Wie ich nun ein würckliches Mitleyden, wegen seiner ungerathenen Tochter, mit ihm hatte, so ver- sprach ihm, reinen Mund zu halten, und erfuhr von ihm selbst, daß er dieselbe bald hernach an einen sol- chen Ort gebracht, wo sie so gut, als in einem Spinn-Hause, verwahrt war; der Schreiber aber hatte sich, noch eh er völlig curirt, auf und darvon gemacht
Nunmehro, hätte man dencken sollen, müste mir der Appetit zum Heyrathen ziemlich vergangen seyn, und es war mir auch würcklich fast so zu Mu- the; aber ich fiel aufs neue in das Netz der Liebe, und zwar bey einer 34 jährigen wohl gebildeten Wittbe, deren erster Mann ein vornehmer Bür- ger gewesen war: Sie hatte kein Kind, mehr als 12000. Thlr. werth im Vermögen, und sich vor 4. Jahren mit einem Gelehrten wiederum versprochen, den ich Bambo nennen will. Es hatte aber dieser Bambo verschiedene liederliche Streiche angefan- gen, und unter andern eine Magd zur Frau gemacht, welches ihm zwar niemand nachsagen durffte, allein, besagte Wittbe hatte dieserwegen einen Eckel vor seine Person geschöpfft, und wegen annulirung ih- res Verlöbniß schon einige Zeit mit ihm im Pro- cesse gelegen, weßwegen sie sich einmahls auf einem Ehren-Gelacke, da ich sievor andern bür- gerlichen Frauenzimmer besonders bedienete, an mich addressirte, und versprach, daß, wenn ich es dahin bringen könte, daß der Landes-Herr in ihrer Process-Sache, ihr zum Vortheil, einen
Macht-
Wie ich nun ein wuͤrckliches Mitleyden, wegen ſeiner ungerathenen Tochter, mit ihm hatte, ſo ver- ſprach ihm, reinen Mund zu halten, und erfuhr von ihm ſelbſt, daß er dieſelbe bald hernach an einen ſol- chen Ort gebracht, wo ſie ſo gut, als in einem Spinn-Hauſe, verwahrt war; der Schreiber aber hatte ſich, noch eh er voͤllig curirt, auf und darvon gemacht
Nunmehro, haͤtte man dencken ſollen, muͤſte mir der Appetit zum Heyrathen ziemlich vergangen ſeyn, und es war mir auch wuͤrcklich faſt ſo zu Mu- the; aber ich fiel aufs neue in das Netz der Liebe, und zwar bey einer 34 jaͤhrigen wohl gebildeten Wittbe, deren erſter Mann ein vornehmer Buͤr- ger geweſen war: Sie hatte kein Kind, mehr als 12000. Thlr. werth im Vermoͤgen, und ſich vor 4. Jahren mit einem Gelehrten wiederum verſprochen, den ich Bambo nennen will. Es hatte aber dieſer Bambo verſchiedene liederliche Streiche angefan- gen, und unter andern eine Magd zur Frau gemacht, welches ihm zwar niemand nachſagen durffte, allein, beſagte Wittbe hatte dieſerwegen einen Eckel vor ſeine Perſon geſchoͤpfft, und wegen annulirung ih- res Verloͤbniß ſchon einige Zeit mit ihm im Pro- ceſſe gelegen, weßwegen ſie ſich einmahls auf einem Ehren-Gelacke, da ich ſievor andern buͤr- gerlichen Frauenzimmer beſonders bedienete, an mich addreſſirte, und verſprach, daß, wenn ich es dahin bringen koͤnte, daß der Landes-Herr in ihrer Proceſſ-Sache, ihr zum Vortheil, einen
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Wie ich nun ein wuͤrckliches Mitleyden, wegen
ſeiner ungerathenen Tochter, mit ihm hatte, ſo ver-
ſprach ihm, reinen Mund zu halten, und erfuhr von
ihm ſelbſt, daß er dieſelbe bald hernach an einen ſol-
chen Ort gebracht, wo ſie ſo gut, als in einem
Spinn-Hauſe, verwahrt war; der Schreiber aber
hatte ſich, noch eh er voͤllig curirt, auf und darvon
gemacht
Nunmehro, haͤtte man dencken ſollen, muͤſte mir
der Appetit zum Heyrathen ziemlich vergangen
ſeyn, und es war mir auch wuͤrcklich faſt ſo zu Mu-
the; aber ich fiel aufs neue in das Netz der Liebe,
und zwar bey einer 34 jaͤhrigen wohl gebildeten
Wittbe, deren erſter Mann ein vornehmer Buͤr-
ger geweſen war: Sie hatte kein Kind, mehr als
12000. Thlr. werth im Vermoͤgen, und ſich vor 4.
Jahren mit einem Gelehrten wiederum verſprochen,
den ich Bambo nennen will. Es hatte aber dieſer
Bambo verſchiedene liederliche Streiche angefan-
gen, und unter andern eine Magd zur Frau gemacht,
welches ihm zwar niemand nachſagen durffte, allein,
beſagte Wittbe hatte dieſerwegen einen Eckel vor
ſeine Perſon geſchoͤpfft, und wegen annulirung ih-
res Verloͤbniß ſchon einige Zeit mit ihm im Pro-
ceſſe gelegen, weßwegen ſie ſich einmahls auf
einem Ehren-Gelacke, da ich ſievor andern buͤr-
gerlichen Frauenzimmer beſonders bedienete, an
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/453>, abgerufen am 25.11.2024.
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