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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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ist in Rom, Neapolis und Venedig etliche
mahl fehl nach ihm geschossen, auch an
viel andern Orten auf ihn gelauret worden,
er ist uns aber jederzeit zu gescheut gewesen,
biß es uns allhier in Mayland endlich doch
geglückt, die andere Helffte unseres verspro-
chenen
Recompenses zu verdienen, ohne ihn
biß nach Deutschland zu verfolgen. Nun
reiset ihr so glücklich, als wir drey es uns
wünschen.

Adieu!

Jch lasse es dahin gestellet seyn, ob es wahr,
daß die Marquise so einen gar grausamen Haß
auf meinen erblasseten Herrn gelegt, zumahlen er
derselben mit Entleibung ihres Mannes vielleicht
keinen Tort gethan, vielmehr wolte wohl sagen,
wie ich mehr glaubte, daß mir der Frantzösische Duc
diesen Brief zupracticiren lassen, nachdem er viel-
leicht die Banditen selbst zu dieser Mordthat erkaufft,
und was mich in diesen Glauben stärckt, ist dieses,
daß ich nachhero erfahren, wie eben offtgemeldter
Duc, nach seiner Heimkunfft die Marquise von R.
geheyrathet hat.

Dem allen aber sey nun wie ihm wolle, genung!
wenn mein Herr sich von der Weiber-Liebe nicht
allzu sehr bethören lassen, so wäre er einer der glück-
seeligsten Cavaliers gewesen, und leote vielleicht die-
se Stunde noch, denn er hatte eine vollkommene
gesunde und ungemein starcke Natur, so aber war
bloß das Frauenzimmer Schuld und Ursach an al-
len seinen Wiederwärtigkeiten, Unglücks-Fällen
und endlichen frühzeitigen Tode.

Nunmehro war vor mich nichts weiter zu thun,

als
(D d 2)

iſt in Rom, Neapolis und Venedig etliche
mahl fehl nach ihm geſchoſſen, auch an
viel andern Orten auf ihn gelauret worden,
er iſt uns aber jederzeit zu geſcheut geweſen,
biß es uns allhier in Mayland endlich doch
gegluͤckt, die andere Helffte unſeres verſpro-
chenen
Recompenſes zu verdienen, ohne ihn
biß nach Deutſchland zu verfolgen. Nun
reiſet ihr ſo gluͤcklich, als wir drey es uns
wuͤnſchen.

Adieu!

Jch laſſe es dahin geſtellet ſeyn, ob es wahr,
daß die Marquiſe ſo einen gar grauſamen Haß
auf meinen erblaſſeten Herrn gelegt, zumahlen er
derſelben mit Entleibung ihres Mannes vielleicht
keinen Tort gethan, vielmehr wolte wohl ſagen,
wie ich mehr glaubte, daß mir der Frantzoͤſiſche Duc
dieſen Brief zupracticiren laſſen, nachdem er viel-
leicht die Banditen ſelbſt zu dieſer Mordthat erkaufft,
und was mich in dieſen Glauben ſtaͤrckt, iſt dieſes,
daß ich nachhero erfahren, wie eben offtgemeldter
Duc, nach ſeiner Heimkunfft die Marquiſe von R.
geheyrathet hat.

Dem allen aber ſey nun wie ihm wolle, genung!
wenn mein Herr ſich von der Weiber-Liebe nicht
allzu ſehr bethoͤren laſſen, ſo waͤre er einer der gluͤck-
ſeeligſten Cavaliers geweſen, und leote vielleicht die-
ſe Stunde noch, denn er hatte eine vollkommene
geſunde und ungemein ſtarcke Natur, ſo aber war
bloß das Frauenzimmer Schuld und Urſach an al-
len ſeinen Wiederwaͤrtigkeiten, Ungluͤcks-Faͤllen
und endlichen fruͤhzeitigen Tode.

Nunmehro war vor mich nichts weiter zu thun,

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[419/0427] iſt in Rom, Neapolis und Venedig etliche mahl fehl nach ihm geſchoſſen, auch an viel andern Orten auf ihn gelauret worden, er iſt uns aber jederzeit zu geſcheut geweſen, biß es uns allhier in Mayland endlich doch gegluͤckt, die andere Helffte unſeres verſpro- chenen Recompenſes zu verdienen, ohne ihn biß nach Deutſchland zu verfolgen. Nun reiſet ihr ſo gluͤcklich, als wir drey es uns wuͤnſchen. Adieu! Jch laſſe es dahin geſtellet ſeyn, ob es wahr, daß die Marquiſe ſo einen gar grauſamen Haß auf meinen erblaſſeten Herrn gelegt, zumahlen er derſelben mit Entleibung ihres Mannes vielleicht keinen Tort gethan, vielmehr wolte wohl ſagen, wie ich mehr glaubte, daß mir der Frantzoͤſiſche Duc dieſen Brief zupracticiren laſſen, nachdem er viel- leicht die Banditen ſelbſt zu dieſer Mordthat erkaufft, und was mich in dieſen Glauben ſtaͤrckt, iſt dieſes, daß ich nachhero erfahren, wie eben offtgemeldter Duc, nach ſeiner Heimkunfft die Marquiſe von R. geheyrathet hat. Dem allen aber ſey nun wie ihm wolle, genung! wenn mein Herr ſich von der Weiber-Liebe nicht allzu ſehr bethoͤren laſſen, ſo waͤre er einer der gluͤck- ſeeligſten Cavaliers geweſen, und leote vielleicht die- ſe Stunde noch, denn er hatte eine vollkommene geſunde und ungemein ſtarcke Natur, ſo aber war bloß das Frauenzimmer Schuld und Urſach an al- len ſeinen Wiederwaͤrtigkeiten, Ungluͤcks-Faͤllen und endlichen fruͤhzeitigen Tode. Nunmehro war vor mich nichts weiter zu thun, als (D d 2)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/427>, abgerufen am 23.11.2024.