fern, ich traue deiner Redlichkeit schon so viel zu, daß du dieses ohne fernere Weitläufftigkeiten be- werckstelligen wirst; was sonsten noch von meinen unversiegelten Sachen umher stehet und liegt, soll nach meinem Tode ebenfals alles deine seyn.
Nachdem er hierüber die anwesenden Herrn zu Zeugen angeruffen, bath er, man möchte ihn mit dem Geistlichen etwas alleine lassen; dieser blieb also bey ihm, biß er abermahls in einen Schlum- mer verfallen war, aus welchen er sich denn auch nicht ermunterte, sondern ein paar Stunden nach Mittags seinen Geist aufgab.
Jch sparete keine Kosten, meinen erblasseten Herrn Standes-mäßig zur Erden bestatten zu laf- sen, indem ich baares Geld genung darzu sand, mit dem Uberbliebenen aber wohl zu frieden seyn konte. Jndem ich nun Anstalten zu unserer Rei- se nach Deutschland machte, kam mir eines Ta- ges ein Billet, folgendes Jnhalts, zu Handen:
Monsieur Wilhelm!
DAmit ihr den Verdacht wegen Entlei- bung eures Herrn nicht etwa auf eine unrechte Person werffen möget, so wisset und glauber, als eine sichere Wahrheit, daß niemand anders, als die FrantzösischeMarqui- sevonR.Schuld daran sey? denn diese hat, nachdem sie vernommen, daß ihr Gemahl von ihm erstochen worden, so gleich 3. Ban- diten erkaufft, und mit dem Befehle, ihn in gantz Jtalien aufzusuchen, und das Le- bens-Licht auszublasrn, fortgeschickt. Es
ist
fern, ich traue deiner Redlichkeit ſchon ſo viel zu, daß du dieſes ohne fernere Weitlaͤufftigkeiten be- werckſtelligen wirſt; was ſonſten noch von meinen unverſiegelten Sachen umher ſtehet und liegt, ſoll nach meinem Tode ebenfals alles deine ſeyn.
Nachdem er hieruͤber die anweſenden Herrn zu Zeugen angeruffen, bath er, man moͤchte ihn mit dem Geiſtlichen etwas alleine laſſen; dieſer blieb alſo bey ihm, biß er abermahls in einen Schlum- mer verfallen war, aus welchen er ſich denn auch nicht ermunterte, ſondern ein paar Stunden nach Mittags ſeinen Geiſt aufgab.
Jch ſparete keine Koſten, meinen erblaſſeten Herrn Standes-maͤßig zur Erden beſtatten zu laf- ſen, indem ich baares Geld genung darzu ſand, mit dem Uberbliebenen aber wohl zu frieden ſeyn konte. Jndem ich nun Anſtalten zu unſerer Rei- ſe nach Deutſchland machte, kam mir eines Ta- ges ein Billet, folgendes Jnhalts, zu Handen:
Monsieur Wilhelm!
DAmit ihr den Verdacht wegen Entlei- bung eures Herrn nicht etwa auf eine unrechte Perſon werffen moͤget, ſo wiſſet und glauber, als eine ſichere Wahrheit, daß niemand anders, als die FrantzoͤſiſcheMarqui- ſevonR.Schuld daran ſey? denn dieſe hat, nachdem ſie vernommen, daß ihr Gemahl von ihm erſtochen worden, ſo gleich 3. Ban- diten erkaufft, und mit dem Befehle, ihn in gantz Jtalien aufzuſuchen, und das Le- bens-Licht auszublaſrn, fortgeſchickt. Es
iſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0426"n="418"/>
fern, ich traue deiner Redlichkeit ſchon ſo viel zu,<lb/>
daß du dieſes ohne fernere Weitlaͤufftigkeiten be-<lb/>
werckſtelligen wirſt; was ſonſten noch von meinen<lb/>
unverſiegelten Sachen umher ſtehet und liegt, ſoll<lb/>
nach meinem Tode ebenfals alles deine ſeyn.</p><lb/><p>Nachdem er hieruͤber die anweſenden Herrn zu<lb/>
Zeugen angeruffen, bath er, man moͤchte ihn mit<lb/>
dem Geiſtlichen etwas alleine laſſen; dieſer blieb<lb/>
alſo bey ihm, biß er abermahls in einen Schlum-<lb/>
mer verfallen war, aus welchen er ſich denn auch<lb/>
nicht ermunterte, ſondern ein paar Stunden nach<lb/>
Mittags ſeinen Geiſt aufgab.</p><lb/><p>Jch ſparete keine Koſten, meinen erblaſſeten<lb/>
Herrn Standes-maͤßig zur Erden beſtatten zu laf-<lb/>ſen, indem ich baares Geld genung darzu ſand,<lb/>
mit dem Uberbliebenen aber wohl zu frieden ſeyn<lb/>
konte. Jndem ich nun Anſtalten zu unſerer Rei-<lb/>ſe nach Deutſchland machte, kam mir eines Ta-<lb/>
ges ein <hirendition="#aq">Billet,</hi> folgendes Jnhalts, zu Handen:</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><salute><hirendition="#c"><hirendition="#aq">Monsieur Wilhelm!</hi></hi></salute><lb/><p><hirendition="#in">D</hi><hirendition="#fr">Amit ihr den Verdacht wegen Entlei-<lb/>
bung eures Herrn nicht etwa auf eine<lb/>
unrechte Perſon werffen moͤget, ſo wiſſet<lb/>
und glauber, als eine ſichere Wahrheit, daß<lb/>
niemand anders, als die Frantzoͤſiſche</hi><hirendition="#aq">Marqui-<lb/>ſe</hi><hirendition="#fr">von</hi><hirendition="#aq">R.</hi><hirendition="#fr">Schuld daran ſey? denn dieſe hat,<lb/>
nachdem ſie vernommen, daß ihr Gemahl<lb/>
von ihm erſtochen worden, ſo gleich</hi> 3. <hirendition="#aq">Ban-<lb/>
dit</hi><hirendition="#fr">en erkaufft, und mit dem Befehle, ihn<lb/>
in gantz Jtalien aufzuſuchen, und das Le-<lb/>
bens-Licht auszublaſrn, fortgeſchickt. Es</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">iſt</hi></fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[418/0426]
fern, ich traue deiner Redlichkeit ſchon ſo viel zu,
daß du dieſes ohne fernere Weitlaͤufftigkeiten be-
werckſtelligen wirſt; was ſonſten noch von meinen
unverſiegelten Sachen umher ſtehet und liegt, ſoll
nach meinem Tode ebenfals alles deine ſeyn.
Nachdem er hieruͤber die anweſenden Herrn zu
Zeugen angeruffen, bath er, man moͤchte ihn mit
dem Geiſtlichen etwas alleine laſſen; dieſer blieb
alſo bey ihm, biß er abermahls in einen Schlum-
mer verfallen war, aus welchen er ſich denn auch
nicht ermunterte, ſondern ein paar Stunden nach
Mittags ſeinen Geiſt aufgab.
Jch ſparete keine Koſten, meinen erblaſſeten
Herrn Standes-maͤßig zur Erden beſtatten zu laf-
ſen, indem ich baares Geld genung darzu ſand,
mit dem Uberbliebenen aber wohl zu frieden ſeyn
konte. Jndem ich nun Anſtalten zu unſerer Rei-
ſe nach Deutſchland machte, kam mir eines Ta-
ges ein Billet, folgendes Jnhalts, zu Handen:
Monsieur Wilhelm!
DAmit ihr den Verdacht wegen Entlei-
bung eures Herrn nicht etwa auf eine
unrechte Perſon werffen moͤget, ſo wiſſet
und glauber, als eine ſichere Wahrheit, daß
niemand anders, als die Frantzoͤſiſche Marqui-
ſe von R. Schuld daran ſey? denn dieſe hat,
nachdem ſie vernommen, daß ihr Gemahl
von ihm erſtochen worden, ſo gleich 3. Ban-
diten erkaufft, und mit dem Befehle, ihn
in gantz Jtalien aufzuſuchen, und das Le-
bens-Licht auszublaſrn, fortgeſchickt. Es
iſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/426>, abgerufen am 27.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.