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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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vor hätte, worbey seine Gegenwart unumgänglich
erfodert würde, über dieses so wäre er Zeit seines
Hierseyns, schon viermahl den Berg von allen
Seiten, in Gesellschafft aller seiner Leute zu bestei-
gen, so curieux gewesen, allein sie hätten wenig
Plaisir darauf gefunden, und nichts darvon getra-
gen, als müde Beine. Also liessen wir ihn da-
bleiben, bathen uns auf den morgenden Tag ein
gutes Mittags-Brod aus, indem wir uns nicht
zu starck strapaziren, sondern des Nachts unter-
wegs bleiben und ausruhen wolten; marchirten
also fort, gelangten auch eben um die Mittags-
Zeit am Fusse des Berges an.

Weil wir nun vor einigen Jahren an der
Ost-Sud-Seite den Berg hinan gestiegen wa-
ren, so war mein Rath, daß wir denselben voritzo
an der Nord-West-Ecke hinauf beklettern wolten.
Einige redeten zwar darwider, weil es auf dieser
Seite gar zu uneben und steinig wäre, allein,
Mons. van Blac fiel meiner Meynung vor allen an-
dern bey, indem er vorstellete, daß, obgleich der
Berg allhier umbequemer zu besteigen wäre, so
hätten wir hergegen die Last nicht, daß uns die Son-
ne so starck auf den Leib und ins Gesichte brenne-
te, also folgten alle dem van Blac und mir nach.

Es war aber in Wahrheit ein rechter Mord-
Weg, denn ob wir gleich keine steile Klippen zu er-
klettern hatten, sondern immer Schlangen-weise
zwischen grossen Hügeln gerade ansgehen konten,
so war doch der Fuß Boden wegen der grossen
und kleinen Schiefer-und Sand-Steine, die vom
Regen und Wettter dahinein gebracht waren, der-

gestalt

vor haͤtte, worbey ſeine Gegenwart unumgaͤnglich
erfodert wuͤrde, uͤber dieſes ſo waͤre er Zeit ſeines
Hierſeyns, ſchon viermahl den Berg von allen
Seiten, in Geſellſchafft aller ſeiner Leute zu beſtei-
gen, ſo curieux geweſen, allein ſie haͤtten wenig
Plaiſir darauf gefunden, und nichts darvon getra-
gen, als muͤde Beine. Alſo lieſſen wir ihn da-
bleiben, bathen uns auf den morgenden Tag ein
gutes Mittags-Brod aus, indem wir uns nicht
zu ſtarck ſtrapaziren, ſondern des Nachts unter-
wegs bleiben und ausruhen wolten; marchirten
alſo fort, gelangten auch eben um die Mittags-
Zeit am Fuſſe des Berges an.

Weil wir nun vor einigen Jahren an der
Oſt-Sud-Seite den Berg hinan geſtiegen wa-
ren, ſo war mein Rath, daß wir denſelben voritzo
an der Nord-Weſt-Ecke hinauf beklettern wolten.
Einige redeten zwar darwider, weil es auf dieſer
Seite gar zu uneben und ſteinig waͤre, allein,
Monſ. van Blac fiel meiner Meynung vor allen an-
dern bey, indem er vorſtellete, daß, obgleich der
Berg allhier umbequemer zu beſteigen waͤre, ſo
haͤtten wir hergegen die Laſt nicht, daß uns die Son-
ne ſo ſtarck auf den Leib und ins Geſichte brenne-
te, alſo folgten alle dem van Blac und mir nach.

Es war aber in Wahrheit ein rechter Mord-
Weg, denn ob wir gleich keine ſteile Klippen zu er-
klettern hatten, ſondern immer Schlangen-weiſe
zwiſchen groſſen Huͤgeln gerade anſgehen konten,
ſo war doch der Fuß Boden wegen der groſſen
und kleinen Schiefer-und Sand-Steine, die vom
Regen und Wettter dahinein gebracht waren, der-

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[303/0311] vor haͤtte, worbey ſeine Gegenwart unumgaͤnglich erfodert wuͤrde, uͤber dieſes ſo waͤre er Zeit ſeines Hierſeyns, ſchon viermahl den Berg von allen Seiten, in Geſellſchafft aller ſeiner Leute zu beſtei- gen, ſo curieux geweſen, allein ſie haͤtten wenig Plaiſir darauf gefunden, und nichts darvon getra- gen, als muͤde Beine. Alſo lieſſen wir ihn da- bleiben, bathen uns auf den morgenden Tag ein gutes Mittags-Brod aus, indem wir uns nicht zu ſtarck ſtrapaziren, ſondern des Nachts unter- wegs bleiben und ausruhen wolten; marchirten alſo fort, gelangten auch eben um die Mittags- Zeit am Fuſſe des Berges an. Weil wir nun vor einigen Jahren an der Oſt-Sud-Seite den Berg hinan geſtiegen wa- ren, ſo war mein Rath, daß wir denſelben voritzo an der Nord-Weſt-Ecke hinauf beklettern wolten. Einige redeten zwar darwider, weil es auf dieſer Seite gar zu uneben und ſteinig waͤre, allein, Monſ. van Blac fiel meiner Meynung vor allen an- dern bey, indem er vorſtellete, daß, obgleich der Berg allhier umbequemer zu beſteigen waͤre, ſo haͤtten wir hergegen die Laſt nicht, daß uns die Son- ne ſo ſtarck auf den Leib und ins Geſichte brenne- te, alſo folgten alle dem van Blac und mir nach. Es war aber in Wahrheit ein rechter Mord- Weg, denn ob wir gleich keine ſteile Klippen zu er- klettern hatten, ſondern immer Schlangen-weiſe zwiſchen groſſen Huͤgeln gerade anſgehen konten, ſo war doch der Fuß Boden wegen der groſſen und kleinen Schiefer-und Sand-Steine, die vom Regen und Wettter dahinein gebracht waren, der- geſtalt

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/311>, abgerufen am 22.11.2024.