ihr diesen Mittag auch schrifftlich zu antworten willens wäre. Dieses geschahe,| denn ich nahm mein Schreib-Zeug, und setzte folgende Zeilen an dieselbe zur Antwort auf:
Madame!
UNd wenn ich auch ihres Geschlechts wä- re, so würde mich doch nicht überzeugt wissen, daß ich, vor ohngefähr 3. Viertel- Jahren, so viel Liebes-Confecteingenom- men, mir ihnenper Sympathiamzu gleicher Zeit und Stunde kranck davon zu werden, und demPublicoeinen bejammerns- wür- digen Fündling hinsetzen zu lassen. Jedoch ichgratulire Jhnen zur glücklichen Nieder- kunfft, bedaure, daß sie mich etliche Wo- chen daher [wo es anders wahr ist] geliebt haben, und bitte, Sie wollen sich deßfalls keine fernere Mühe geben, weil ich, ohn- geacht ich Jhrer Fruchtbarkeit schon im Vor- aus versichert bin, dennoch einen starcken Eckel bey mir verspüre, mit einem Frauen- zimmer solches Schlages ins Ehe-Bette zu steigen. Meine Kranckheit ist so gefährlich nicht gewesen, sondern ich hätte Dieselbe gleich in der ersten Stunde nach meiner Zu- rückkunfft, ohngeacht es schon ziemlich spä- re war, ohnfehlbar besucht, befürchrete aber, die Wehen zurück zu treiben, und weil ich mit dem Amte der Hebe-Mütter
nicht
(E e 3)
ihr dieſen Mittag auch ſchrifftlich zu antworten willens waͤre. Dieſes geſchahe,| denn ich nahm mein Schreib-Zeug, und ſetzte folgende Zeilen an dieſelbe zur Antwort auf:
Madame!
UNd wenn ich auch ihres Geſchlechts waͤ- re, ſo wuͤrde mich doch nicht uͤberzeugt wiſſen, daß ich, vor ohngefaͤhr 3. Viertel- Jahren, ſo viel Liebes-Confecteingenom- men, mir ihnenper Sympathiamzu gleicher Zeit und Stunde kranck davon zu werden, und demPublicoeinen bejammerns- wuͤr- digen Fuͤndling hinſetzen zu laſſen. Jedoch ichgratulire Jhnen zur gluͤcklichen Nieder- kunfft, bedaure, daß ſie mich etliche Wo- chen daher [wo es anders wahr iſt] geliebt haben, und bitte, Sie wollen ſich deßfalls keine fernere Muͤhe geben, weil ich, ohn- geacht ich Jhrer Fruchtbarkeit ſchon im Vor- aus verſichert bin, dennoch einen ſtarcken Eckel bey mir verſpuͤre, mit einem Frauen- zimmer ſolches Schlages ins Ehe-Bette zu ſteigen. Meine Kranckheit iſt ſo gefaͤhrlich nicht geweſen, ſondern ich haͤtte Dieſelbe gleich in der erſten Stunde nach meiner Zu- ruͤckkunfft, ohngeacht es ſchon ziemlich ſpaͤ- re war, ohnfehlbar beſucht, befuͤrchrete aber, die Wehen zuruͤck zu treiben, und weil ich mit dem Amte der Hebe-Muͤtter
nicht
(E e 3)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0445"n="437"/>
ihr dieſen Mittag auch ſchrifftlich zu antworten<lb/>
willens waͤre. Dieſes geſchahe,| denn ich nahm<lb/>
mein Schreib-Zeug, und ſetzte folgende Zeilen an<lb/>
dieſelbe zur Antwort auf:</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><salute><hirendition="#c"><hirendition="#aq">Madame!</hi></hi></salute><lb/><p><hirendition="#fr"><hirendition="#in">U</hi>Nd wenn ich auch ihres Geſchlechts waͤ-<lb/>
re, ſo wuͤrde mich doch nicht uͤberzeugt<lb/>
wiſſen, daß ich, vor ohngefaͤhr 3. Viertel-<lb/>
Jahren, ſo viel Liebes</hi>-<hirendition="#aq">Confect</hi><hirendition="#fr">eingenom-<lb/>
men, mir ihnen</hi><hirendition="#aq">per Sympathiam</hi><hirendition="#fr">zu gleicher<lb/>
Zeit und Stunde kranck davon zu werden,<lb/>
und dem</hi><hirendition="#aq">Publico</hi><hirendition="#fr">einen bejammerns- wuͤr-<lb/>
digen Fuͤndling hinſetzen zu laſſen. Jedoch<lb/>
ich</hi><hirendition="#aq">gratuli</hi><hirendition="#fr">re Jhnen zur gluͤcklichen Nieder-<lb/>
kunfft, bedaure, daß ſie mich etliche Wo-<lb/>
chen daher [wo es anders wahr iſt] geliebt<lb/>
haben, und bitte, Sie wollen ſich deßfalls<lb/>
keine fernere Muͤhe geben, weil ich, ohn-<lb/>
geacht ich Jhrer Fruchtbarkeit ſchon im Vor-<lb/>
aus verſichert bin, dennoch einen ſtarcken<lb/>
Eckel bey mir verſpuͤre, mit einem Frauen-<lb/>
zimmer ſolches Schlages ins Ehe-Bette zu<lb/>ſteigen. Meine Kranckheit iſt ſo gefaͤhrlich<lb/>
nicht geweſen, ſondern ich haͤtte Dieſelbe<lb/>
gleich in der erſten Stunde nach meiner Zu-<lb/>
ruͤckkunfft, ohngeacht es ſchon ziemlich ſpaͤ-<lb/>
re war, ohnfehlbar beſucht, befuͤrchrete<lb/>
aber, die Wehen zuruͤck zu treiben, und<lb/>
weil ich mit dem Amte der Hebe-Muͤtter</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">(E e 3)</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">nicht</hi></fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[437/0445]
ihr dieſen Mittag auch ſchrifftlich zu antworten
willens waͤre. Dieſes geſchahe,| denn ich nahm
mein Schreib-Zeug, und ſetzte folgende Zeilen an
dieſelbe zur Antwort auf:
Madame!
UNd wenn ich auch ihres Geſchlechts waͤ-
re, ſo wuͤrde mich doch nicht uͤberzeugt
wiſſen, daß ich, vor ohngefaͤhr 3. Viertel-
Jahren, ſo viel Liebes-Confect eingenom-
men, mir ihnen per Sympathiam zu gleicher
Zeit und Stunde kranck davon zu werden,
und dem Publico einen bejammerns- wuͤr-
digen Fuͤndling hinſetzen zu laſſen. Jedoch
ich gratulire Jhnen zur gluͤcklichen Nieder-
kunfft, bedaure, daß ſie mich etliche Wo-
chen daher [wo es anders wahr iſt] geliebt
haben, und bitte, Sie wollen ſich deßfalls
keine fernere Muͤhe geben, weil ich, ohn-
geacht ich Jhrer Fruchtbarkeit ſchon im Vor-
aus verſichert bin, dennoch einen ſtarcken
Eckel bey mir verſpuͤre, mit einem Frauen-
zimmer ſolches Schlages ins Ehe-Bette zu
ſteigen. Meine Kranckheit iſt ſo gefaͤhrlich
nicht geweſen, ſondern ich haͤtte Dieſelbe
gleich in der erſten Stunde nach meiner Zu-
ruͤckkunfft, ohngeacht es ſchon ziemlich ſpaͤ-
re war, ohnfehlbar beſucht, befuͤrchrete
aber, die Wehen zuruͤck zu treiben, und
weil ich mit dem Amte der Hebe-Muͤtter
nicht
(E e 3)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/445>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.