Jedoch, damit meine Erzählung nicht allzuweit- läufftig werden möge, will ich nur kurtz melden, daß mein Herr 6. Nacht und 5. gantzer Tage Zeit hatte, der Frau von E.* alles zu erzählen, was ihm begegnet war, denn am 5ten Tage gegen Abend kam der Herr von E.* erstlich von seiner Reise wie- der zurück, und erfreuete sich hertzlich, meinen Herrn gefund und in Freyheit in seinem Hause zu sehen, denn dessen Process-Sachen waren ihm gar ge- fährlich vorgebracht worden. Wir blieben also noch 3. Tage bey ihm, binnen welcher Zeit mein Herr den Herrn von E.* zum Ober-Aufseher ei- niger seiner da herum liegenden Güter bestellete, und ihm deßfalls schrifftliche Vollmacht ertheilete, auch vor seine Mühe ein und andere Revenüen anwiese, mit dem Bedinge: daß er dahin besorgt seyn solte, damit ihm seine Gelder richtig gezahlt, und par Wechsel nach Franckreich, oder wo er die- selben sonst hin verlangte, übermacht werden möch- ten. Hierauf theilete mein Herr abermahls reich- liche Geschencke aus/ die besten aber mochte die Frau von E.* wohl in Geheim von ihm empfangen haben, ohne das allerbeste Angedencken, welches sie seit der neulichsten Anwesenheit meines Herrn unter ihrem Hertzen trug, und ihm solches offenher- tzig kekannt und darbey gesagt hatte, daß ihr sol- ches am allerliebsten wäre, da sie in ihrem 6. jäh- rigen Ehestande noch niemahls so glücklich gewe- sen, hohes Leibes zu seyn. Eben dieses machte, daß sie beym Abschiede, alle Kräffte anspannen muste, ihren Jammer und Thränen zu verbergen, der
Herr
(B b 3)
ſchwiegenheit, und iſt mir ſonderlich gehorſam.
Jedoch, damit meine Erzaͤhlung nicht allzuweit- laͤufftig werden moͤge, will ich nur kurtz melden, daß mein Herr 6. Nacht und 5. gantzer Tage Zeit hatte, der Frau von E.* alles zu erzaͤhlen, was ihm begegnet war, denn am 5ten Tage gegen Abend kam der Herr von E.* erſtlich von ſeiner Reiſe wie- der zuruͤck, und erfreuete ſich hertzlich, meinen Herrn gefund und in Freyheit in ſeinem Hauſe zu ſehen, denn deſſen Proceſſ-Sachen waren ihm gar ge- faͤhrlich vorgebracht worden. Wir blieben alſo noch 3. Tage bey ihm, binnen welcher Zeit mein Herr den Herrn von E.* zum Ober-Aufſeher ei- niger ſeiner da herum liegenden Guͤter beſtellete, und ihm deßfalls ſchrifftliche Vollmacht ertheilete, auch vor ſeine Muͤhe ein und andere Revenüen anwieſe, mit dem Bedinge: daß er dahin beſorgt ſeyn ſolte, damit ihm ſeine Gelder richtig gezahlt, und par Wechſel nach Franckreich, oder wo er die- ſelben ſonſt hin verlangte, uͤbermacht werden moͤch- ten. Hierauf theilete mein Herr abermahls reich- liche Geſchencke aus/ die beſten aber mochte die Frau von E.* wohl in Geheim von ihm empfangen haben, ohne das allerbeſte Angedencken, welches ſie ſeit der neulichſten Anweſenheit meines Herrn unter ihrem Hertzen trug, und ihm ſolches offenher- tzig kekannt und darbey geſagt hatte, daß ihr ſol- ches am allerliebſten waͤre, da ſie in ihrem 6. jaͤh- rigen Eheſtande noch niemahls ſo gluͤcklich gewe- ſen, hohes Leibes zu ſeyn. Eben dieſes machte, daß ſie beym Abſchiede, alle Kraͤffte anſpannen muſte, ihren Jammer und Thraͤnen zu verbergen, der
Herr
(B b 3)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0397"n="389"/>ſchwiegenheit, und iſt mir ſonderlich gehorſam.</p><lb/><p>Jedoch, damit meine Erzaͤhlung nicht allzuweit-<lb/>
laͤufftig werden moͤge, will ich nur kurtz melden,<lb/>
daß mein Herr 6. Nacht und 5. gantzer Tage Zeit<lb/>
hatte, der Frau von <hirendition="#aq">E.</hi>* alles zu erzaͤhlen, was ihm<lb/>
begegnet war, denn am 5ten Tage gegen Abend<lb/>
kam der Herr von <hirendition="#aq">E.</hi>* erſtlich von ſeiner Reiſe wie-<lb/>
der zuruͤck, und erfreuete ſich hertzlich, meinen Herrn<lb/>
gefund und in Freyheit in ſeinem Hauſe zu ſehen,<lb/>
denn deſſen <hirendition="#aq">Proceſſ-</hi>Sachen waren ihm gar ge-<lb/>
faͤhrlich vorgebracht worden. Wir blieben alſo<lb/>
noch 3. Tage bey ihm, binnen welcher Zeit mein<lb/>
Herr den Herrn von <hirendition="#aq">E.</hi>* zum Ober-Aufſeher ei-<lb/>
niger ſeiner da herum liegenden Guͤter beſtellete,<lb/>
und ihm deßfalls ſchrifftliche Vollmacht ertheilete,<lb/>
auch vor ſeine Muͤhe ein und andere <hirendition="#aq">Revenüen</hi><lb/>
anwieſe, mit dem Bedinge: daß er dahin beſorgt<lb/>ſeyn ſolte, damit ihm ſeine Gelder richtig gezahlt,<lb/>
und <hirendition="#aq">par</hi> Wechſel nach Franckreich, oder wo er die-<lb/>ſelben ſonſt hin verlangte, uͤbermacht werden moͤch-<lb/>
ten. Hierauf theilete mein Herr abermahls reich-<lb/>
liche Geſchencke aus/ die beſten aber mochte die<lb/>
Frau von <hirendition="#aq">E.</hi>* wohl in Geheim von ihm empfangen<lb/>
haben, ohne das allerbeſte Angedencken, welches<lb/>ſie ſeit der neulichſten Anweſenheit meines Herrn<lb/>
unter ihrem Hertzen trug, und ihm ſolches offenher-<lb/>
tzig kekannt und darbey geſagt hatte, daß ihr ſol-<lb/>
ches am allerliebſten waͤre, da ſie in ihrem 6. jaͤh-<lb/>
rigen Eheſtande noch niemahls ſo gluͤcklich gewe-<lb/>ſen, hohes Leibes zu ſeyn. Eben dieſes machte, daß<lb/>ſie beym Abſchiede, alle Kraͤffte anſpannen muſte,<lb/>
ihren Jammer und Thraͤnen zu verbergen, der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(B b 3)</fw><fwplace="bottom"type="catch">Herr</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[389/0397]
ſchwiegenheit, und iſt mir ſonderlich gehorſam.
Jedoch, damit meine Erzaͤhlung nicht allzuweit-
laͤufftig werden moͤge, will ich nur kurtz melden,
daß mein Herr 6. Nacht und 5. gantzer Tage Zeit
hatte, der Frau von E.* alles zu erzaͤhlen, was ihm
begegnet war, denn am 5ten Tage gegen Abend
kam der Herr von E.* erſtlich von ſeiner Reiſe wie-
der zuruͤck, und erfreuete ſich hertzlich, meinen Herrn
gefund und in Freyheit in ſeinem Hauſe zu ſehen,
denn deſſen Proceſſ-Sachen waren ihm gar ge-
faͤhrlich vorgebracht worden. Wir blieben alſo
noch 3. Tage bey ihm, binnen welcher Zeit mein
Herr den Herrn von E.* zum Ober-Aufſeher ei-
niger ſeiner da herum liegenden Guͤter beſtellete,
und ihm deßfalls ſchrifftliche Vollmacht ertheilete,
auch vor ſeine Muͤhe ein und andere Revenüen
anwieſe, mit dem Bedinge: daß er dahin beſorgt
ſeyn ſolte, damit ihm ſeine Gelder richtig gezahlt,
und par Wechſel nach Franckreich, oder wo er die-
ſelben ſonſt hin verlangte, uͤbermacht werden moͤch-
ten. Hierauf theilete mein Herr abermahls reich-
liche Geſchencke aus/ die beſten aber mochte die
Frau von E.* wohl in Geheim von ihm empfangen
haben, ohne das allerbeſte Angedencken, welches
ſie ſeit der neulichſten Anweſenheit meines Herrn
unter ihrem Hertzen trug, und ihm ſolches offenher-
tzig kekannt und darbey geſagt hatte, daß ihr ſol-
ches am allerliebſten waͤre, da ſie in ihrem 6. jaͤh-
rigen Eheſtande noch niemahls ſo gluͤcklich gewe-
ſen, hohes Leibes zu ſeyn. Eben dieſes machte, daß
ſie beym Abſchiede, alle Kraͤffte anſpannen muſte,
ihren Jammer und Thraͤnen zu verbergen, der
Herr
(B b 3)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/397>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.