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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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daß sich nichts schieben solte, und wir also ohne alle
Gefahr, nicht nur darüber gehen, sondern auch
wohl ziemliche Lasten hätten tragen können.

Etwa 2. Stunden über Mittag war also die
gantze Brücke fertig, allein, wir hielten nicht vor
rathsam, gegen den Abend oder die Nacht zu,
die jenseitige Klufft zu untersuchen, oder den grossen
Berg zu beklettern, sondern es lieber zu sparen biß
Morgen früh, damit wir den Tag vor uns hätten;
was mir aber am besten gefiel, war dieses, daß
der Capitain Horn seine Leute befehligte, nach ih-
ren Hütten umzukehren, und zwar unter dem
Vorwande, daß sie nicht so viel an ihrer Schiffs-
Arbeit verabsäumen möchten/ ausserdem so wäre
eine so gar starcke Compagnie bey dergleichen
Vornehmen, als wir hätten, nur beschwerlich,
wenn wir aber ja etwas curieuses finden solten,
wolten wir ihnen schon Nachricht davon geben,
damit sie es hernach mahls nach Belieben auch in
Augenschein nehmen könten, weiln ja der Weg of-
fen bliebe, u. s. w.

Die guten Leute liessen sich so gleich weisen,
parirten Commando, gingen frölich zurück, und
versprachen, Morgen gegen Abend eine gute Mahl-
zeit vor uns zuzubereiten. Als sie fort waren,
legten ich und diejenigen/ welche in vergangener
Nacht gar nicht geschlaffen hatten, uns in etwas
zur Ruhe, und schlieffen indessen, da die andern, so
geschlaffen hatten, Wechsels-weise zu wachen ver-
sprochen, sehr wohl, biß ein paar Stunden nach
Untergang der Sonnen. Mittlerweile war von
den munter gebliebenen ein groß Feuer angemacht

wor-

daß ſich nichts ſchieben ſolte, und wir alſo ohne alle
Gefahr, nicht nur daruͤber gehen, ſondern auch
wohl ziemliche Laſten haͤtten tragen koͤnnen.

Etwa 2. Stunden uͤber Mittag war alſo die
gantze Bruͤcke fertig, allein, wir hielten nicht vor
rathſam, gegen den Abend oder die Nacht zu,
die jenſeitige Klufft zu unterſuchen, oder den groſſen
Berg zu beklettern, ſondern es lieber zu ſparen biß
Morgen fruͤh, damit wir den Tag vor uns haͤtten;
was mir aber am beſten gefiel, war dieſes, daß
der Capitain Horn ſeine Leute befehligte, nach ih-
ren Huͤtten umzukehren, und zwar unter dem
Vorwande, daß ſie nicht ſo viel an ihrer Schiffs-
Arbeit verabſaͤumen moͤchten/ auſſerdem ſo waͤre
eine ſo gar ſtarcke Compagnie bey dergleichen
Vornehmen, als wir haͤtten, nur beſchwerlich,
wenn wir aber ja etwas curieuſes finden ſolten,
wolten wir ihnen ſchon Nachricht davon geben,
damit ſie es hernach mahls nach Belieben auch in
Augenſchein nehmen koͤnten, weiln ja der Weg of-
fen bliebe, u. ſ. w.

Die guten Leute lieſſen ſich ſo gleich weiſen,
parirten Commando, gingen froͤlich zuruͤck, und
verſprachen, Morgen gegen Abend eine gute Mahl-
zeit vor uns zuzubereiten. Als ſie fort waren,
legten ich und diejenigen/ welche in vergangener
Nacht gar nicht geſchlaffen hatten, uns in etwas
zur Ruhe, und ſchlieffen indeſſen, da die andern, ſo
geſchlaffen hatten, Wechſels-weiſe zu wachen ver-
ſprochen, ſehr wohl, biß ein paar Stunden nach
Untergang der Sonnen. Mittlerweile war von
den munter gebliebenen ein groß Feuer angemacht

wor-
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[314/0322] daß ſich nichts ſchieben ſolte, und wir alſo ohne alle Gefahr, nicht nur daruͤber gehen, ſondern auch wohl ziemliche Laſten haͤtten tragen koͤnnen. Etwa 2. Stunden uͤber Mittag war alſo die gantze Bruͤcke fertig, allein, wir hielten nicht vor rathſam, gegen den Abend oder die Nacht zu, die jenſeitige Klufft zu unterſuchen, oder den groſſen Berg zu beklettern, ſondern es lieber zu ſparen biß Morgen fruͤh, damit wir den Tag vor uns haͤtten; was mir aber am beſten gefiel, war dieſes, daß der Capitain Horn ſeine Leute befehligte, nach ih- ren Huͤtten umzukehren, und zwar unter dem Vorwande, daß ſie nicht ſo viel an ihrer Schiffs- Arbeit verabſaͤumen moͤchten/ auſſerdem ſo waͤre eine ſo gar ſtarcke Compagnie bey dergleichen Vornehmen, als wir haͤtten, nur beſchwerlich, wenn wir aber ja etwas curieuſes finden ſolten, wolten wir ihnen ſchon Nachricht davon geben, damit ſie es hernach mahls nach Belieben auch in Augenſchein nehmen koͤnten, weiln ja der Weg of- fen bliebe, u. ſ. w. Die guten Leute lieſſen ſich ſo gleich weiſen, parirten Commando, gingen froͤlich zuruͤck, und verſprachen, Morgen gegen Abend eine gute Mahl- zeit vor uns zuzubereiten. Als ſie fort waren, legten ich und diejenigen/ welche in vergangener Nacht gar nicht geſchlaffen hatten, uns in etwas zur Ruhe, und ſchlieffen indeſſen, da die andern, ſo geſchlaffen hatten, Wechſels-weiſe zu wachen ver- ſprochen, ſehr wohl, biß ein paar Stunden nach Untergang der Sonnen. Mittlerweile war von den munter gebliebenen ein groß Feuer angemacht wor-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/322>, abgerufen am 22.11.2024.