Reise anzuschicken, von welcher ich vielleicht in 2. biß 3. Wochen nicht wieder zurück kommen möchte, derowegen nahm ich mit allem Fleisse auf 4. Wo- chen von meiner Liebste Abschied, um, meiner Mey- nung nach, ihre Freude zu vergrössern, wenn ich unvermuther zeitiger zurück käme, allein, meine Verrichtungen lieffen dergestalt glücklich, daß ich schon in der zwölften Nacht, jedoch ziemlich späte, zurück kam, denn es war nicht anders, als wenn mich ein starcker Wind fort triebe, welches ich der hefftigen Liebe zu meiner Braut Schuld gab, auch keine Minute versäumete, ihr selbst die erste Nach- richt von meiner glücklichen Zurückkunfft zu bringen. Nachdem ich aber die Hinter-Thür geöffnet, und nach der Treppe zu schleichen wolte, sahe ich, daß 2. Weibs-Personen, mit einer Laterne auf den Stall zugegangen kamen, weßwegen ich eilete, und mich in der Geschwindigkeit hinter die halb mit Bretern verschlagene Boden-Treppe verkroch, auch sehr bewunderte, was diese noch so späte all- hier zu suchen hätten, da ich sonsten um selbige Zeit, niemahls einen Menschen mehr munter ge- funden, als meine Liebste gantz alleine. Jndem kam die Magd mit der Laterne, ingleichen eine Frau, die etwas unter dem Mantel hatte, in den Stall getreten, welche letztere, da sie beyde an die Hinter-Thür kamen, gantz leise zu sprechen an- fing: "Gertrute! wartet, und leuchtet her, ich" muß erstlich noch einmahl darnach sehen." Hier- mit setzte die Frau einen unter dem Mantel haben- den Hebe-Korb auf den Boden, nahm ein dar-
über
Reiſe anzuſchicken, von welcher ich vielleicht in 2. biß 3. Wochen nicht wieder zuruͤck kommen moͤchte, derowegen nahm ich mit allem Fleiſſe auf 4. Wo- chen von meiner Liebſte Abſchied, um, meiner Mey- nung nach, ihre Freude zu vergroͤſſern, wenn ich unvermuther zeitiger zuruͤck kaͤme, allein, meine Verrichtungen lieffen dergeſtalt gluͤcklich, daß ich ſchon in der zwoͤlften Nacht, jedoch ziemlich ſpaͤte, zuruͤck kam, denn es war nicht anders, als wenn mich ein ſtarcker Wind fort triebe, welches ich der hefftigen Liebe zu meiner Braut Schuld gab, auch keine Minute verſaͤumete, ihr ſelbſt die erſte Nach- richt von meiner gluͤcklichen Zuruͤckkunfft zu bringen. Nachdem ich aber die Hinter-Thuͤr geoͤffnet, und nach der Treppe zu ſchleichen wolte, ſahe ich, daß 2. Weibs-Perſonen, mit einer Laterne auf den Stall zugegangen kamen, weßwegen ich eilete, und mich in der Geſchwindigkeit hinter die halb mit Bretern verſchlagene Boden-Treppe verkroch, auch ſehr bewunderte, was dieſe noch ſo ſpaͤte all- hier zu ſuchen haͤtten, da ich ſonſten um ſelbige Zeit, niemahls einen Menſchen mehr munter ge- funden, als meine Liebſte gantz alleine. Jndem kam die Magd mit der Laterne, ingleichen eine Frau, die etwas unter dem Mantel hatte, in den Stall getreten, welche letztere, da ſie beyde an die Hinter-Thuͤr kamen, gantz leiſe zu ſprechen an- fing: „Gertrute! wartet, und leuchtet her, ich„ muß erſtlich noch einmahl darnach ſehen.‟ Hier- mit ſetzte die Frau einen unter dem Mantel haben- den Hebe-Korb auf den Boden, nahm ein dar-
uͤber
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0439"n="431"/>
Reiſe anzuſchicken, von welcher ich vielleicht in 2.<lb/>
biß 3. Wochen nicht wieder zuruͤck kommen moͤchte,<lb/>
derowegen nahm ich mit allem Fleiſſe auf 4. Wo-<lb/>
chen von meiner Liebſte Abſchied, um, meiner Mey-<lb/>
nung nach, ihre Freude zu vergroͤſſern, wenn ich<lb/>
unvermuther zeitiger zuruͤck kaͤme, allein, meine<lb/>
Verrichtungen lieffen dergeſtalt gluͤcklich, daß ich<lb/>ſchon in der zwoͤlften Nacht, jedoch ziemlich ſpaͤte,<lb/>
zuruͤck kam, denn es war nicht anders, als wenn<lb/>
mich ein ſtarcker Wind fort triebe, welches ich der<lb/>
hefftigen Liebe zu meiner Braut Schuld gab, auch<lb/>
keine Minute verſaͤumete, ihr ſelbſt die erſte Nach-<lb/>
richt von meiner gluͤcklichen Zuruͤckkunfft zu bringen.<lb/>
Nachdem ich aber die Hinter-Thuͤr geoͤffnet, und<lb/>
nach der Treppe zu ſchleichen wolte, ſahe ich, daß<lb/>
2. Weibs-Perſonen, mit einer Laterne auf den<lb/>
Stall zugegangen kamen, weßwegen ich eilete,<lb/>
und mich in der Geſchwindigkeit hinter die halb mit<lb/>
Bretern verſchlagene Boden-Treppe verkroch,<lb/>
auch ſehr bewunderte, was dieſe noch ſo ſpaͤte all-<lb/>
hier zu ſuchen haͤtten, da ich ſonſten um ſelbige<lb/>
Zeit, niemahls einen Menſchen mehr munter ge-<lb/>
funden, als meine Liebſte gantz alleine. Jndem<lb/>
kam die Magd mit der Laterne, ingleichen eine<lb/>
Frau, die etwas unter dem Mantel hatte, in den<lb/>
Stall getreten, welche letztere, da ſie beyde an die<lb/>
Hinter-Thuͤr kamen, gantz leiſe zu ſprechen an-<lb/>
fing: „Gertrute! wartet, und leuchtet her, ich„<lb/>
muß erſtlich noch einmahl darnach ſehen.‟ Hier-<lb/>
mit ſetzte die Frau einen unter dem Mantel haben-<lb/>
den Hebe-Korb auf den Boden, nahm ein dar-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">uͤber</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[431/0439]
Reiſe anzuſchicken, von welcher ich vielleicht in 2.
biß 3. Wochen nicht wieder zuruͤck kommen moͤchte,
derowegen nahm ich mit allem Fleiſſe auf 4. Wo-
chen von meiner Liebſte Abſchied, um, meiner Mey-
nung nach, ihre Freude zu vergroͤſſern, wenn ich
unvermuther zeitiger zuruͤck kaͤme, allein, meine
Verrichtungen lieffen dergeſtalt gluͤcklich, daß ich
ſchon in der zwoͤlften Nacht, jedoch ziemlich ſpaͤte,
zuruͤck kam, denn es war nicht anders, als wenn
mich ein ſtarcker Wind fort triebe, welches ich der
hefftigen Liebe zu meiner Braut Schuld gab, auch
keine Minute verſaͤumete, ihr ſelbſt die erſte Nach-
richt von meiner gluͤcklichen Zuruͤckkunfft zu bringen.
Nachdem ich aber die Hinter-Thuͤr geoͤffnet, und
nach der Treppe zu ſchleichen wolte, ſahe ich, daß
2. Weibs-Perſonen, mit einer Laterne auf den
Stall zugegangen kamen, weßwegen ich eilete,
und mich in der Geſchwindigkeit hinter die halb mit
Bretern verſchlagene Boden-Treppe verkroch,
auch ſehr bewunderte, was dieſe noch ſo ſpaͤte all-
hier zu ſuchen haͤtten, da ich ſonſten um ſelbige
Zeit, niemahls einen Menſchen mehr munter ge-
funden, als meine Liebſte gantz alleine. Jndem
kam die Magd mit der Laterne, ingleichen eine
Frau, die etwas unter dem Mantel hatte, in den
Stall getreten, welche letztere, da ſie beyde an die
Hinter-Thuͤr kamen, gantz leiſe zu ſprechen an-
fing: „Gertrute! wartet, und leuchtet her, ich„
muß erſtlich noch einmahl darnach ſehen.‟ Hier-
mit ſetzte die Frau einen unter dem Mantel haben-
den Hebe-Korb auf den Boden, nahm ein dar-
uͤber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/439>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.