rungs-Mittel befanden. Mit aufgehender Son- ne erwachte ich, und spürete, daß mir im Leibe ziemlich wohl war, nur die Wunde am Haupte fing mich an zu schmertzen, ich konte aber nichts daran thun, als dieselbe| mit See-Wasser aus- waschen. Es war dieses ein sehr heisser Tag, denn die Sonne brannte wegen der stillen Lufft gewaltig, derowegen plagte mich der Durst mehr als der Hunger, und ich meinete nichts anders, als daß ich verschmachten müste, jedoch die Güte des Himmels hatte in der folgenden Nacht mein Fahrzeug derge- stalt an eine aus der See hervor ragende Klippe getrieben, daß ich gantz commode absteigen und an dieser Klippe hinauf klettern konte. Was mich am meisten ergötzte, war dieses, daß ich in einer Klufft derselben ein ziemlich Theil süß Wasser an- traff, welches von dem neulichen Regen daselbst zu- sammen gelauffen war. Wenn ich sonsten diese Klippe beschreiben soll, so war sie, meines Erach- tens, mit ihrer höchsten Spitze nicht höher als 50. biß 60. Ellen, und bey damahliger See etwa an ihrem Fusse 80. biß höchstens 100. Schritt im Um- fange, allein, man konte nicht rings um dieselbe herum gehen, weil es als ein steiler Thurm und an theils Orten das Wasser gar zu nahe anschlug, an zwey Orten aber sahe man unten eine kleine Ebene von 10. biß 12. Schritten lang, aber nicht gar zu breit. Biß auf die halbe Höhe konte man diesen Felsen besteigen, und da fand sich ein Absatz, allwo, wie in einem Bette, 3. biß 4. Personen neben einan- der liegen konten, sonsten aber fanden sich wenig Stuffen, wo etwa 2. oder 3. neben einander hät-
ten
rungs-Mittel befanden. Mit aufgehender Son- ne erwachte ich, und ſpuͤrete, daß mir im Leibe ziemlich wohl war, nur die Wunde am Haupte fing mich an zu ſchmertzen, ich konte aber nichts daran thun, als dieſelbe| mit See-Waſſer aus- waſchen. Es war dieſes ein ſehr heiſſer Tag, denn die Sonne brannte wegen der ſtillen Lufft gewaltig, derowegen plagte mich der Durſt mehr als der Hunger, und ich meinete nichts anders, als daß ich verſchmachten muͤſte, jedoch die Guͤte des Himmels hatte in der folgenden Nacht mein Fahrzeug derge- ſtalt an eine aus der See hervor ragende Klippe getrieben, daß ich gantz commode abſteigen und an dieſer Klippe hinauf klettern konte. Was mich am meiſten ergoͤtzte, war dieſes, daß ich in einer Klufft derſelben ein ziemlich Theil ſuͤß Waſſer an- traff, welches von dem neulichen Regen daſelbſt zu- ſammen gelauffen war. Wenn ich ſonſten dieſe Klippe beſchreiben ſoll, ſo war ſie, meines Erach- tens, mit ihrer hoͤchſten Spitze nicht hoͤher als 50. biß 60. Ellen, und bey damahliger See etwa an ihrem Fuſſe 80. biß hoͤchſtens 100. Schritt im Um- fange, allein, man konte nicht rings um dieſelbe herum gehen, weil es als ein ſteiler Thurm und an theils Orten das Waſſer gar zu nahe anſchlug, an zwey Orten aber ſahe man unten eine kleine Ebene von 10. biß 12. Schritten lang, aber nicht gar zu breit. Biß auf die halbe Hoͤhe konte man dieſen Felſen beſteigen, und da fand ſich ein Abſatz, allwo, wie in einem Bette, 3. biß 4. Perſonen neben einan- der liegen konten, ſonſten aber fanden ſich wenig Stuffen, wo etwa 2. oder 3. neben einander haͤt-
ten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0268"n="260"/>
rungs-Mittel befanden. Mit aufgehender Son-<lb/>
ne erwachte ich, und ſpuͤrete, daß mir im Leibe<lb/>
ziemlich wohl war, nur die Wunde am Haupte<lb/>
fing mich an zu ſchmertzen, ich konte aber nichts<lb/>
daran thun, als dieſelbe| mit See-Waſſer aus-<lb/>
waſchen. Es war dieſes ein ſehr heiſſer Tag, denn<lb/>
die Sonne brannte wegen der ſtillen Lufft gewaltig,<lb/>
derowegen plagte mich der Durſt mehr als der<lb/>
Hunger, und ich meinete nichts anders, als daß ich<lb/>
verſchmachten muͤſte, jedoch die Guͤte des Himmels<lb/>
hatte in der folgenden Nacht mein Fahrzeug derge-<lb/>ſtalt an eine aus der See hervor ragende Klippe<lb/>
getrieben, daß ich gantz <hirendition="#aq">commode</hi> abſteigen und<lb/>
an dieſer Klippe hinauf klettern konte. Was mich<lb/>
am meiſten ergoͤtzte, war dieſes, daß ich in einer<lb/>
Klufft derſelben ein ziemlich Theil ſuͤß Waſſer an-<lb/>
traff, welches von dem neulichen Regen daſelbſt zu-<lb/>ſammen gelauffen war. Wenn ich ſonſten dieſe<lb/>
Klippe beſchreiben ſoll, ſo war ſie, meines Erach-<lb/>
tens, mit ihrer hoͤchſten Spitze nicht hoͤher als 50.<lb/>
biß 60. Ellen, und bey damahliger See etwa an<lb/>
ihrem Fuſſe 80. biß hoͤchſtens 100. Schritt im Um-<lb/>
fange, allein, man konte nicht rings um dieſelbe<lb/>
herum gehen, weil es als ein ſteiler Thurm und an<lb/>
theils Orten das Waſſer gar zu nahe anſchlug, an<lb/>
zwey Orten aber ſahe man unten eine kleine Ebene<lb/>
von 10. biß 12. Schritten lang, aber nicht gar zu<lb/>
breit. Biß auf die halbe Hoͤhe konte man dieſen<lb/>
Felſen beſteigen, und da fand ſich ein Abſatz, allwo,<lb/>
wie in einem Bette, 3. biß 4. Perſonen neben einan-<lb/>
der liegen konten, ſonſten aber fanden ſich wenig<lb/>
Stuffen, wo etwa 2. oder 3. neben einander haͤt-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ten</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[260/0268]
rungs-Mittel befanden. Mit aufgehender Son-
ne erwachte ich, und ſpuͤrete, daß mir im Leibe
ziemlich wohl war, nur die Wunde am Haupte
fing mich an zu ſchmertzen, ich konte aber nichts
daran thun, als dieſelbe| mit See-Waſſer aus-
waſchen. Es war dieſes ein ſehr heiſſer Tag, denn
die Sonne brannte wegen der ſtillen Lufft gewaltig,
derowegen plagte mich der Durſt mehr als der
Hunger, und ich meinete nichts anders, als daß ich
verſchmachten muͤſte, jedoch die Guͤte des Himmels
hatte in der folgenden Nacht mein Fahrzeug derge-
ſtalt an eine aus der See hervor ragende Klippe
getrieben, daß ich gantz commode abſteigen und
an dieſer Klippe hinauf klettern konte. Was mich
am meiſten ergoͤtzte, war dieſes, daß ich in einer
Klufft derſelben ein ziemlich Theil ſuͤß Waſſer an-
traff, welches von dem neulichen Regen daſelbſt zu-
ſammen gelauffen war. Wenn ich ſonſten dieſe
Klippe beſchreiben ſoll, ſo war ſie, meines Erach-
tens, mit ihrer hoͤchſten Spitze nicht hoͤher als 50.
biß 60. Ellen, und bey damahliger See etwa an
ihrem Fuſſe 80. biß hoͤchſtens 100. Schritt im Um-
fange, allein, man konte nicht rings um dieſelbe
herum gehen, weil es als ein ſteiler Thurm und an
theils Orten das Waſſer gar zu nahe anſchlug, an
zwey Orten aber ſahe man unten eine kleine Ebene
von 10. biß 12. Schritten lang, aber nicht gar zu
breit. Biß auf die halbe Hoͤhe konte man dieſen
Felſen beſteigen, und da fand ſich ein Abſatz, allwo,
wie in einem Bette, 3. biß 4. Perſonen neben einan-
der liegen konten, ſonſten aber fanden ſich wenig
Stuffen, wo etwa 2. oder 3. neben einander haͤt-
ten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/268>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.