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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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ris wäre, alle Gelegenheit vermeiden würde, von
ihm gesehen zu werden.

Uber dieses Compliment schien er vollends gantz
Trost-loß und aller Hoffnung beraubt zu seyn, doch
fing diese wiederum ein wenig an zu käumen, als
ihm noch selbiges Abends von einer unbekandten
Person ein Billet mit solgenden Zeilen eingehändi-
get wurde:

Monseigneur!

JCh zweiffele nicht, daß euch der Eigensinn
meiner gebietenden Frauen einigen Kum-
mer werde verursachr haben, allein, weil
ich nicht glaube, daß ihr so viel gesündiget
habt, als man euch Schuld giebt; so will
ich euch ein Geheimniß eröffnen, vermittelst
dessen ihr, wo euch anders etwas daran ge-
legen, bald wieder in vorigen
Credit gesetzt
werden könnet. Weil ich aber nicht weit
von ihr gehen darff, so erwarte euch auf
ein kurtzes Gespräch diese Nacht
punctuell
um 11. Uhr an der Hinter-Thür unseres Pal-
lasts, als

Eure
gehorsamste Dienerin
Lucretia.

Mein Herr machte sich fertig zu diesen nächtli-
chen Spatzier-Gange, nahm auch den Jäger und
einen Reut-Knecht, die Pistolen und Pallasche bey
sich hatten, mit sich, und befahl, ihm immer auf
etliche 20. Schritte nachzufolgen, wenn er aber ste-
hen bliebe, auch auf ihrer Stelle stehen zu bleiben.

Er
(C c 4)

ris waͤre, alle Gelegenheit vermeiden wuͤrde, von
ihm geſehen zu werden.

Uber dieſes Compliment ſchien er vollends gantz
Troſt-loß und aller Hoffnung beraubt zu ſeyn, doch
fing dieſe wiederum ein wenig an zu kaͤumen, als
ihm noch ſelbiges Abends von einer unbekandten
Perſon ein Billet mit ſolgenden Zeilen eingehaͤndi-
get wurde:

Monſeigneur!

JCh zweiffele nicht, daß euch der Eigenſinn
meiner gebietenden Frauen einigen Kum-
mer werde verurſachr haben, allein, weil
ich nicht glaube, daß ihr ſo viel geſuͤndiget
habt, als man euch Schuld giebt; ſo will
ich euch ein Geheimniß eroͤffnen, vermittelſt
deſſen ihr, wo euch anders etwas daran ge-
legen, bald wieder in vorigen
Credit geſetzt
werden koͤnnet. Weil ich aber nicht weit
von ihr gehen darff, ſo erwarte euch auf
ein kurtzes Geſpraͤch dieſe Nacht
punctuell
um 11. Uhr an der Hinter-Thuͤr unſeres Pal-
laſts, als

Eure
gehorſamſte Dienerin
Lucretia.

Mein Herr machte ſich fertig zu dieſen naͤchtli-
chen Spatzier-Gange, nahm auch den Jaͤger und
einen Reut-Knecht, die Piſtolen und Pallaſche bey
ſich hatten, mit ſich, und befahl, ihm immer auf
etliche 20. Schritte nachzufolgen, wenn er aber ſte-
hen bliebe, auch auf ihrer Stelle ſtehen zu bleiben.

Er
(C c 4)
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[407/0415] ris waͤre, alle Gelegenheit vermeiden wuͤrde, von ihm geſehen zu werden. Uber dieſes Compliment ſchien er vollends gantz Troſt-loß und aller Hoffnung beraubt zu ſeyn, doch fing dieſe wiederum ein wenig an zu kaͤumen, als ihm noch ſelbiges Abends von einer unbekandten Perſon ein Billet mit ſolgenden Zeilen eingehaͤndi- get wurde: Monſeigneur! JCh zweiffele nicht, daß euch der Eigenſinn meiner gebietenden Frauen einigen Kum- mer werde verurſachr haben, allein, weil ich nicht glaube, daß ihr ſo viel geſuͤndiget habt, als man euch Schuld giebt; ſo will ich euch ein Geheimniß eroͤffnen, vermittelſt deſſen ihr, wo euch anders etwas daran ge- legen, bald wieder in vorigen Credit geſetzt werden koͤnnet. Weil ich aber nicht weit von ihr gehen darff, ſo erwarte euch auf ein kurtzes Geſpraͤch dieſe Nacht punctuell um 11. Uhr an der Hinter-Thuͤr unſeres Pal- laſts, als Eure gehorſamſte Dienerin Lucretia. Mein Herr machte ſich fertig zu dieſen naͤchtli- chen Spatzier-Gange, nahm auch den Jaͤger und einen Reut-Knecht, die Piſtolen und Pallaſche bey ſich hatten, mit ſich, und befahl, ihm immer auf etliche 20. Schritte nachzufolgen, wenn er aber ſte- hen bliebe, auch auf ihrer Stelle ſtehen zu bleiben. Er (C c 4)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/415>, abgerufen am 22.12.2024.