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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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baren Sachen allhier antraffen, die, wo
nicht eben uns, doch unsern Nachkommen,
noch wohl dienlich seyn können.
(*)

Hierauf
(*) Hier hat Mons. Eberhard, vielleicht aus besondern Ur-
sachen, die ich, Gisander vollkommen zu errathen,
mir eben nicht getraue, etwas kurtz und verblümt
von der Sache geschrieben, denn als ich, nachdem
mich der Capitain Horn, da er glücklich in Europa
angeländet, zu sich kommen lassen, eines Abends in
Vorlesung des Manuscripts auf diese Passage kam,
sagte er, der Capitain Horn, selbst im Vertrauen zu
mir: "Hier ist Eberhard mit dem Flederwische"
drüber her gefahren, und hat nicht so aufrich-"
tig als sonst geschrieben, denn ich versichere"
euch, mein Herr! daß in der einen Cammer ein"
unschätzbarer Schatz von Gold-Klumpen,"
Gold-Scheiben, Gold-Stangen, Diamanten"
und andern kostbaren Steinen gefunden, und"
so wohl als die Götzen-Vilder nach Groß-Fel-"
senburg geschafft worden. Wenn ich (fuhr der"
Capitain Horn gegen mich fort) mich nicht be-"
reits vollkommen in die angenehme Lebens-"
Art der Felsenburger verliebt, auch mir ein"
überaus schönes Bild daselbst zur künfftigen"
Ehe Gattin auserwählt, mich mit ihr verspro-"
chen, und die gröste Lust gehabt, meine übrige"
Lebens-Zeit auf dieser Jnsul zuzubringen;"
würde ich ohnfehlbar meinen Theil von diesen"
unter der Erde gefundenen Schätzen gefordert"
haben. So aber dachte ich: was ist dir Gold,"
Geld und Gut nütze, da du nicht in Europa,"
sondern allhier verbleiben wilst? Zudem, so ha-"
ben sie mir mehr Gold und Geld mitgegeben,"
als ich verlangt und nöthig habe. Aber das ist"
wahr, daß die Felsenburger Königreiche kauffen"
und

baren Sachen allhier antraffen, die, wo
nicht eben uns, doch unſern Nachkommen,
noch wohl dienlich ſeyn koͤnnen.
(*)

Hierauf
(*) Hier hat Monſ. Eberhard, vielleicht aus beſondern Ur-
ſachen, die ich, Giſander vollkommen zu errathen,
mir eben nicht getraue, etwas kurtz und verbluͤmt
von der Sache geſchrieben, denn als ich, nachdem
mich der Capitain Horn, da er gluͤcklich in Europa
angelaͤndet, zu ſich kommen laſſen, eines Abends in
Vorleſung des Manuſcripts auf dieſe Paſſage kam,
ſagte er, der Capitain Horn, ſelbſt im Vertrauen zu
mir: „Hier iſt Eberhard mit dem Flederwiſche„
druͤber her gefahren, und hat nicht ſo aufrich-„
tig als ſonſt geſchrieben, denn ich verſichere„
euch, mein Herr! daß in der einen Cammer ein„
unſchaͤtzbarer Schatz von Gold-Klumpen,„
Gold-Scheiben, Gold-Stangen, Diamanten„
und andern koſtbaren Steinen gefunden, und„
ſo wohl als die Goͤtzen-Vilder nach Groß-Fel-„
ſenburg geſchafft worden. Wenn ich (fuhr der„
Capitain Horn gegen mich fort) mich nicht be-„
reits vollkommen in die angenehme Lebens-„
Art der Felſenburger verliebt, auch mir ein„
uͤberaus ſchoͤnes Bild daſelbſt zur kuͤnfftigen„
Ehe Gattin auserwaͤhlt, mich mit ihr verſpro-„
chen, und die groͤſte Luſt gehabt, meine uͤbrige„
Lebens-Zeit auf dieſer Jnſul zuzubringen;„
wuͤrde ich ohnfehlbar meinen Theil von dieſen„
unter der Erde gefundenen Schaͤtzen gefordert„
haben. So aber dachte ich: was iſt dir Gold,„
Geld und Gut nuͤtze, da du nicht in Europa,„
ſondern allhier verbleiben wilſt? Zudem, ſo ha-„
ben ſie mir mehr Gold und Geld mitgegeben,„
als ich verlangt und noͤthig habe. Aber das iſt„
wahr, daß die Felſenburger Koͤnigreiche kauffen„
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[331/0339] baren Sachen allhier antraffen, die, wo nicht eben uns, doch unſern Nachkommen, noch wohl dienlich ſeyn koͤnnen. (*) Hierauf (*) Hier hat Monſ. Eberhard, vielleicht aus beſondern Ur- ſachen, die ich, Giſander vollkommen zu errathen, mir eben nicht getraue, etwas kurtz und verbluͤmt von der Sache geſchrieben, denn als ich, nachdem mich der Capitain Horn, da er gluͤcklich in Europa angelaͤndet, zu ſich kommen laſſen, eines Abends in Vorleſung des Manuſcripts auf dieſe Paſſage kam, ſagte er, der Capitain Horn, ſelbſt im Vertrauen zu mir: „Hier iſt Eberhard mit dem Flederwiſche„ druͤber her gefahren, und hat nicht ſo aufrich-„ tig als ſonſt geſchrieben, denn ich verſichere„ euch, mein Herr! daß in der einen Cammer ein„ unſchaͤtzbarer Schatz von Gold-Klumpen,„ Gold-Scheiben, Gold-Stangen, Diamanten„ und andern koſtbaren Steinen gefunden, und„ ſo wohl als die Goͤtzen-Vilder nach Groß-Fel-„ ſenburg geſchafft worden. Wenn ich (fuhr der„ Capitain Horn gegen mich fort) mich nicht be-„ reits vollkommen in die angenehme Lebens-„ Art der Felſenburger verliebt, auch mir ein„ uͤberaus ſchoͤnes Bild daſelbſt zur kuͤnfftigen„ Ehe Gattin auserwaͤhlt, mich mit ihr verſpro-„ chen, und die groͤſte Luſt gehabt, meine uͤbrige„ Lebens-Zeit auf dieſer Jnſul zuzubringen;„ wuͤrde ich ohnfehlbar meinen Theil von dieſen„ unter der Erde gefundenen Schaͤtzen gefordert„ haben. So aber dachte ich: was iſt dir Gold,„ Geld und Gut nuͤtze, da du nicht in Europa,„ ſondern allhier verbleiben wilſt? Zudem, ſo ha-„ ben ſie mir mehr Gold und Geld mitgegeben,„ als ich verlangt und noͤthig habe. Aber das iſt„ wahr, daß die Felſenburger Koͤnigreiche kauffen„ und

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/339>, abgerufen am 22.11.2024.