Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

der Kirchen-Historie, die Evangelisch-Lutherischen
vor 100. Jahren in Europa celebrirt hätten.

Die Vorsteher der Gemeinden höreten diesen
Vortrag mit grösten Vergnügen an, und ver-
sprachen alles, was von ihnen erfordert würde,
schleunigst zu veranstalten, man solte nur so gütig
seyn, und ihnen schrifftliche Verordnungen geben,
damit sich die Stämme, einer wie der andere,
darnach richten könten. Herr Mag. Schmeltzer
versprach, solche Verordnung folgenden Dienstags
Vormittags einem jeden Vorsteher schrifftlich zu-
zuschicken, ermahnete anbey, daß sich die Einwoh-
ner fleißig in den Donnerstägigen Wochen-Pre-
digten einstellen möchten, weil ihnen in selbigen
die gantze Reformations-Historie vorgelesen und
erkläret werden solte. Hierauf begab sich ein jeder
wohl vergnügt an seinen behörigen Ort.

Folgenden Montags wurde ein Boot zugerich-
tet, auf welchen nicht allein viel Brod, Bier, Wein,
Wildpret, Ziegen-Fleisch, nebst noch andern Vi-
ctuali
en, sondern auch viel weisses Zeug nebst an-
dern Kleidungs-Stücken und Geräthe, nach Klein-
Felsenburg zu Verpflegung der Matrosen hinüber
geführet wurde, es fuhr auch Herr Herrmann nebst
etlichen, schon vor einigen Jahren naturalisirten
Europäern mit hinüber, welche letztern nur dieses
Schiffs-Volck zu sehen, Herr Herrman aber
deßwegen hinüber fuhr, ihnen eine Predigt zu hal-
ten, und etliche geistliche Lieder vorzusingen. Ca-
pitain
Horn reisete gleichfalls mit, um zu erfah-
ren, wie sie sich bißhero aufgeführet hätten. Jch
nebst dem Capitain Wodley war inzwischen be-

schäffti-

der Kirchen-Hiſtorie, die Evangeliſch-Lutheriſchen
vor 100. Jahren in Europa celebrirt haͤtten.

Die Vorſteher der Gemeinden hoͤreten dieſen
Vortrag mit groͤſten Vergnuͤgen an, und ver-
ſprachen alles, was von ihnen erfordert wuͤrde,
ſchleunigſt zu veranſtalten, man ſolte nur ſo guͤtig
ſeyn, und ihnen ſchrifftliche Verordnungen geben,
damit ſich die Staͤmme, einer wie der andere,
darnach richten koͤnten. Herr Mag. Schmeltzer
verſprach, ſolche Verordnung folgenden Dienſtags
Vormittags einem jeden Vorſteher ſchrifftlich zu-
zuſchicken, ermahnete anbey, daß ſich die Einwoh-
ner fleißig in den Donnerſtaͤgigen Wochen-Pre-
digten einſtellen moͤchten, weil ihnen in ſelbigen
die gantze Reformations-Hiſtorie vorgeleſen und
erklaͤret werden ſolte. Hierauf begab ſich ein jeder
wohl vergnuͤgt an ſeinen behoͤrigen Ort.

Folgenden Montags wurde ein Boot zugerich-
tet, auf welchen nicht allein viel Brod, Bier, Wein,
Wildpret, Ziegen-Fleiſch, nebſt noch andern Vi-
ctuali
en, ſondern auch viel weiſſes Zeug nebſt an-
dern Kleidungs-Stuͤcken und Geraͤthe, nach Klein-
Felſenburg zu Verpflegung der Matroſen hinuͤber
gefuͤhret wurde, es fuhr auch Herr Herrmann nebſt
etlichen, ſchon vor einigen Jahren naturaliſirten
Europaͤern mit hinuͤber, welche letztern nur dieſes
Schiffs-Volck zu ſehen, Herr Herrman aber
deßwegen hinuͤber fuhr, ihnen eine Predigt zu hal-
ten, und etliche geiſtliche Lieder vorzuſingen. Ca-
pitain
Horn reiſete gleichfalls mit, um zu erfah-
ren, wie ſie ſich bißhero aufgefuͤhret haͤtten. Jch
nebſt dem Capitain Wodley war inzwiſchen be-

ſchaͤffti-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0078" n="70"/>
der Kirchen-<hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torie,</hi> die Evangeli&#x017F;ch-Lutheri&#x017F;chen<lb/>
vor 100. Jahren in Europa <hi rendition="#aq">celebri</hi>rt ha&#x0364;tten.</p><lb/>
        <p>Die Vor&#x017F;teher der Gemeinden ho&#x0364;reten die&#x017F;en<lb/>
Vortrag mit gro&#x0364;&#x017F;ten Vergnu&#x0364;gen an, und ver-<lb/>
&#x017F;prachen alles, was von ihnen erfordert wu&#x0364;rde,<lb/>
&#x017F;chleunig&#x017F;t zu veran&#x017F;talten, man &#x017F;olte nur &#x017F;o gu&#x0364;tig<lb/>
&#x017F;eyn, und ihnen &#x017F;chrifftliche Verordnungen geben,<lb/>
damit &#x017F;ich die Sta&#x0364;mme, einer wie der andere,<lb/>
darnach richten ko&#x0364;nten. Herr <hi rendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzer<lb/>
ver&#x017F;prach, &#x017F;olche Verordnung folgenden Dien&#x017F;tags<lb/>
Vormittags einem jeden Vor&#x017F;teher &#x017F;chrifftlich zu-<lb/>
zu&#x017F;chicken, ermahnete anbey, daß &#x017F;ich die Einwoh-<lb/>
ner fleißig in den Donner&#x017F;ta&#x0364;gigen Wochen-Pre-<lb/>
digten ein&#x017F;tellen mo&#x0364;chten, weil ihnen in &#x017F;elbigen<lb/>
die gantze <hi rendition="#aq">Reformations-Hi&#x017F;torie</hi> vorgele&#x017F;en und<lb/>
erkla&#x0364;ret werden &#x017F;olte. Hierauf begab &#x017F;ich ein jeder<lb/>
wohl vergnu&#x0364;gt an &#x017F;einen beho&#x0364;rigen Ort.</p><lb/>
        <p>Folgenden Montags wurde ein Boot zugerich-<lb/>
tet, auf welchen nicht allein viel Brod, Bier, Wein,<lb/>
Wildpret, Ziegen-Flei&#x017F;ch, neb&#x017F;t noch andern <hi rendition="#aq">Vi-<lb/>
ctuali</hi>en, &#x017F;ondern auch viel wei&#x017F;&#x017F;es Zeug neb&#x017F;t an-<lb/>
dern Kleidungs-Stu&#x0364;cken und Gera&#x0364;the, nach Klein-<lb/>
Fel&#x017F;enburg zu Verpflegung der <hi rendition="#aq">Matro&#x017F;en</hi> hinu&#x0364;ber<lb/>
gefu&#x0364;hret wurde, es fuhr auch Herr Herrmann neb&#x017F;t<lb/>
etlichen, &#x017F;chon vor einigen Jahren <hi rendition="#aq">naturali&#x017F;ir</hi>ten<lb/>
Europa&#x0364;ern mit hinu&#x0364;ber, welche letztern nur die&#x017F;es<lb/>
Schiffs-Volck zu &#x017F;ehen, Herr Herrman aber<lb/>
deßwegen hinu&#x0364;ber fuhr, ihnen eine Predigt zu hal-<lb/>
ten, und etliche gei&#x017F;tliche Lieder vorzu&#x017F;ingen. <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
pitain</hi> Horn rei&#x017F;ete gleichfalls mit, um zu erfah-<lb/>
ren, wie &#x017F;ie &#x017F;ich bißhero aufgefu&#x0364;hret ha&#x0364;tten. Jch<lb/>
neb&#x017F;t dem <hi rendition="#aq">Capitain Wodley</hi> war inzwi&#x017F;chen be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cha&#x0364;ffti-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0078] der Kirchen-Hiſtorie, die Evangeliſch-Lutheriſchen vor 100. Jahren in Europa celebrirt haͤtten. Die Vorſteher der Gemeinden hoͤreten dieſen Vortrag mit groͤſten Vergnuͤgen an, und ver- ſprachen alles, was von ihnen erfordert wuͤrde, ſchleunigſt zu veranſtalten, man ſolte nur ſo guͤtig ſeyn, und ihnen ſchrifftliche Verordnungen geben, damit ſich die Staͤmme, einer wie der andere, darnach richten koͤnten. Herr Mag. Schmeltzer verſprach, ſolche Verordnung folgenden Dienſtags Vormittags einem jeden Vorſteher ſchrifftlich zu- zuſchicken, ermahnete anbey, daß ſich die Einwoh- ner fleißig in den Donnerſtaͤgigen Wochen-Pre- digten einſtellen moͤchten, weil ihnen in ſelbigen die gantze Reformations-Hiſtorie vorgeleſen und erklaͤret werden ſolte. Hierauf begab ſich ein jeder wohl vergnuͤgt an ſeinen behoͤrigen Ort. Folgenden Montags wurde ein Boot zugerich- tet, auf welchen nicht allein viel Brod, Bier, Wein, Wildpret, Ziegen-Fleiſch, nebſt noch andern Vi- ctualien, ſondern auch viel weiſſes Zeug nebſt an- dern Kleidungs-Stuͤcken und Geraͤthe, nach Klein- Felſenburg zu Verpflegung der Matroſen hinuͤber gefuͤhret wurde, es fuhr auch Herr Herrmann nebſt etlichen, ſchon vor einigen Jahren naturaliſirten Europaͤern mit hinuͤber, welche letztern nur dieſes Schiffs-Volck zu ſehen, Herr Herrman aber deßwegen hinuͤber fuhr, ihnen eine Predigt zu hal- ten, und etliche geiſtliche Lieder vorzuſingen. Ca- pitain Horn reiſete gleichfalls mit, um zu erfah- ren, wie ſie ſich bißhero aufgefuͤhret haͤtten. Jch nebſt dem Capitain Wodley war inzwiſchen be- ſchaͤffti-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/78
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/78>, abgerufen am 22.11.2024.