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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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zu thun. Wie nun dieser so gleich bereit darzu war,
ich aber merckte, daß die Reihe nicht so bald an mich
kommen würde, Horns Erzählung fortzuführen,
gieng ich inzwischen mit meiner Braut, Schwe-
ster, Herrn Schmeltzern und Mons. Litzbergen in
das Neben-Zimmer, truncken eine Kanne Caffee
alleine, und hielten unter uns ein besonderes vertrau-
liches Gespräch.

Mir war auf der Welt nichts angenehmer, als
daß meine Cordula und meine Schwester in so
kurtzer Zeit einander dergestalt lieb gewonnen hat-
ten, daß sie sich nicht aus den Armen gelassen, und
sich nicht satt geküsset, wenn Herr Schmeltzer und
ich auf Zureden Mons. Litzbergs nicht Schieds-
Männer worden wären, und dergleichen Zinsen
der Liebe vor uns selbst eingefodert hätten. Bey
dieser Gelegenheit compromittirten Hr. Schmel-
tzer und ich, daß wir uns mit nächsten, und zwar
in einem Tage, copuliren lassen wolten. Bald
darauf machte Monsieur Litzberg alle Thüren zu,
dämpffte sein Instrument, welches fast wie aller
Lauten Groß-Mutter, und dennoch nicht recht wie
eine Laute aussahe, und machte uns damit eine
charmante douce Musique, zumahlen da 2. Kna-
ben Wechsels-weise mit 2. Fleute Traversen
sanffte darzu blasen musten. Diese Lust währete
biß fast gegen Mitternacht, da endlich der Alt-
Vater müde wurde, derowegen Bet-Stunde
halten ließ, worauf sich ein jeder an seinen ange-
wiesenen Ort zur Ruhe legte, Herr Wolffgang
aber wolte nicht wieder kommen, sondern war die-
se Nacht auf dem Schiffe geblieben. Folgenden

Tages,
(D 4)

zu thun. Wie nun dieſer ſo gleich bereit darzu war,
ich aber merckte, daß die Reihe nicht ſo bald an mich
kommen wuͤrde, Horns Erzaͤhlung fortzufuͤhren,
gieng ich inzwiſchen mit meiner Braut, Schwe-
ſter, Herrn Schmeltzern und Monſ. Litzbergen in
das Neben-Zimmer, truncken eine Kanne Caffée
alleine, und hielten unter uns ein beſonderes vertrau-
liches Geſpraͤch.

Mir war auf der Welt nichts angenehmer, als
daß meine Cordula und meine Schweſter in ſo
kurtzer Zeit einander dergeſtalt lieb gewonnen hat-
ten, daß ſie ſich nicht aus den Armen gelaſſen, und
ſich nicht ſatt gekuͤſſet, wenn Herr Schmeltzer und
ich auf Zureden Monſ. Litzbergs nicht Schieds-
Maͤnner worden waͤren, und dergleichen Zinſen
der Liebe vor uns ſelbſt eingefodert haͤtten. Bey
dieſer Gelegenheit compromittirten Hr. Schmel-
tzer und ich, daß wir uns mit naͤchſten, und zwar
in einem Tage, copuliren laſſen wolten. Bald
darauf machte Monſieur Litzberg alle Thuͤren zu,
daͤmpffte ſein Inſtrument, welches faſt wie aller
Lauten Groß-Mutter, und dennoch nicht recht wie
eine Laute ausſahe, und machte uns damit eine
charmante douçe Muſique, zumahlen da 2. Kna-
ben Wechſels-weiſe mit 2. Fleute Traverſen
ſanffte darzu blaſen muſten. Dieſe Luſt waͤhrete
biß faſt gegen Mitternacht, da endlich der Alt-
Vater muͤde wurde, derowegen Bet-Stunde
halten ließ, worauf ſich ein jeder an ſeinen ange-
wieſenen Ort zur Ruhe legte, Herr Wolffgang
aber wolte nicht wieder kommen, ſondern war die-
ſe Nacht auf dem Schiffe geblieben. Folgenden

Tages,
(D 4)
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[55/0063] zu thun. Wie nun dieſer ſo gleich bereit darzu war, ich aber merckte, daß die Reihe nicht ſo bald an mich kommen wuͤrde, Horns Erzaͤhlung fortzufuͤhren, gieng ich inzwiſchen mit meiner Braut, Schwe- ſter, Herrn Schmeltzern und Monſ. Litzbergen in das Neben-Zimmer, truncken eine Kanne Caffée alleine, und hielten unter uns ein beſonderes vertrau- liches Geſpraͤch. Mir war auf der Welt nichts angenehmer, als daß meine Cordula und meine Schweſter in ſo kurtzer Zeit einander dergeſtalt lieb gewonnen hat- ten, daß ſie ſich nicht aus den Armen gelaſſen, und ſich nicht ſatt gekuͤſſet, wenn Herr Schmeltzer und ich auf Zureden Monſ. Litzbergs nicht Schieds- Maͤnner worden waͤren, und dergleichen Zinſen der Liebe vor uns ſelbſt eingefodert haͤtten. Bey dieſer Gelegenheit compromittirten Hr. Schmel- tzer und ich, daß wir uns mit naͤchſten, und zwar in einem Tage, copuliren laſſen wolten. Bald darauf machte Monſieur Litzberg alle Thuͤren zu, daͤmpffte ſein Inſtrument, welches faſt wie aller Lauten Groß-Mutter, und dennoch nicht recht wie eine Laute ausſahe, und machte uns damit eine charmante douçe Muſique, zumahlen da 2. Kna- ben Wechſels-weiſe mit 2. Fleute Traverſen ſanffte darzu blaſen muſten. Dieſe Luſt waͤhrete biß faſt gegen Mitternacht, da endlich der Alt- Vater muͤde wurde, derowegen Bet-Stunde halten ließ, worauf ſich ein jeder an ſeinen ange- wieſenen Ort zur Ruhe legte, Herr Wolffgang aber wolte nicht wieder kommen, ſondern war die- ſe Nacht auf dem Schiffe geblieben. Folgenden Tages, (D 4)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/63>, abgerufen am 23.11.2024.