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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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meine allhier gegenwärtige Tochter mit 2000.
Frantz-Gulden nach Schweden zu einer Anver-
wandtin von ihrer Mutter; meinem Sohne, der da-
mahls auf der Universität zu Leipzig studirte, schickte
ich nebst einem lamentablen Briefe, worinnen ich
ihm mein zugestossenes Unglück vermeldete, eben so
viel, und trat ohne jemands Vermercken eine Reise
nach Portugall an, um von dannen mit einem guten
Freunde und Correspondenten die Tour entweder
nach Ost- oder West-Jndien zu thun, und zu probi-
ren, ob ich daselbst mein verlohrnes Glück wieder
günstiger, oder den Todt finden könte.

Jch machte mir kein Bedencken, meinem Portu-
giesischen Freunde und bißherigen starcken Corre-
sponden
ten, der sich Don Juan d'Ascoli nennete, mei-
ne gehabten Unglücks-Fälle ausführlich zu erzehlen,
zeigte ihm auch mein überbliebenes Capital, wor-
auf er so gütig war, noch eine starcke Summe dar-
zu zu schiessen und noch ein Schiff vor mich in Be-
schlag zu nehmen, auch mit mir in Compagnie der
Flotte, welche jährlich von den Portugiesen nach
Brasilien geschickt wird, dahin abzuseegeln.

Die Fahrt war diesesmahl sehr verdrießlich wegen
der vielfältigen Stürme, doch endlich langeten wir
glücklich in der ungemein grossen Bay vor S. Salvator
an, welche sehr tief, aber sehr beqvem und sicher ist, es
könten auch wohl auf die 2000. Schiffe, einander
ohngehindert, darinnen liegen. Wir stiegen aus
und nahmen unser Quartier in der Stadt, welches
die Haupt-Stadt in gantz Brasilien dabey sehr groß,
trefflich gebauet, reich und mit 3. Castellen wohl ver-
wahrt ist. Die Einwohner sind dem Fressen, Sauf-

fen

meine allhier gegenwaͤrtige Tochter mit 2000.
Frantz-Gulden nach Schweden zu einer Anver-
wandtin von ihrer Mutter; meinem Sohne, der da-
mahls auf der Univerſitaͤt zu Leipzig ſtudirte, ſchickte
ich nebſt einem lamentablen Briefe, worinnen ich
ihm mein zugeſtoſſenes Ungluͤck vermeldete, eben ſo
viel, und trat ohne jemands Vermercken eine Reiſe
nach Portugall an, um von dannen mit einem guten
Freunde und Correſpondenten die Tour entweder
nach Oſt- oder Weſt-Jndien zu thun, und zu probi-
ren, ob ich daſelbſt mein verlohrnes Gluͤck wieder
guͤnſtiger, oder den Todt finden koͤnte.

Jch machte mir kein Bedencken, meinem Portu-
gieſiſchen Freunde und bißherigen ſtarcken Corre-
ſponden
ten, der ſich Don Juan d’Aſcoli nennete, mei-
ne gehabten Ungluͤcks-Faͤlle ausfuͤhrlich zu erzehlen,
zeigte ihm auch mein uͤberbliebenes Capital, wor-
auf er ſo guͤtig war, noch eine ſtarcke Summe dar-
zu zu ſchieſſen und noch ein Schiff vor mich in Be-
ſchlag zu nehmen, auch mit mir in Compagnie der
Flotte, welche jaͤhrlich von den Portugieſen nach
Braſilien geſchickt wird, dahin abzuſeegeln.

Die Fahrt war dieſesmahl ſehr verdrießlich wegen
der vielfaͤltigen Stuͤrme, doch endlich langeten wir
gluͤcklich in der ungemein groſſen Bay vor S. Salvator
an, welche ſehr tief, aber ſehr beqvem und ſicher iſt, es
koͤnten auch wohl auf die 2000. Schiffe, einander
ohngehindert, darinnen liegen. Wir ſtiegen aus
und nahmen unſer Quartier in der Stadt, welches
die Haupt-Stadt in gantz Braſilien dabey ſehr groß,
trefflich gebauet, reich und mit 3. Caſtellen wohl ver-
wahrt iſt. Die Einwohner ſind dem Freſſen, Sauf-

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[18/0026] meine allhier gegenwaͤrtige Tochter mit 2000. Frantz-Gulden nach Schweden zu einer Anver- wandtin von ihrer Mutter; meinem Sohne, der da- mahls auf der Univerſitaͤt zu Leipzig ſtudirte, ſchickte ich nebſt einem lamentablen Briefe, worinnen ich ihm mein zugeſtoſſenes Ungluͤck vermeldete, eben ſo viel, und trat ohne jemands Vermercken eine Reiſe nach Portugall an, um von dannen mit einem guten Freunde und Correſpondenten die Tour entweder nach Oſt- oder Weſt-Jndien zu thun, und zu probi- ren, ob ich daſelbſt mein verlohrnes Gluͤck wieder guͤnſtiger, oder den Todt finden koͤnte. Jch machte mir kein Bedencken, meinem Portu- gieſiſchen Freunde und bißherigen ſtarcken Corre- ſpondenten, der ſich Don Juan d’Aſcoli nennete, mei- ne gehabten Ungluͤcks-Faͤlle ausfuͤhrlich zu erzehlen, zeigte ihm auch mein uͤberbliebenes Capital, wor- auf er ſo guͤtig war, noch eine ſtarcke Summe dar- zu zu ſchieſſen und noch ein Schiff vor mich in Be- ſchlag zu nehmen, auch mit mir in Compagnie der Flotte, welche jaͤhrlich von den Portugieſen nach Braſilien geſchickt wird, dahin abzuſeegeln. Die Fahrt war dieſesmahl ſehr verdrießlich wegen der vielfaͤltigen Stuͤrme, doch endlich langeten wir gluͤcklich in der ungemein groſſen Bay vor S. Salvator an, welche ſehr tief, aber ſehr beqvem und ſicher iſt, es koͤnten auch wohl auf die 2000. Schiffe, einander ohngehindert, darinnen liegen. Wir ſtiegen aus und nahmen unſer Quartier in der Stadt, welches die Haupt-Stadt in gantz Braſilien dabey ſehr groß, trefflich gebauet, reich und mit 3. Caſtellen wohl ver- wahrt iſt. Die Einwohner ſind dem Freſſen, Sauf- fen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/26>, abgerufen am 24.11.2024.