Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

auf der Jnsul wohnende Menschen in Herr Mag.
Schmeltzers Wochen-Predigt ein, ja es wurde
auch so gar des Capitain Horns 9. Sclaven er-
laubt, das Schiff zu verlassen, und dem GOttes-
Dienste mit beyzuwohnen, welche sich denn sehr
aufmercksam bezeigten. Herr Mag. Schmeltzer
trug erstlich vor, daß wir den Tag nach Johannnis-
Tage, 3. Tage nach einander, ein besonderes ho-
hes Fest feyern wolten, meldete hier auf kürtzlich:
aus was vor Ursachen, und zu was vor
Nutzen;
nachhero fieng er an, den ersten Absatz
der Evangelisch-Lutherischen Reformations-Hi-
storie
zu verlesen, und erklärete denselben derge-
stalt, daß es auch das kleineste Kind fast hätte be-
greiffen können, ob nun gleich diese Predigt über
3. Stunden lang währete, so ließ doch fast jede
Person an ihren Gebärden spüren, daß sie wohl
noch 3. Stunden zugehöret hätte.

Nachhero ging ein jedes wieder an seine Arbeit,
Capitain Horn wurde gebeten, dem Alt-Vater
die Zeit zu passiren, Wodley aber und ich bega-
ben uns mit Mons. Kramern nach Alberts-Raum,
nahmen erstlich die Mittags-Mahlzeit bey ihm ein,
und besorgten hernach die weitere Fortschaffung un-
serer Sachen nach der Alberts-Burg, nahmen
folgende Nächte unser Quartier bey demselben,
und brachten Sonnabends Abends, bey eingetre-
tener Nacht, auch die schlechtesten und geringsten
Sachen an ihren gehörigen Ort und Stelle. Am
2ten Sonntage post Trin. predigte Vormittags
Hr. Mag. Schmeltzer über das ordentliche Evan-
gelium, Nachmittags verlaß Hr. Schmeltzer jun.

den

auf der Jnſul wohnende Menſchen in Herr Mag.
Schmeltzers Wochen-Predigt ein, ja es wurde
auch ſo gar des Capitain Horns 9. Sclaven er-
laubt, das Schiff zu verlaſſen, und dem GOttes-
Dienſte mit beyzuwohnen, welche ſich denn ſehr
aufmerckſam bezeigten. Herr Mag. Schmeltzer
trug erſtlich vor, daß wir den Tag nach Johannnis-
Tage, 3. Tage nach einander, ein beſonderes ho-
hes Feſt feyern wolten, meldete hier auf kuͤrtzlich:
aus was vor Urſachen, und zu was vor
Nutzen;
nachhero fieng er an, den erſten Abſatz
der Evangeliſch-Lutheriſchen Reformations-Hi-
ſtorie
zu verleſen, und erklaͤrete denſelben derge-
ſtalt, daß es auch das kleineſte Kind faſt haͤtte be-
greiffen koͤnnen, ob nun gleich dieſe Predigt uͤber
3. Stunden lang waͤhrete, ſo ließ doch faſt jede
Perſon an ihren Gebaͤrden ſpuͤren, daß ſie wohl
noch 3. Stunden zugehoͤret haͤtte.

Nachhero ging ein jedes wieder an ſeine Arbeit,
Capitain Horn wurde gebeten, dem Alt-Vater
die Zeit zu paſſiren, Wodley aber und ich bega-
ben uns mit Monſ. Kramern nach Alberts-Raum,
nahmen erſtlich die Mittags-Mahlzeit bey ihm ein,
und beſorgten hernach die weitere Fortſchaffung un-
ſerer Sachen nach der Alberts-Burg, nahmen
folgende Naͤchte unſer Quartier bey demſelben,
und brachten Sonnabends Abends, bey eingetre-
tener Nacht, auch die ſchlechteſten und geringſten
Sachen an ihren gehoͤrigen Ort und Stelle. Am
2ten Sonntage poſt Trin. predigte Vormittags
Hr. Mag. Schmeltzer uͤber das ordentliche Evan-
gelium, Nachmittags verlaß Hr. Schmeltzer jun.

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0080" n="72"/>
auf der Jn&#x017F;ul wohnende Men&#x017F;chen in Herr <hi rendition="#aq">Mag.</hi><lb/>
Schmeltzers Wochen-Predigt ein, ja es wurde<lb/>
auch &#x017F;o gar des <hi rendition="#aq">Capitain Horns</hi> 9. Sclaven er-<lb/>
laubt, das Schiff zu verla&#x017F;&#x017F;en, und dem GOttes-<lb/>
Dien&#x017F;te mit beyzuwohnen, welche &#x017F;ich denn &#x017F;ehr<lb/>
aufmerck&#x017F;am bezeigten. Herr <hi rendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzer<lb/>
trug er&#x017F;tlich vor, daß wir den Tag nach Johannnis-<lb/>
Tage, 3. Tage nach einander, ein be&#x017F;onderes ho-<lb/>
hes Fe&#x017F;t feyern wolten, meldete hier auf ku&#x0364;rtzlich:<lb/><hi rendition="#fr">aus was vor Ur&#x017F;achen, und zu was vor<lb/>
Nutzen;</hi> nachhero fieng er an, den er&#x017F;ten Ab&#x017F;atz<lb/>
der Evangeli&#x017F;ch-Lutheri&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Reformations-Hi-<lb/>
&#x017F;torie</hi> zu verle&#x017F;en, und erkla&#x0364;rete den&#x017F;elben derge-<lb/>
&#x017F;talt, daß es auch das kleine&#x017F;te Kind fa&#x017F;t ha&#x0364;tte be-<lb/>
greiffen ko&#x0364;nnen, ob nun gleich die&#x017F;e Predigt u&#x0364;ber<lb/>
3. Stunden lang wa&#x0364;hrete, &#x017F;o ließ doch fa&#x017F;t jede<lb/>
Per&#x017F;on an ihren Geba&#x0364;rden &#x017F;pu&#x0364;ren, daß &#x017F;ie wohl<lb/>
noch 3. Stunden zugeho&#x0364;ret ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p>Nachhero ging ein jedes wieder an &#x017F;eine Arbeit,<lb/><hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horn wurde gebeten, dem Alt-Vater<lb/>
die Zeit zu <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ir</hi>en, <hi rendition="#aq">Wodley</hi> aber und ich bega-<lb/>
ben uns mit <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Kramern nach <hi rendition="#aq">Alberts-</hi>Raum,<lb/>
nahmen er&#x017F;tlich die Mittags-Mahlzeit bey ihm ein,<lb/>
und be&#x017F;orgten hernach die weitere Fort&#x017F;chaffung un-<lb/>
&#x017F;erer Sachen nach der <hi rendition="#aq">Alberts-</hi>Burg, nahmen<lb/>
folgende Na&#x0364;chte un&#x017F;er Quartier bey dem&#x017F;elben,<lb/>
und brachten Sonnabends Abends, bey eingetre-<lb/>
tener Nacht, auch die &#x017F;chlechte&#x017F;ten und gering&#x017F;ten<lb/>
Sachen an ihren geho&#x0364;rigen Ort und Stelle. Am<lb/>
2ten Sonntage <hi rendition="#aq">po&#x017F;t Trin.</hi> predigte Vormittags<lb/>
Hr. <hi rendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzer u&#x0364;ber das ordentliche Evan-<lb/>
gelium, Nachmittags verlaß Hr. Schmeltzer <hi rendition="#aq">jun.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0080] auf der Jnſul wohnende Menſchen in Herr Mag. Schmeltzers Wochen-Predigt ein, ja es wurde auch ſo gar des Capitain Horns 9. Sclaven er- laubt, das Schiff zu verlaſſen, und dem GOttes- Dienſte mit beyzuwohnen, welche ſich denn ſehr aufmerckſam bezeigten. Herr Mag. Schmeltzer trug erſtlich vor, daß wir den Tag nach Johannnis- Tage, 3. Tage nach einander, ein beſonderes ho- hes Feſt feyern wolten, meldete hier auf kuͤrtzlich: aus was vor Urſachen, und zu was vor Nutzen; nachhero fieng er an, den erſten Abſatz der Evangeliſch-Lutheriſchen Reformations-Hi- ſtorie zu verleſen, und erklaͤrete denſelben derge- ſtalt, daß es auch das kleineſte Kind faſt haͤtte be- greiffen koͤnnen, ob nun gleich dieſe Predigt uͤber 3. Stunden lang waͤhrete, ſo ließ doch faſt jede Perſon an ihren Gebaͤrden ſpuͤren, daß ſie wohl noch 3. Stunden zugehoͤret haͤtte. Nachhero ging ein jedes wieder an ſeine Arbeit, Capitain Horn wurde gebeten, dem Alt-Vater die Zeit zu paſſiren, Wodley aber und ich bega- ben uns mit Monſ. Kramern nach Alberts-Raum, nahmen erſtlich die Mittags-Mahlzeit bey ihm ein, und beſorgten hernach die weitere Fortſchaffung un- ſerer Sachen nach der Alberts-Burg, nahmen folgende Naͤchte unſer Quartier bey demſelben, und brachten Sonnabends Abends, bey eingetre- tener Nacht, auch die ſchlechteſten und geringſten Sachen an ihren gehoͤrigen Ort und Stelle. Am 2ten Sonntage poſt Trin. predigte Vormittags Hr. Mag. Schmeltzer uͤber das ordentliche Evan- gelium, Nachmittags verlaß Hr. Schmeltzer jun. den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/80
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/80>, abgerufen am 22.11.2024.