwortete: Madame! daß wir noch so ziem- lich vigoreus vor Jhnen erschienen, haben wir nichts anders zu dancken, als Dero Gnade, die Befehl gegeben, uns aufs beste zu pflegen und zu warten. Wir machten anbey ein tieffes Compli- ment vor die Dame, küsseten ihr die Hand und Mund, und setzten uns so, wie die andern, zur Taf- fel. Hierbey gieng es weit delicater und kostba- rer zu als gestern, ja ich lüge nicht, wenn ich sage,
daß
ten. Demnach lieſſen wir uns durch unſere Bedienten aufs propreſte in Blau mit einem Huthe, worauf eine rothe Feder, ankleiden, und diſcourirten hernach unter dem Spazieren-gehen in dem Zimmer von ein und andern wichtigen Af- fairen, ſo lange biß uns Trompeten und Paucken zur Taffel citirten, da wir denn, ein jeder 2. von unſern propre montirten Laquais hinter ſich ha- bend, in das Taffel-Zimmer mit goldenen Degen und Stock eintraten, erſtlich ein Compliment en generell, hernach aber en ſpeciellement mach- ten. Wir bemerckten, daß ſich die Geſellſchafft auf die 10. Perſonen, ſo wohl maͤnnliches als weibliches Geſchlechts verſtaͤrckt hatte, demnach wurde des angekom̃enen Frauenzimmers wegen, deren ihrer 6. waren, eine kleine Veraͤnderung des Ranges gegen geſtern gemacht. Ehe wir uns noch zu Tiſche ſetzten, winckte uns beyden Bruͤdern die Frau Wirthin; wir ſtelleten uns vor ſie, da ſie denn ſagte: Ey! ſind das Patienten? Jch glau- be, wenn jetzo ein Barbar ihnen entgegen kaͤme mit ſeinem beſten Saͤbel, ſie zoͤgen dennoch die Fuch- teln, und bohreten ihm das Hertze im Leibe durch. Jch antwortete: Madame! daß wir noch ſo ziem- lich vigoreus vor Jhnen erſchienen, haben wir nichts anders zu dancken, als Dero Gnade, die Befehl gegeben, uns aufs beſte zu pflegen und zu warten. Wir machten anbey ein tieffes Compli- ment vor die Dame, kuͤſſeten ihr die Hand und Mund, und ſetzten uns ſo, wie die andern, zur Taf- fel. Hierbey gieng es weit delicater und koſtba- rer zu als geſtern, ja ich luͤge nicht, wenn ich ſage,
daß
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0100"n="90"/>
ten. Demnach lieſſen wir uns durch unſere<lb/>
Bedienten aufs <hirendition="#aq">propre</hi>ſte in Blau mit einem<lb/>
Huthe, worauf eine rothe Feder, ankleiden, und<lb/><hirendition="#aq">diſcourir</hi>ten hernach unter dem Spazieren-gehen<lb/>
in dem Zimmer von ein und andern wichtigen <hirendition="#aq">Af-<lb/>
fair</hi>en, ſo lange biß uns Trompeten und Paucken<lb/>
zur Taffel <hirendition="#aq">citirt</hi>en, da wir denn, ein jeder 2. von<lb/>
unſern <hirendition="#aq">propre montir</hi>ten <hirendition="#aq">Laquais</hi> hinter ſich ha-<lb/>
bend, in das Taffel-Zimmer mit goldenen Degen<lb/>
und Stock eintraten, erſtlich ein <hirendition="#aq">Compliment en<lb/>
generell,</hi> hernach aber <hirendition="#aq">en ſpeciellement</hi> mach-<lb/>
ten. Wir bemerckten, daß ſich die Geſellſchafft<lb/>
auf die 10. Perſonen, ſo wohl maͤnnliches als<lb/>
weibliches Geſchlechts verſtaͤrckt hatte, demnach<lb/>
wurde des angekom̃enen Frauenzimmers wegen,<lb/>
deren ihrer 6. waren, eine kleine Veraͤnderung des<lb/>
Ranges gegen geſtern gemacht. Ehe wir uns<lb/>
noch zu Tiſche ſetzten, winckte uns beyden Bruͤdern<lb/>
die Frau Wirthin; wir ſtelleten uns vor ſie, da<lb/>ſie denn ſagte: Ey! ſind das <hirendition="#aq">Patient</hi>en? Jch glau-<lb/>
be, wenn jetzo ein Barbar ihnen entgegen kaͤme mit<lb/>ſeinem beſten Saͤbel, ſie zoͤgen dennoch die Fuch-<lb/>
teln, und bohreten ihm das Hertze im Leibe durch.<lb/>
Jch antwortete: <hirendition="#aq">Madame!</hi> daß wir noch ſo ziem-<lb/>
lich <hirendition="#aq">vigoreus</hi> vor Jhnen erſchienen, haben wir<lb/>
nichts anders zu dancken, als Dero Gnade, die<lb/>
Befehl gegeben, uns aufs beſte zu pflegen und zu<lb/>
warten. Wir machten anbey ein tieffes <hirendition="#aq">Compli-<lb/>
ment</hi> vor die <hirendition="#aq">Dame,</hi> kuͤſſeten ihr die Hand und<lb/>
Mund, und ſetzten uns ſo, wie die andern, zur Taf-<lb/>
fel. Hierbey gieng es weit <hirendition="#aq">delicat</hi>er und koſtba-<lb/>
rer zu als geſtern, ja ich luͤge nicht, wenn ich ſage,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[90/0100]
ten. Demnach lieſſen wir uns durch unſere
Bedienten aufs propreſte in Blau mit einem
Huthe, worauf eine rothe Feder, ankleiden, und
diſcourirten hernach unter dem Spazieren-gehen
in dem Zimmer von ein und andern wichtigen Af-
fairen, ſo lange biß uns Trompeten und Paucken
zur Taffel citirten, da wir denn, ein jeder 2. von
unſern propre montirten Laquais hinter ſich ha-
bend, in das Taffel-Zimmer mit goldenen Degen
und Stock eintraten, erſtlich ein Compliment en
generell, hernach aber en ſpeciellement mach-
ten. Wir bemerckten, daß ſich die Geſellſchafft
auf die 10. Perſonen, ſo wohl maͤnnliches als
weibliches Geſchlechts verſtaͤrckt hatte, demnach
wurde des angekom̃enen Frauenzimmers wegen,
deren ihrer 6. waren, eine kleine Veraͤnderung des
Ranges gegen geſtern gemacht. Ehe wir uns
noch zu Tiſche ſetzten, winckte uns beyden Bruͤdern
die Frau Wirthin; wir ſtelleten uns vor ſie, da
ſie denn ſagte: Ey! ſind das Patienten? Jch glau-
be, wenn jetzo ein Barbar ihnen entgegen kaͤme mit
ſeinem beſten Saͤbel, ſie zoͤgen dennoch die Fuch-
teln, und bohreten ihm das Hertze im Leibe durch.
Jch antwortete: Madame! daß wir noch ſo ziem-
lich vigoreus vor Jhnen erſchienen, haben wir
nichts anders zu dancken, als Dero Gnade, die
Befehl gegeben, uns aufs beſte zu pflegen und zu
warten. Wir machten anbey ein tieffes Compli-
ment vor die Dame, kuͤſſeten ihr die Hand und
Mund, und ſetzten uns ſo, wie die andern, zur Taf-
fel. Hierbey gieng es weit delicater und koſtba-
rer zu als geſtern, ja ich luͤge nicht, wenn ich ſage,
daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/100>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.