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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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du zu Hause bist, ich will meine Dinge schon ma-
chen. Der Schreiber versprach, Gehorsam zu lei-
sten, umarmete und küssete sie noch recht veste vor
der Cammer-Thür, so, daß beyde gantz blind und
ausser sich selbst zu seyn schienen. Jndem speang
ich hervor, und sagte: Mademoiselle! sie können nur
hier bleiben, denn Horn wird sie nicht ferner in ih-
ren Liebes-Vergnügen stöhren; aber mein Freund!
(redete ich den Schreiber an) ehe ihr mir die zu-
gedachten Hörner aufsetzet, muß ich euch erstlich
etliche selbst wachsend machen. Unter diesen Wor-
ten schlug ich ihn etliche mahl mit dem Spanischen-
Rohre über den Kopff, der Kerl aber, welcher doch
vor 2. Pfennige Courage im Leibe haben mochte,
holete seinen annoch gantz neuen Degen, und ging
damit auf mich loß, hieb mir auch einen Aufschlag
vom Rocke herunter; allein, auf meinem ersten
Hieb, blieb ihm die rechte Hand nur an einer ein-
tzigen Flechse hangen, weßwegen er sich dieselbe
wenig Tage hernach muste ablösen lassen. Meine
Jungfer Braut hatte sich unsichtbahr gemacht, al-
so gieng ich auch nach Hause, schrieb die gantze
Speciem facti auf, und schickte selbige, am drit-
ten Tage dem zurück gekommenen Herrn Schwie-
ger-Vater, vel qvasi, zu; Bedanckte mich auch
dabey gantz freundlich vor seine Jungfer scil. Toch-
ter. Der Mann war redlich, bejammerte sein
Unglück und meinen Chagrin, ersetzte mir alles,
was ich der Tochter geschenckt, und bath inständig,
nicht um ihrent-sondern um seiner Renommee
wegen, diese Sache nicht weiter kundbar zu machen.

Wie

du zu Hauſe biſt, ich will meine Dinge ſchon ma-
chen. Der Schreiber verſprach, Gehorſam zu lei-
ſten, umarmete und kuͤſſete ſie noch recht veſte vor
der Cammer-Thuͤr, ſo, daß beyde gantz blind und
auſſer ſich ſelbſt zu ſeyn ſchienen. Jndem ſpeang
ich hervor, und ſagte: Mademoiſelle! ſie koͤnnen nur
hier bleiben, denn Horn wird ſie nicht ferner in ih-
ren Liebes-Vergnuͤgen ſtoͤhren; aber mein Freund!
(redete ich den Schreiber an) ehe ihr mir die zu-
gedachten Hoͤrner aufſetzet, muß ich euch erſtlich
etliche ſelbſt wachſend machen. Unter dieſen Wor-
ten ſchlug ich ihn etliche mahl mit dem Spaniſchen-
Rohre uͤber den Kopff, der Kerl aber, welcher doch
vor 2. Pfennige Courage im Leibe haben mochte,
holete ſeinen annoch gantz neuen Degen, und ging
damit auf mich loß, hieb mir auch einen Aufſchlag
vom Rocke herunter; allein, auf meinem erſten
Hieb, blieb ihm die rechte Hand nur an einer ein-
tzigen Flechſe hangen, weßwegen er ſich dieſelbe
wenig Tage hernach muſte abloͤſen laſſen. Meine
Jungfer Braut hatte ſich unſichtbahr gemacht, al-
ſo gieng ich auch nach Hauſe, ſchrieb die gantze
Speciem facti auf, und ſchickte ſelbige, am drit-
ten Tage dem zuruͤck gekommenen Herrn Schwie-
ger-Vater, vel qvaſi, zu; Bedanckte mich auch
dabey gantz freundlich vor ſeine Jungfer ſcil. Toch-
ter. Der Mann war redlich, bejammerte ſein
Ungluͤck und meinen Chagrin, erſetzte mir alles,
was ich der Tochter geſchenckt, und bath inſtaͤndig,
nicht um ihrent-ſondern um ſeiner Renommee
wegen, dieſe Sache nicht weiter kundbar zu machen.

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[444/0452] du zu Hauſe biſt, ich will meine Dinge ſchon ma- chen. Der Schreiber verſprach, Gehorſam zu lei- ſten, umarmete und kuͤſſete ſie noch recht veſte vor der Cammer-Thuͤr, ſo, daß beyde gantz blind und auſſer ſich ſelbſt zu ſeyn ſchienen. Jndem ſpeang ich hervor, und ſagte: Mademoiſelle! ſie koͤnnen nur hier bleiben, denn Horn wird ſie nicht ferner in ih- ren Liebes-Vergnuͤgen ſtoͤhren; aber mein Freund! (redete ich den Schreiber an) ehe ihr mir die zu- gedachten Hoͤrner aufſetzet, muß ich euch erſtlich etliche ſelbſt wachſend machen. Unter dieſen Wor- ten ſchlug ich ihn etliche mahl mit dem Spaniſchen- Rohre uͤber den Kopff, der Kerl aber, welcher doch vor 2. Pfennige Courage im Leibe haben mochte, holete ſeinen annoch gantz neuen Degen, und ging damit auf mich loß, hieb mir auch einen Aufſchlag vom Rocke herunter; allein, auf meinem erſten Hieb, blieb ihm die rechte Hand nur an einer ein- tzigen Flechſe hangen, weßwegen er ſich dieſelbe wenig Tage hernach muſte abloͤſen laſſen. Meine Jungfer Braut hatte ſich unſichtbahr gemacht, al- ſo gieng ich auch nach Hauſe, ſchrieb die gantze Speciem facti auf, und ſchickte ſelbige, am drit- ten Tage dem zuruͤck gekommenen Herrn Schwie- ger-Vater, vel qvaſi, zu; Bedanckte mich auch dabey gantz freundlich vor ſeine Jungfer ſcil. Toch- ter. Der Mann war redlich, bejammerte ſein Ungluͤck und meinen Chagrin, erſetzte mir alles, was ich der Tochter geſchenckt, und bath inſtaͤndig, nicht um ihrent-ſondern um ſeiner Renommee wegen, dieſe Sache nicht weiter kundbar zu machen. Wie

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/452>, abgerufen am 25.11.2024.